Kirche in Büderich Wie St. Peters Auferstehung gefeiert wird

Büderich · 1813 ging Alt-Büderich unter, ab 1815 entstand das Dorf an anderer Stelle neu. 2021 wird die katholische Kirche 200. Interessante Funde zu dem Fest gibt es schon jetzt.

 Blick auf den Chor in St. Peter. Die Kopie des Lanzenstichs von Rubens entstand um 1640 und kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus einem aufgelösten Xantener Kloster in die Vorgängerkirche Alt-Büderichs.

Blick auf den Chor in St. Peter. Die Kopie des Lanzenstichs von Rubens entstand um 1640 und kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus einem aufgelösten Xantener Kloster in die Vorgängerkirche Alt-Büderichs.

Foto: Jana Bauch (jaba)

So oft die Geschichte von der Zerstörung Alt-Büderichs auch erzählt worden ist, sie bleibt eine Ungeheuerlichkeit: die einzige Wüstung einer mittelalterlichen Stadt im Rheinland. Um Weihnachten 1813 trug sich das zu. Napoleons Festungsplänen lag die Ortschaft im Weg. Binnen weniger Tage mussten die leidgeplagten Bewohner sie verlassen. Aus heutiger Sicht vergleichsweise schnell wurde schon 1815 unter preußischer Herrschaft mit dem Bau des heutigen Büderichs begonnen. Etwa 1500 Meter vom alten Standort entfernt.

So jähren sich nun 200-Jahrfeiern zu besonderen baulichen Wiederauferstehungen. Bei den Kirchen macht St. Peter 2021 den Anfang, 2022 folgt die evangelische Kirche. Für beider Gestalt war der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel in Berlin zuständig. Damit die 200. Wiederkehr der Weihe St. Peters gebührend gefeiert werden kann, ist schon seit Herbst vergangenen Jahres eine Arbeitsgruppe am Werk. Auf der Suche nach Dingen und Geschichten, die mit der Kirche in Zusammenhang stehen, haben die Mitglieder auch allerhand Kuriosa gefunden. Zum Beispiel im Pfarrheim ein Rechnungsbuch.

Es sind nur ein paar handbeschriebene Blättchen, die in dem stark angegriffenen Hefter ruhen. „Plätze auf der Orgelbühne“ lässt sich mit Mühe auf dem Umschlag entziffern. Aufgelistet sind Namen, Jahreszahlen und Geldbeträge. Rudolf Friedhoff (68), Sprecher der Arbeitsgruppe, und seine ebenfalls darin mitwirkende Frau Ursula (62) können es erklären: Dokumentiert ist von 1938 bis 1981, wer für einen Sitzplatz auf besagter Empore bezahlt hat – und manchmal eben auch nicht. Ewigkeiten werden fünf Mark als Jahresgebühr notiert. Am Ende sind es dann mal zehn.

Die Orgelbühne ist nicht klein. Hier steht der Kirchenchor, dem übrigens erst seit 1959 Frauen angehören. Darüber hinaus gibt es 52 „gute“ Plätze, die früher als bezahlt vergeben waren, sowie weitere mit schlechter oder gar keiner Sicht aufs Geschehen, für die damals keine Gebühr erhoben wurde.

Das Heftchen ist ein kleiner Schatz unter vielen. Im Kontrast dazu steht ein riesiges, reich geschmücktes Messbuch, das Spezialist Reinhard Karrenbrock vom Bistum noch unter die Lupe nehmen soll. Denn es ist leicht feucht. Es ist die Frage, ob sich eine Restaurierung lohnt. Ein Ordner mit Fotos gibt Aufschluss über den Fundus an Messgewändern, die teils noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Sie lagern auf dem Söller über der Sakristei. Dachböden gibt es übrigens reichlich. Bis hinauf in den Turm. Und überall liegt was, stellten die Mitglieder der Arbeitsgruppe fest. Allein über der Sakristei kamen sechs Kubikmeter Müll zusammen.

Aber es gibt eben immer wieder auch andere Funde. Kreuze aus dem früheren Büdericher Altenheim, Teile des ehemaligen Hochaltars von 1915, Krippen. Vom Boden der alten Kaplanei war mit tatkräftiger Hilfe der St.-Petri-Junggegesellen-Schützenbruderschaft eine abenteuerliche Bergung des sperrigen Fronleichnamsaltars von 1960 zu bewerkstelligen. Ebenfalls von dort stammen Orgelpfeifen von 1964.

Die Idee zur Arbeitsgruppe 200 Jahre St. Peter Büderich hatte im vergangenen August Barbara Moree. Neben ihr sowie dem Ehepaar Friedhoff wirken Anne Halswick, Lisa und Wolfgang Hofacker, Josef Kuhlmann, Wenzel Brentjes, Arnold Tepass, Hans-Georg Krämer, die Pfarrer Dietmar Heshe und Georg Zglinnicki sowie Hans-Georg van Husen mit, der 33 Jahre Küster war. Er gilt aktuell als Gedächtnis der Kirche. Eingebunden sind überdies der Heimatverein und der Bürgerverein des Ortes.

Ein Aufruf an Büdericher Bürger, mit Erinnerungen oder Dingen zum Gelingen der Jubiläumsfeier beizutragen, hat gefruchtet. Etwa 25 Personen haben sich schon gemeldet. Die Aufarbeitung zu den Hinweisen soll beginnen, wenn die derzeitigen Beschränkungen wegen der Corona-Krise vorbei sind.

Ein Programm für 2021 steht schon geraume Zeit fest. Es beginnt mit einem Festgottesdienst mit Bischof Felix Genn am Sonntag, 27. Juni. Dann steht die Kirche für geführte Begehungen offen. Es gibt Ausstellungen zur Geschichte des am 11. September 1821 geweihten Gotteshauses. In Projekten wird sich der Nachwuchs aus der Polderdorfschule und den beiden Büdericher Kindergärten mit St. Peter befassen. So wurde bereits mit den Leitungen besprochen, dass Gruppen zur Kirche kommen und in die Kirchengeschichte und die Liturgie kindgerecht eingeführt werden können. Denn es soll nicht nur um Vergangenheit, sondern auch um Zukunft gehen. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst zur Kirmes am Sonntag, 12. September.

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