Rommerskirchen CDU wirbt um Stimmen der Landwirte
Rommerskirchen · Staatssekretär Peter Bleser sprach auf Einladung von CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe in Sinsteden. Scharfe Kritik übte der CDU-Agrarexperte an den Grünen und deren landwirtschaftspolitischer Programmatik.
Weniger als 100 Tage vor der Bundestagswahl versicherte sich die CDU jetzt im Kreislandwirtschaftsmuseum ihrer zahlenmäßig sicher nicht größten, wohl aber treuesten Klientel. Gut 40 Landwirte waren der Einladung von CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe gefolgt, der zur Diskussion mit Peter Bleser geladen hatte. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsmuseum vertrat die eigentlich angekündigte Ministerin Ilse Aigner, die kurzfristig wegen anderer Verpflichtungen hatte absagen müssen. Freudig stimmen Hermann Gröhe die jüngsten Umfrageergebnisse: Dem auch für Rommerskirchen zuständigen Bundestagsabgeordneten aus Neuss zufolge sind die Regierungsparteien CDU und FDP "erstmals stärker als Rot-Rot-Grün zusammen".
Peter Bleser verwies darauf, dass diese Tendenz kein Selbstläufer sei. Vielmehr bedürfe es in den kommenden drei Monaten vermehrter Anstrengungen, um die tatsächliche Wiederwahl der amtierenden Regierung zu sichern. Das "Erfolgsprogramm" der vergangenen Jahrzehnte, "hervorragende Lebensbedingungen auch im ländlichen Raum zu schaffen, muss fortgesetzt werden", beschwor Bleser seine Zuhörer.
Hauptgegner der CDU in der Landwirtschaftspolitik ist Bündnis 90/Die Grünen: "Die SPD ist längst deren Kopie geworden", befand der CDU-Agrarexperte, der sich auch kritisch zur Politik der EU-Kommission äußerte. Aus ökologischen Gründen, aber auch "aus Verantwortung für die Welternährung", seien Flächenstilllegungen schlichtweg "unverantwortlich", betonte Bleser. Ähnliches gelte, wenn ökologischer Anbau vollends an die Stelle der herkömmlichen Landwirtschaft träte. Hier lägen die Weizenerträge um 121 Prozent über den Ergebnissen beim ökologischen Anbau: "Ein Drittel der Weltbevölkerung müsste verhungern, wenn weltweit nur ökologisch produziert würde", sagte der Staatssekretär.
Nahrungsmittelexporten in Höhe von 64 Milliarden Euro hätten 2012 Importe in Höhe von 72 Millionen Euro gegenübergestanden: "Wir werden mit eigenen Produkten nicht satt", hielt er Befürwortern von Flächenstilllegungen entgegen. Die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft hängt für Peter Bleser nicht von den Börsenpreisen für Getreide, sondern davon ab, "wie wir uns auf den Märkten positionieren". Vor wenigen Jahren noch durchaus wirklichkeitsfern, sei etwa "Frischmilch nach China der Wachstumsmarkt", so Bleser, der auf eine neue "Exportoffensive" der Landwirtschaft setzt. Bis September gelte es, "einen Lagerwahlkampf" zu führen. Werde die Regierung nicht wiedergewählt, "würde die positive Entwicklung in der Agrarwirtschaft gestoppt und in ihr Gegenteil verkehrt", sagte Bleser. Angesichts der Kritik von Grünen und Umweltverbänden an der Massentierhaltung sprach sich Peter Bleser für eine Tierhaltung auf der Basis modernster wissenschaftlicher Erkenntnisse aus. Biogasanlagen gehörten "in die Landwirtschaft und nicht in die Industrie", so Bleser.
Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt, den der Rommerskirchener CDU-Bürgermeisterkandidat Michael Willmann ebenso begrüßen konnte wie den Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, gab seiner Partei einen Rat auf den Weg: "Ich hoffe, die CDU wird im Wahlkampf nicht die Landwirtschaft vorführen, um städtische Wähler nicht zu verlieren."