Alpen Winnenthaler Kanal - ein Glück für Alpen

Alpen · Die Dorfwerkstatt ist den Graben von der Kläranlage aus abgefahren. Lineg-Ingenieur Ralf Kempken erläuterte unterwegs die Bedeutung des Grabens für den Hochwasserschutz in Alpen. Die Erkenntnisse wurden im Rat diskutiert.

 Fachkundiger Begleiter: Ralf Kempken (M.) erläuterte den Radlern der Dorfwerkstatt die Funktion des Kanals.

Fachkundiger Begleiter: Ralf Kempken (M.) erläuterte den Radlern der Dorfwerkstatt die Funktion des Kanals.

Foto: Armin Fischer

Bei den jüngsten Unwettern hat's Alpen längst nicht so arg erwischt wie beispielsweise die Nachbarn in Sonsbeck und Xanten. "Wir haben großes Glück gehabt", sagte Viktor Illenseer (SPD) jetzt im Rat. Zu der eigentlich wenig beruhigenden Erkenntnis war der Genosse am Wochenende im Tross gekommen, der auf Initiative der Dorfwerkstatt, der er angehört, vom Klärwerk am Marienstift aus den Winnenthaler Kanal entlang geradelt ist. Bei der gut sechststündigen Exkursion stand neben dem Naturerlebnis das Thema Hochwasserschutz im Mittelpunkt des Interesses des guten Dutzend Radler, die sich auf einen spannenden Weg gemacht hatten.

"Ich hätte nicht gedacht, dass der Winnenthaler Kanal für Alpen, insbesondere für die Ortsteile Menzelen und Veen, eine so große Bedeutung hat", sagte Illenseer, der sich in der Dorfwerkstatt im Arbeitskreis Städtebau engagiert. Fachlich begleitet wurde der Tour von Lineg-Ingenieur Rolf Kempken, der an vielen Stellen die Funktion des Kanals für den Hochwasserschutz erläuterte. Das traf vor dem Hintergrund der historischen Regenmengen, die in diesem Sommer auf den Niederrhein eingestürzt sind, auf offene Ohren.

 Landschaftlich reizvoll: Aber auch für den Hochwasserschutz ist der Winnenthaler Kanal von erheblicher Bedeutung.

Landschaftlich reizvoll: Aber auch für den Hochwasserschutz ist der Winnenthaler Kanal von erheblicher Bedeutung.

Foto: Armin Fischer

"Beeindruckend, was wir gehört und gesehen haben", schilderte der erfahrene SPD-Politiker seine Eindrücke, die er unterwegs gesammelt hat. Und dann wieder die Erkenntnis: "Was in Sonsbeck und Xanten geschehen ist, hätte auch in Veen passieren können." Hier habe an einigen Stellen das Wasser auch bereits in den Gärten gestanden. Entscheidend dazu beigetragen, dass alles einigermaßen glimpflich abgegangen sei, habe der Winnenthaler Kanal - ein Abzweig der Alpschen Ley. "Der sorgt dafür, dass die Wassermassen aus Alpen abfließen können und in Birten in den Altrhein gepumpt werden", berichtete Viktor Illenseer nach der Exkursion mit dem Rad im Gespräch mit der Rheinischen Post. Ein Segen sei auch gewesen, dass die Erweiterung des Regenrückhaltebeckens am Marienstift abgeschlossen war. "Das Becken war randvoll und drohte überzulaufen", hieß es. Die millionenschwere Investition der Lineg habe sich schon "bezahlt gemacht".

Viktor Illenseer hat verstanden und schickt die Botschaft an die Politik, "das Glück, das wir hatten", nicht leichtfertig verstreichen zu lassen, wenn die Pegel jetzt wieder sinken. Im Schutze der Bönninghardt sei nur die Hälfe der Regenmengen runtergekommen wie bei den Nachbarn. Das könne auch mal anders ausgehen. Illenseers Appell an Politik und Verwaltung: "Wir dürfen uns nicht auf unser Glück verlassen, sondern müssen Vorsorge treffen und für nachhaltigen Hochwasserschutz sorgen. Das Thema muss auf die Tagesordnung."

Man müsse mit dem vorhandenen Wissen "die Schwachstellen" klar benennen und die Bürger umfassend ins Bild setzen, so der Städtebauer aus der Dorfwerkstatt. Es gebe eine große Bereitschaft in der Bevölkerung, auch privat Vorsorge zu betreiben. Doch dazu müsse jeder wissen, was angemessen sei könnte. "In einer Senke sieht's anders aus als auf einer Anhöhe", so Illenseer. Die privaten Schutzpotentitiale auszuschöpfen, sei zielführender als auf die Elementarversicherung zu vertrauen. "In manchen Fällen kann schon die Aufmauerung des Lichtschachtes zum Keller das Schlimmste verhindern", so Illenseer. Es gehe darum, nicht "zu schreien, wenn was passiert ist, sondern darum, was zu tun".

Bürgermeister Thomas Ahls regte zudem an, darüber nachzudenken, die Böschungen der Entwässerungsgräben wieder frühzeitig zu mähen. Das sei aus ökologischen Gründen zuletzt erst Anfang Juni geschehen. Daher seien die Gräben beim jüngsten Unwetter stark verkrautet gewesen. Das hätte den Abfluss erheblich behindert.

Das Interesse an Hochwasserschutz jedenfalls ist aktuell groß. Für nächste Tour der Dorfwerkstatt entlang des Winnenthaler Kanals am Samstag, 27. August, lägen jetzt schon "jede Menge Anmeldungen" vor.

Anmeldung bei Viktor Illenseer unter Tel. 02802 3746 oder unter Handy 0172 2447237

(RP)
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