Rommerskirchen Die Abwassergebühren bleiben hoch

Rommerskirchen · Franz Peter Schiffer vom Erftverband nahm dessen Kritikern im Hauptausschuss auch die zaghaftesten Hoffnungen.

Die Abwassergebühren werden weder 2016 sinken, noch ist in den Jahren danach damit zu rechnen. Auch die zaghaftesten Hoffnungen hierauf dürften jetzt im Haupt-und Finanzausschuss restlos zerstoben sein. Wie Franz Peter Schiffer, Finanzchef des Erftverbands, dort deutlich machte, ist realistischerweise auch in den kommenden Jahrzehnten nicht mit einer Gebührensenkung zu rechnen. Die könnte nur in dem -vollends unwahrscheinlichen - Fall eintreten, wenn der Erftverband in den kommenden 30 Jahren keine Investitionen in Rommerskirchen mehr vornähme. Selbst dann käme es nur zu einem leichten Rückgang, und das auch längst nicht sofort. Würden demgegenüber während dieses Zeitraums jährlich eine Million Euro investiert, stiege die Gebührenkurve unvermeidlich an.

Seit gut 15 Jahren ist Franz Peter Schiffer mehr oder weniger regelmäßiger Gast in der Gemeinde, um die Gebührenpraxis des Erftverbands zu erläutern. "Erstaunlich" nannte er angesichts dessen die gleichwohl regelmäßig wiederkehrende Kritik an den fast Jahr für Jahr steigenden Gebühren. Dass der Erftverband "Ferrari fahre", die Dormagener evd dagegen VW, wie es sinngemäß in der Vergangenheit schon mal im Rat zu hören war, mochte Schiffer nicht gelten lassen. Was das 1999 von der Gemeinde übernommene und mit 14 Ordnungsverfügungen behaftete Kanalnetz der Gemeinde angehe, habe der Erftverband bis 2010 knapp 14,6 Millionen Euro für dessen Instandsetzung ausgegeben, nannte Schiffer einen wichtigen Faktor für die hohen Gebühren. Hinzugekommen seien fünf Ordnungsverfügungen für die Kläranlage in Villau, für deren Beseitigung noch einmal knapp 400 000 Euro nötig waren. In den 16 Jahren, in denen der Erftverband bislang Eigentümer des Kanalnetzes ist, habe er zudem 16,7 Millionen Euro in Erschließungsmaßnahmen investiert, betonte Schiffer einen weiteren gebührenrelevanten Aspekt. Auch baue der Erftverband "keine goldenen Kanäle", vielmehr orientiere er sich ausschließlich am jeweils aktuellen "Stand der Technik und den rechtlichen Vorgaben". "Wir haben keinerlei Interesse, irgendetwas überdimensioniert zu bauen", versicherte Schiffer.

Im Hauptausschuss verwies er auf ein von der Gemeinde schon vor einigen Jahren eingeholtes Gutachten der Kommunalen Abwasserberatung NRW, das zu dem Schluss gekommen war, dass an der Praxis des Erftverbands auch mit Blick auf die Gebühren nichts zu beanstanden sei. Kanäle werden über 66 Jahre abgeschrieben, wobei diese Abschreibungen lange in die - sich auch auf die Gebührenhöhe auswirkende - kalkulatorische Verzinsung einfließen, wie Schiffer auf Nachfrage von Ulrike Sprenger (UWG) sagte. Die kalkulatorische Verzinsung liegt bei 4,75 Prozent; als das Kanalnetz noch der Gemeinde gehörte, waren es sogar mehr als sechs Prozent, wie Baudezernent Hans-Josef Schneider anmerkte. Franz Peter Schiffer bekräftigte seine bereits 2013 abgegebene Prognose, wonach die Gebühren 2016 halbwegs stabil bleiben, 2017 und 2018 indes ansteigen werden. "Hohe Investitionen" stünden nach wie vor an.

(S.M.)
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