Rommerskirchen 50 Kilo schwere Krone für den Erntezug

Rommerskirchen · Sechs Frauen aus der Partnergemeinde Karstädt zeigten Rommerskirchenern, wie eine Erntekrone hergestellt wird.

Alles begann mit der 20-Jahrfeier der Gemeindepartnerschaft zwischen Rommerskirchen und dem brandenburgischen Karstädt. In der dortigen Kirche erblickte Pfarrer Thomas Spitzer eine Erntekrone, die er am liebsten gleich mitgenommen hätte. Was natürlich nicht ging, doch im Sommer 2012 bekam die evangelische Gemeinde am Gillbach eine eigene Erntekrone von den auf deren Herstellung spezialisierten "Blüthener Landfrauen". Die machten sich jetzt auf den gut 700 Kilometer langen Weg — diesmal allerdings ohne Erntekrone: Doreen Lüdemann, Andrea Brüning, Petra Herbon, Barbara Wolgas, Sylvia Hosch sowie Heidelore Juhnke gaben im Gemeindezentrum vielmehr einen Schnellkurs in der Herstellung einer Erntekrone.

"Es ist eine Art kulturelle Entwicklungshilfe, damit wir das künftig selbst machen können", sagte Thomas Spitzer. Während sich Manfred Priebe aus Stommeln weitgehend aufs interessierte Zuschauen beschränkte, erwies sich Volker Preß aus Frixheim bei dem zeitweilig im Akkord-Tempo verlaufenden Crash-Kursus als überaus gelehriger Schüler.

Schon zuvor hatte er die unverzichtbare Vorarbeit geleistet und Ähren gesammelt: Roggen, Weizen, Gerste, Dinkel. Hafer und Triticale — in eine gute Erntekrone gehört alles, was der Boden an gutem Getreide hergibt. Wichtig ist, dass die Ähren grün geschnitten, gebündelt und getrocknet werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Korn herausfällt und nur leeres Stroh übrig bleibt. Je nachdem, wie dick die Ährenbündel geraten sind, müssen Petra Herbon zufolge vier bis sechs Ähren zusammengebunden werden. Die fertigen Bündel wickelte dann Doreen Lüdemann um die Träger des eisernen Kronengestells. Das hat die Ansteler Firma Kronenberg-Breuer für die evangelische Gemeinde angefertigt.

Nach gut einer Stunde hatte Doreen Lüdemann die Träger der Krone zur Hälfte bestückt. Vor gut acht Jahren stieß sie zu den "Blüthener Landfrauen", wo sich schon bald ihr Talent für den Bau von Erntekronen zeigen sollte. Die Frauen sind regelrechte Profis. "Vier bis fünf Stunden" dauert es Doreen Lüdemann zufolge, bis eine Erntekrone fertig ist. Wobei das Tempo mit zunehmender Dauer nicht allein wegen ermüdender Hände nachlässt. Besonders zeitaufwendig ist es, den Ring der Krone sauber und akkurat mit den Getreidebündeln zu versehen. Die gut 50 Kilogramm schwere Erntekrone wird am 29. September beim Erntedankzug mitgeführt. Insbesondere auf Betreiben der Eckumer Bürgerschützen wird der deutlich größer als die Premiere 2012 mit gut 300 Teilnehmern. Was danach mit der Erntekrone geschehen soll, ist offen: Thomas Spitzer hat sie der katholischen Kirche angeboten, das Seniorenhaus St. Elisabeth hat Interesse bekundet, und auch in der Frixheimer Kreuzkirche wäre gegebenenfalls noch Platz.

Gute Erntekronen können etliche Jahrzehnte alt werden. Die von 2012 bewacht Küsterin Elke Griese in der Eckumer Samariterkirche mit Argusaugen. Thomas Spitzer ist nach dem Kursus sicher: "Nächstes Jahr kriegen wir das selber hin."

(NGZ)
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