Rommerskirchen Gillbachbühne bietet rasantes Spektakel

Rommerskirchen · Die Aufführung der Komödie "Ein Floh im Ohr" von Georges Feydeau erwies sich als Glücksgriff zum 30. Geburtstag des Theatervereins. Ein herrlicher Irrwitz, bei dem sich zum Schluss alle Verwicklungen in Wohlgefallen auflösen.

Am Ende des Dreiakters "Ein Floh im Ohr" von Georges Feydeau ist eigentlich gar nichts passiert. Ereignet hat sich jedoch bei der "Geburtstagsvorstellung" des inzwischen 30 Jahre alten Theatervereins Gillbachbühne derart viel, dass sich das zuweilen von Lachsalven geschüttelte Publikum nicht eine Sekunde langweilte. Alle Bühnenpaare blieben einander ungeachtet des stets in der Luft liegenden Gegenteils letztlich treu, doch der Weg zu dieser Erkenntnis war unübersehbar reich an Turbulenzen.

"Ein Gramm Verwicklung, ein Gramm Pikanterie, ein Gramm Beobachtung" sind nach Feydeaus Worten die Zutaten seiner Komödien. Nicht umsonst gilt das Stück des hie und da mit Molière verglichenen Autors als eine der rasantesten Verwicklungskomödien der Theatergeschichte. Vom Paris des frühen 20. Jahrhunderts haben Regisseur Helmut Schmitz und seine Assistentin Verena Engels das Stück ins Köln der Gegenwart verlegt. Bis dieser Prozess in allen (textlichen) Nuancen abgeschlossen war, "hat es drei Monate gedauert", erzählt Schmitz, der seit dem ersten Stück 1987 bei der Gillbachbühne Regie führt. Geschadet hat es dem Boulevard-Klassiker nicht - so jeck wie Paris ist Köln schließlich allemal.

Wegen erwiesener Unlust im Ehebett gerät der geplagte Ernst August Sagebiel (gespielt von Herbert Schroers) bei seiner Reinhild (Claudia Zillmer) in den Verdacht außerehelicher Aktivitäten. Sie überredet ihre Freundin Christina (Ingrid Schmitz) dazu, ihn per parfümiertem Brief zum Techtelmechtel in ein Etablissement mit ebenso schlechtem Ruf wie prominenter Kundschaft zu lotsen. Da der geplagte Ernst August auch auf Seitensprünge partout keine Lust hat, schickt er seinen Freund Rüdiger Rothaus (André Steinbis), womit der Reigen der Missverständnisse seinen Lauf nimmt.

In dem Lokal, das niemand wegen der charakterlichen Vorzüge seiner Bewohnerinnen aufsucht, gibt es dann ein illustres Stelldichein. Etablissement-Chefin (Alexandra Korschefsky) führt dort ein skurril-strammes Regiment, während Christinas Ehemann (Bernd Bausen) eifersüchtig durch die Szenerie kollert und nur durch die Gunst der Umstände niemanden erschießt. Dass Hausdiener Jakob (gleichfalls von Herbert Schroers gespielt) ein Doppelgänger des völlig ahnungslosen Ernst August ist, treibt den Irrwitz dann vollends auf die Spitze, ehe sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst.

Erklärte Fans der Gillbachbühne sind Adi Deutzmann vom Förderverein Vanikum und Frank Eichinger, der Chef der St. Sebastianus-Bruderschaft. "Besser als manch ein Profi", lautet Deutzmanns Befund zu den Darstellern aus dem Ensemble, dem Eichinger in dieser Beurteilung beipflichtet. Von besonderer Qualität ist nach Eichingers Geschmack nicht zuletzt stets das auch diesmal wieder allseits hoch gelobte Bühnenbild. Das viel beachtete "Drehbett" hatte Ursula Dzinbala konstruiert.

(NGZ)
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