Apotheker aus Rommerskirchen Myrrhe – Medizin als Weihnachtsgeschenk

Nettesheim · Apotheker Markus Quodt erzählt, was es mit dem unbekanntesten der Geschenke der Weisen aus dem Morgenland auf sich hat.

 So sieht Myrrhe aus: Apotheker Markus Quodt zeigt das aus dem Balsambaum gewonnene Gummiharz. Eine der Gaben, die die drei Weisen aus dem Morgenland zum Jesuskind in der Krippe bringen.

So sieht Myrrhe aus: Apotheker Markus Quodt zeigt das aus dem Balsambaum gewonnene Gummiharz. Eine der Gaben, die die drei Weisen aus dem Morgenland zum Jesuskind in der Krippe bringen.

Foto: Dieter Staniek

Sie gehören fest zum weihnachtlichen Geschehen, auch wenn die Weisen aus dem Morgenland im christlichen Festkalender erst am 6. Januar dem neugeborenen Jesus huldigen. In den Krippen, die in den Kirchen aufgebaut sind, halten ihre Figuren daher entweder noch gebührende Distanz zum Stall mit dem Jesuskind oder werden erst später aufgestellt. Im Matthäus-Evangelium ist die Rede davon, dass sie dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mitbringen. Was unter Gold zu verstehen ist, weiß auch derjenige, der das Metall noch nie selbst gesehen hat. Weihrauch spielt an Hochfesten in der katholischen Kirche nach wie vor eine Rolle, doch was es mit der Myrrhe auf sich hat, erschließt sich nicht unbedingt sofort.

Während Gold unschwer erkennbar den Reichtum symbolisiert und Weihrauch traditionell die – durchaus auch irdische – Macht, steht Myrrhe für die Gesundheit, die die Weisen dem von ihnen gesuchten, neu geborenen König wünschen.

Pharmazeutisch von Bedeutung ist das schon bei den alten Ägyptern und bei Hippokrates gebräuchliche, antike Heilmittel auch heute noch, wie Apotheker Markus Quodt weiß, der seit mehr als 20 Jahren die Martinus-Apotheke betreibt. Mag Myrrhe auch keine „Allzweckwaffe“ sein, ist ihr Anwendungsbereich durchaus beachtlich. „Als Myrrhentinktur hat Myrrhe auch heute ihre Bedeutung bei Entzündungen der Mundschleimhaut“, erläutert Quodt. Myrrhe sei nicht nur desinfizierend und zusammenziehend, sondern fördert auch die schnelle Narbenbildung. „Darüber hinaus besitzt sie blutstillende Wirkung“, beschreibt der Apotheker die Wirkungen des Heilmittels.

Myrrhe ist aus dem Balsambaum gewonnenes Gummiharz. Die Tinktur wird aus dem Baumharz durch Hinzufügung von Alkohol gewonnen. Noch vor gut 20 Jahren sei es für Apotheker nichts Ungewöhnliches gewesen, Myrrhetinkturen auf diese Weise in eigener Regie herzustellen. „Ich habe das selbst auch noch gemacht. Ich habe auch noch Pillen gedreht“, berichtet Markus Quodt von einer gar nicht so fernen Vergangenheit.

Heute ist dies allerdings nicht mehr üblich, Myrrhepräparate finden sich zumeist bereits fertig in Tablettenform. Myrrhehaltige Produkte dienen auch der Bekämpfung von Bronchitis. Vor allem ist jedoch der Darm ein wichtiger Anwendungsbereich: Myrrhe wirkt lindernd bei Darmkrämpfen. Zudem reduziert sie entzündungsfördernde Prozesse. Myrrhe kann die Bildung freier Radikaler vermindern. Kombiniert mit Kaffeekohle und Kamille wirkt sie Entzündungen noch effektiver entgegen.

Markus Quodt verweist auf Untersuchungen an der Charité Berlin, wonach Myrrhe die Darmbarriere stabilisiert und vor schädlichen Einflüssen schützt – etwa solchen durch entzündungsförderndes Eiweiß.

Myrrhe kann Quodt zufolge zerkaut werden, was einen bitteren Geschmack verursacht oder wird geschmacksneutral in Tablettenform verabreicht. Aber auch im religiösen Bereich spielt der Balsambaum, aus dem die Myrrhe hervorgeht, eine bleibende Rolle: So finden sich Extrakte des Baums im Chrisam wieder , mit dem Täuflinge bei der Aufnahme in die katholische Kirche gesalbt werden.

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