Rommerskirchen Bau verzögert: Archäologen graben weiter

Rommerskirchen · Nach den vor gut einem Monat gemachten Funden dauern die Grabungen in Rommerskirchen an. Die Entwicklung des jüngsten Baugebiets der Gemeinde wird dadurch teurer, aber nicht unmöglich. Eine Umplanung der Straße wird nötig.

 Schon 2011 hatten Archäologen in Rommerskirchen an der B 59 Ausgrabungen gemacht.

Schon 2011 hatten Archäologen in Rommerskirchen an der B 59 Ausgrabungen gemacht.

Foto: Jazyk

Bürgermeister Albert Glöckner nimmt es mit Sarkasmus: "Hier haben immer schon Leute gewohnt und uns Wertvolles hinterlassen." In der Tat lassen sich die jüngsten archäologischen Funde in der Gemeinde auf diesen Nenner bringen. Seit einem Monat laufen die Grabungen, wobei Elmar Gasten zufolge "nichts Spektakuläres, aber wissenschaftlich Interessantes" zutage gefördert wird.

Überreste aus der Eisenzeit, der bis ins fünfte Jahrhundert andauernden römischen Besiedlung haben die Experten ebenso gefunden wie ein mittelalterliches Dorf aus dem 8. bis 10. Jahrhundert. Anders als in der Vergangenheit vielfach üblich, können Laien jedoch kaum etwas davon bemerken. Die mit bloßem Auge kaum zu sehenden Überreste richtig zu deuten und einzuordnen, ist Sache der Fachleute. An den Konsequenzen für die geplante Bebauung wird dies indes nichts ändern. "Wir müssen einige Grundstücke anders ausweisen als bisher. Es sind keine Keller erlaubt", erläutert Albert Glöckner. Zudem sei eine Umplanung der Straße nötig.

In dem archäologisch besonders ergiebigen Abschnitt darf der Kanal nicht verlegt werden. Damit nicht genug: "Es dürfen keine Brunnen gebohrt und Erdwärme darf nicht zum Heizen verwendet werden", sagt der Bürgermeister. Kurzum: "Dass alles stellt uns vor größte Probleme." Letzten Endes haben die neuesten Funde laut Glöckner zur Folge, "dass sich unsere ganze Entwicklungsplanung ändern muss."

Dass "nur mit geübtem Auge Grundzüge von Häusern" wahrgenommen werden können, wie Gasten sagt, habe zumindest einen kleinen Vorteil. Dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege genügt es, die im Boden vorhandenen Zeugnisse vergangener Zeiten für die Nachwelt zu erhalten. Was eben nicht bedeutet, dass sie ausgegraben werden müssen. Aktueller Stand der Dinge ist, dass die Bodendenkmäler mit den genannten Einschränkungen überbaut werden dürfen. "Das Bodendenkmal bleibt so erhalten und wird der Forschung der kommenden Jahrhunderte überlassen", beschreibt Gasten das Verfahren.

Überraschend kamen die Funde für die Gemeinde nicht, wie der Bürgermeister unlängst auf Nachfrage von Ratsmitglied Albert Breuer (CDU) deutlich machte: Warum die Gemeinde das Gebiet denn in Kenntnis der Tatsache, dass mit Grabungen zu rechnen sei, entwickelt habe, wollte er wissen. "Weniger als die Hälfte des Normalpreises" habe der von der Gemeinde zu zahlende Grundstückspreis betragen, entgegnete Glöckner. Das Gebiet zähle immer noch zu den "erlösstärksten Entwicklungsflächen, die die Gemeinde hat." Klar ist, dass es erst einmal teuer wird. Zuletzt lagen die Kosten bereits bei 500 000 Euro. Die Gemeinde hat sich dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege gegenüber aus juristischen Gründen für eine Übernahme der Kosten entschieden — was sie nicht widerrufen kann. "Wir werden dafür ein schönes Album bekommen", sagt Glöckner ohne Begeisterung.

(NGZ/rl/ac)
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