Rommerskirchen Die Pumpen waren die Treffpunkte

Rommerskirchen · Rommerskirchen (S.M.) Mit dem Jahr 1500 lassen Historiker gern das Mittelalter enden und die Neuzeit beginnen.

 Brunnen haben in Rommerskirchen eine große Tradition. Sie waren früher Treffpunkte der einzelnen Orte. Viele Nachbarn bildeten Pumpengemeinschaften.

Brunnen haben in Rommerskirchen eine große Tradition. Sie waren früher Treffpunkte der einzelnen Orte. Viele Nachbarn bildeten Pumpengemeinschaften.

Foto: NGZ-Archiv

Soweit es die Wasserversorgung der zur Gemeinde Rommerskirchen zählenden Ortschaften angeht, herrschten mittelalterliche Zustände noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts, wie Hans Georg Schnieders in seinem vor kurzem erschienenen Buch "Brunnen, Pumpen, Wasserversorgung in der Gemeinde Rommerskirchen" schreibt.

Schnieders, früher Baudezernent der Gemeinde, schätzt, dass es pro Dorf seinerzeit nur einen bis zwei Brunnen gab, während ansonsten die Wasserversorgung direkt über den Gillbach erfolgte.

In Vanikum waren die Brunnen mit sechs Metern Tiefe nicht allzu üppig dimensioniert. Wer heute selbst einen Brunnen bauen will, müsste angesichts der Grundwasserabsenkung durch den Braunkohletagebau 25 bis 50 Meter tief bohren, um auf Wasser zu stoßen, schätzt Hans Georg Schnieders.

Technologische Neuerungen hatten es auf dem Land schwer: Wurden in Städten bereits seit dem 17. Jahrhundert Pumpen eingesetzt, kamen diese hier erst ab den 70-er Jahren des 19.Jahrhunderts zum Zug und leiteten die "Pumpenzeit" ein - die Stoff für mancherlei Anekdötchen lieferte.

Die dörflichen Schwengelpumpen entwickelten sich zu "Informations- und Kommunikationszentren" der Orte - wer Neues gewahr werden wollte, wurde dort nur selten enttäuscht.

Besonders ergiebig sprudelten die "Nachrichtenquellen" in den Dörfern des damaligen Amts Evinghoven, wo die "Pumpenzeit" fast ein halbes Jahrhundert länger währte als in den übrigen Ortschaften.

Auf den damals neuesten technischen Standard brachten ihre damaligen Gemeinden kurz vor dem Ersten Weltkrieg die Räte von Rommerskirchen, Nettesheim-Butzheim und Frixheim-Anstel.

1913 entstand in Vanikum das erste Wasserwerk, dessen Leitungsnetz vielen Brunnen inklusive ihrer Pumpen eine nur noch dekorative Funktion beließ.

Von vornherein nur der Zierde gewidmet worden ist der kürzlich nach dem früheren Ortschronisten benannte Johann-Peter-Brunnen auf dem Rommerskirchener Marktplatz.

Ob es dort vor seiner Errichtung 1985 jemals einen Brunnen gegeben hat, ist ungewiss - belegt ist lediglich, dass der 1875 erbaute Brunnen sich an der Kirche befand.

Evinghoven sollte noch lange ein Ausnahmefall im Rheinland bleiben: Allenfalls abgelegene Eifel-Dörfer waren um 1956 noch nicht an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen.

Möglich wurde dies durch den Bau des Butzheimer Wasserwerks, das das seit 1949 versiegende Werk in Vanikum ersetzte und eines der modernsten seiner Zeit war.

Dort sprudelte das Wasser derart ergiebig, dass auch das Evinghoven, Oekoven, Widdeshoven, Hoeningen und Ramrath-Villau damit versorgt werden konnten. Dort dauerte die "Pumpenzeit" an: Jedes zweite Haus in Ramrath verfügte in den 50-er Jahren über eine Pumpe.

(NGZ)
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