Rommerskirchen Beten in Motorradkluft

Rommerskirchen · Obwohl Frixheim nicht als Hochburg für Motorradfahrer gilt, hat die Evangelische Kirche erstmals einen Gottesdienst für die Fahrer PS-starken Zweiräder organisiert. Es kamen vor allem Motorradfreunde aus Worringen.

 Pfarrer Thomas Spitzer in seinem Talar neben Gottesdienstteilnehmern in ihrer schweren, ledernen Motorrad-Kluft: Die evangelische Kirche hatte zum ersten Bikergottesdienst nach Frixheim eingeladen.

Pfarrer Thomas Spitzer in seinem Talar neben Gottesdienstteilnehmern in ihrer schweren, ledernen Motorrad-Kluft: Die evangelische Kirche hatte zum ersten Bikergottesdienst nach Frixheim eingeladen.

Foto: Axel Anders

Die Nachbarn sollten keinesfalls einen Schrecken bekommen und wurden sicherheitshalber vorgewarnt: Einen "Biker"-Gottesdienst hatte es in der 1955 erbauten Kreuzkirche schließlich noch nie gegeben und Motorräder tauchen auf der beschaulichen Königsberger Straße ansonsten meist nur vereinzelt auf. "Absteigen und Auftanken" lautete das Motto des für Rommerskirchen ungewöhnlichen Gottesdiensts, der ein Wagnis war, denn eine echte "Biker"-Klientel gibt es am Gillbach eher nicht.

Die historische Glocke der Kirche erhielt lautstarke Unterstützung durch die knapp 20 erschienenen Motorradfahrer, die ihre Maschinen demonstrativ einmal richtig aufdrehten. Besonders viele Besucher des Gottesdienstes kamen aus Worringen. Die dortigen Motorradfreunde haben gute Beziehungen zur evangelischen Kirche.

Beim "Anfahr-Gottesdienst", der im April auf dem Nürburgring gefeiert wurde, war Hermann Minten (77) mit seiner Honda Spirit dabei. Er will auch zum Schlussgottesdienst, der zum Ende der Saison im Altenberger Dom ansteht. Darauf freut er sich schon jetzt: Immerhin sind dann 2000 bis 3000 Biker mit von der Partie. Als junger Mann ist der Dormagener schon einmal einige Jahre lang Motorrad gefahren: So richtig auf den Geschmack kam er allerdings erst vor 13 Jahren, als sich sein Sohn ein Motorrad zulegte.

"Entspannung pur" bedeutet für ihn das "Biken", wobei er in Spitzenzeiten schon mal fast 60 000 Kilometer im Jahr zurückgelegt hat. Dass er diszipliniert fahre, verstehe sich von selbst, sagt Hermann Minten. Trotzdem hofft er auf höheren Beistand: "Ich habe immer das Gefühl, dass ein Engel hinten drauf sitzt."

Mit dem Roller statt ihrem Motorrad war Wilma Busch (70) angereist: Ihre 125-er Peugeot hatte kurzerhand gestreikt, so dass sie sich mit dem etwas langsameren Gefährt begnügen musste. Ist sie bereits seit 30 Jahren begeisterte Motorradfahrerin, hat Karl-Heinz Jung (55) erst vor sechs Jahren die Freude am Fahren für sich entdeckt. Der Presbyter der evangelischen Gemeinde in Worringen war mit seiner 600-er Honda CBF vorgefahren.

Motorradspezifische Bibeltexte lassen sich nur schwer finden und so widmete sich Pfarrer Thomas Spitzer der Musik, die ja auch bei Bikern in der Regel sehr geschätzt wird. "Jede Musik kann zu einem Gleichnis für Gott werden", so der Geistliche. "Gott ist wie eine gewaltige Musik, der man nicht zuhören kann, ohne mitzuwirken." Seiner Aufforderung zum Mitsingen kamen viele Biker nach, wobei Spitzer auch gerade "die Schönheit der vielen falschen Töne" würdigte, die dabei nun einmal zustande kommen können.

(NGZ)
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