Rommerskirchen Funde aus der Römerzeit?

Rommerskirchen · Unweit des künftigen Baugebiets am Fronhof gab es möglicherweise eine Römervilla. Damit rechnet Bodendenkmalschutzbeauftragter Manfred Hundt. Grund für die Vermutung: Ein gefundenes Skelett.

In der Archäologenzunft ist Rommerskirchen längst über den Status eines bloßen Geheimtipps hinaus. Dafür haben spektakuläre Funde in den vergangenen Jahrzehnten gesorgt. Werden neue Baugebiete ausgewiesen, tun die politisch Verantwortlichen dies inzwischen vielfach mit einem mulmigen Gefühl. Was durchaus verständlich ist: Einen "zweistelligen Millionenbetrag" haben die Gemeinde laut Bürgermeister Albert Glöckner die 600 Frankengräber gekostet, die zwischen 2005 und 2007 im Bereich des Nettesheimer Wegs freigelegt wurden.

Manfred Hundt, seit 30 Jahren Beauftragter der Gemeinde für die Bodendenkmalpflege, vertritt seit langem die These, dass das Gebiet am Gillbach einst von einer ganzen Ketten römischer Gutshöfe (villae rusticae) durchzogen war. Dies könnte auch bei der geplanten Bebauung des Gebiets am Fronhof in Nettesheim eine Rolle spielen. Hundt zufolge ist hier mit Funden aus der Römerzeit zu rechnen.

Auf den Äckern zwischen der Martinus- und der Frixheimer Straße einerseits und dem Bahndamm andererseits sind in den vergangenen Jahren immer wieder Hinterlassenschaften der Römer gefunden worden, ob es sich nun um Scherben, oder hin und wieder auch um eine Münze handelte. Insbesondere "im Bereich hinter der evangelischen Kirche ist ein römischer Gutshof durch Oberflächenfunde nachgewiesen", sagt Manfred Hundt. Das wäre zwar noch ein gutes Stück weit entfernt, was aber die Wahrscheinlichkeit von Funden am Fronhof etwas verringert.

Ein Gutshof aus der römischen Kaiserzeit bestand nämlich "nicht nur aus dem Hauptgebäude, sondern auch aus mehreren Nebengebäuden, wie Scheunen und Stallungen", erklärt Manfred Hundt. Zudem sei auch mit Gräbern zu rechnen, die sich außerhalb der Gutshöfe befunden hätten. Die Besorgnisse der Politik genährt hat die Tatsache, dass unweit des potenziellen Baugebiets am Fronhof bei Baggerarbeiten unlängst Skelettreste gefunden worden sind. Laut Polizeisprecher Hans-Willi Arnold laufen die Untersuchungen noch, in die auch das Rheinische Landesamt für Bodendenkmalpflege eingeschaltet worden ist.

"Es gibt keinerlei Hinweis auf eine Straftat", so Arnold, der das Alter der ausgebaggerten Knochen auf "mindestens 80 Jahre" beziffert. Die Gemeinde will das Planverfahren am Fronhof in jedem Fall weiterbetreiben. "Wir wünschen uns alle, dass das nicht passiert", meinte Albert Glöckner in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause angesichts der Diskussion um mögliche Grabfunde. Der Satzungsbeschluss soll im Herbst gefasst werden. Unmittelbar darauf stehen die Grundstücke am Fronhof zum Verkauf. Geplant sind acht Einfamilienhäuser.

(NGZ)
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