Alpen Zum Jubiläum gibt's Räubergeschichten

Alpen · Der Alpener Chor MGV Martonair präsentiert zu seinem 50-jährigen Bestehen ein eigenes "Historical" im Alpener PZ.

 Jetzt haben auf der Bühne des Pädagogischen Zentrums die Proben in Kostümen begonnen. Mit dabei waren auch die beiden Hauptdarsteller Lars Rother (vorne mit Mütze, er gibt Wilhelm Brinkhoff) und Maike Wördehoff (links daneben, sie ist Griet Flötebier). Vorne rechts sitzt Regisseur Ludger Terlinden.

Jetzt haben auf der Bühne des Pädagogischen Zentrums die Proben in Kostümen begonnen. Mit dabei waren auch die beiden Hauptdarsteller Lars Rother (vorne mit Mütze, er gibt Wilhelm Brinkhoff) und Maike Wördehoff (links daneben, sie ist Griet Flötebier). Vorne rechts sitzt Regisseur Ludger Terlinden.

Foto: Armin Fischer

25 Herren gehören zum Alpener Männergesangverein (MGV) Martonair. Ältere Herren, muss man sagen, denn das Durchschnittalter liegt bei erstaunlichen 72,5 Jahren. Der jüngste Sänger ist 57, der älteste 84 Jahre alt, 14 Sänger sind älter als 70. Wenn dieser Chor nun in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert — ja dann dürfte das wohl ein lahmes Kaffeekränzchen werden, oder?

 Chorleiter Hans-Heinrich "Struppi" Struberg (rechts) hat die Musik komponiert, Theo Rous die Texte geschrieben..

Chorleiter Hans-Heinrich "Struppi" Struberg (rechts) hat die Musik komponiert, Theo Rous die Texte geschrieben..

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Denkste! Die Mitglieder des Martonair-Chors erweisen sich als echte Power-Typen. Und sie haben sich zum Jubiläum an ein engagiertes Projekt gewagt, auf das sie sich nun schon seit zwei Jahren vorbereiten und das ihnen Dinge abverlangt, von denen einige im Chor bis dato nicht einmal etwas geahnt hatten. Der MGV Martonair bringt am Samstag, 27. April, 17 Uhr (Einlass: 16 Uhr) und am Sonntag, 28. April, 16 Uhr (Einlass: 15 Uhr) ein "Historical" auf die Bühne des Pädagogischen Zentrums in der Schule an der Fürst-Bentheim-Straße.

Ein "historisches Musical" also, das sich um die Geschichte und die Geschichten des Räuberhauptmanns Wilhelm Brinkhoff dreht. Der junge Mann aus Alpen trieb zwischen 1855 und 1860 sein Unwesen überwiegend in der Bönninghardt und erwarb sich insbesondere durch das erstmals 1929 von Hermann Jung veröffentlichte Buch "Die Vogelfreien von der Bönninghardt" den Ruf eines "Schinderhannes vom Niederrhein".

Die Idee hatte Hans-Heinrich "Struppi" Struberg, der den Martonair-Chor seit 1980 leitet. "Ich wollte zum Jubiläum etwas Besonderes machen", sagt er. Er komponierte den überwiegenden Teil der Musik (abgesehen von einigen volkstümlichen niederrheinischen Liedern mit neuen Texten), und Chorsänger Theo Rous, auch schon fast 79, gab (nachdem "Struppi" ihn überredet hatte) seine Premiere als Librettist.

Beim Schreiben der Texte orientierte er sich an fünf Episoden aus Hermann Jungs Buch, auf die das "Historical" begrenzt wurde: "Auf der Bönninghardt", "Die Hochzeit auf Lauersfort", "Der letzte Wolf", "Beim Bürgermeister von Walbeck" und "Brinkhoffs Flucht".

"Mal schickte Struppi mir eine fertige Musik, zu der ich einen Text schrieb, mal lieferte ich ihm einen Text, den er dann vertonte", erklärt Theo Rous. Tono Baranowski, der sich um die Pressearbeit kümmert, ergänzt: "Es war ein Genuss zu sehen, wie sich die beiden die Bälle zugespielt haben." "Dieses Werk ist eindeutig das größte und aufwändigste, das der Chor jemals auf die Bühne gebracht hat", sagt Chordirektor Struberg und beschreibt die Dimensionen: Insgesamt sind 80 Mitwirkende beteiligt. 30 Sänger — fünf aus dem Büdericher Chor "Cantemus" zur Verstärkung, ein Orchester mit Streichern und Blechbläsern, Kulissenschieber, Ton, Beleuchtung, und, und, und.

"Am Anfang haben wir die Lieder ganz normal im Sitzen geübt, wie wir das gewohnt sind", erinnert sich Tono Baranowski. "Irgendwann hat Struppi dann gesagt: Weg mit den Noten!" "Danach gaben wir die normale Choraufstellung auf", so Theo Rous. "Wir mussten anfangen, unsere Texte zu spielen, wir mussten uns bewegen."

Erstaunlich sei gewesen, was Regisseur Ludger Terlinden den schauspielerisch ganz und gar unerfahrenen Männern entlockte. Als ein richtiger Einpeitscher habe er sich erwiesen, Terlinden habe manches Chormitglied zu Höchstleistungen getrieben. "Es gibt da eine Szene, da müssen wir uns hinlegen und wieder aufstehen — und das in unserem Alter", berichtet Theo Rous augenzwinkernd. "Da bekommt die Textzeile von Not und Elend auf der Bönninghardt eine ganz andere Bedeutung..."

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort