Rheinberg Wenn's Wohnmobil ins Schleudern gerät

Rheinberg · Fahrsicherheitstraining für Wohnwagen- und Caravanfahrer auf dem Gelände der Verkehrswacht in Millingen.

 Das Fahren mit einem Wohnanhänger will gelernt sein.

Das Fahren mit einem Wohnanhänger will gelernt sein.

Foto: Armin Fischer

"Nach rechts, nach rechts", rief Dominik Leuscher dem am Steuer sitzenden Gladbecker Thomas Fabek über Funk zu. Der 53-jährige hatte gut zu tun, den mit abgedunkelten Mercedes-Van über die angebrachte 360-Grad-Kamera und den dirigierenden Stimme des Fahrlehrers so zu bewegen, dass er die Parcours-Pylone nicht berührte.

"Jetzt noch etwas zurück, gut gemacht", sagte der Fahrtrainer und gab eine positive Rückkopplung an Fabek weiter. "Das ist vom Verhältnis her komisch, weil man die Pylone nicht alle überblickt", sagte er, durchaus überrascht von der ungewohnten Situation.

Dieser kleine Wettbewerb im "Blindfahren" bildete den Abschluss eines Trainingstages, an dem sich insgesamt 20 Personen aus ganz Deutschland für jeweils 250 Euro einem Fahrsicherheitstraining für Wohnwagen- und Caravanfahrer auf dem Gelände an der Heydecker Straße unterzogen.

Ausgerichtet wurde der Tag vom Reisemobilhersteller Hymer, gemeinsam mit dem Fahrsicherheitszentrum - das Ganze beruhe auf dem Konzept von "Mercedes-Benz Transporter Training on Tour", erläuterte der leitende Instruktor und Mitorganisator Ronald Geyer, der auch als Dozent einer Verkehrs- und Arbeitssicherheitsagentur bei Berlin unterwegs ist.

Rheinberg sei eine der vier Stationen neben Hohenlockstedt, dem Sachsenring, und dem Baden Airpark, wo man diese Fahrsicherheitstrainings im Jahr anbiete, so Geyer. "Sicherheit - egal welches Reisemobil - ist eine wichtige Säule, und es gilt hier, Dinge zu tun, die man im realen Straßenverkehr so nicht kann."

Dementsprechend konnten sich die Wohnmobilisten und Caravanfahrer vom frühen Morgen an bei hochsommerlichen Temperaturen die verschiedenen Situationen für sich einmal austesten.

Die Palette reichte dabei von der Gefahrenbremsung und dem Ausweichen bei griffiger oder glatter Fahrbahn, dem Rangieren und dem Fahren in der Kolonne, dem Sichern von Lasten auf dem Fahrzeug bis zu dem Wettbewerb, wo man in dem Transporter nur mit der Kamera rangiert.

Denn es sei psychologisch wichtig, so Geyer, zu merken "ich kann bremsen und lenken, um die Handlungsabläufe besser aufeinander abzustimmen, auch weil durch den hohen Schwerpunkt das Kippmoment einfach größer ist". Sensibilisierung sei da gefragt.

Die meisten der anwesenden Mobilisten waren gekommen, weil sie sensibilisiert waren, so wie Roswitha Schulz, die aus dem märkischen Kreis angereist war. "Wenn ich ein so großes Auto fahre, muss ich es beherrschen können." Die 63-Jährige hatte insbesondere das "Ein-und Ausparken, durch enge Ecken fahren und das Bremsen mit dem Wasser" als Übung beeindruckt.

"Mein Mann ist in Rente, wir haben seit Januar ein Wohnmobil", da sei es hilfreich gewesen, fand Uschi Foß aus Saarloius. "Gerade beim Vollbremsen hat man viele Ängste, die verliert man hier", beschrieb sie. Und: "Ich dachte, man darf in einer Kurve nicht bremsen, aber das ist ganz anders. Alles Übungssache."

Anna Müller aus Schwalmtal fand gut, "dass man probiert, wenn das ausbricht, dann hat man mehr Erfahrung dafür." Mit den Gespannen hintereinanderfahren, "bei 20 bis 60 Kilometer bremsen auch auf nasser Fahrbahn", das habe ihr fürs Fahrgefühl geholfen. Rigo Eifler aus Ratingen hatte für sich "beim Rangieren und Parken gemerkt, dass man sich sehr schnell überschätzt". Aber "man lernt aus jedem Mal neu" - die Rheinberger Caravanfahrerin Yvonne Dunker hatte jedenfalls noch "das Abkoppeln hier gelernt - das hat vorher nicht so funktioniert." Auch der frühere Kölner und Caravanfahrer Karl-Heinz Blumenberg testete sich mit seinen 78 Jahren noch mal aus. "Da fängt es so langsam an, dass man denkt, man wird unsicher", sagte er. Das hatte er schon mal in England während der Fahrt mit einem geplatzten Reifen am Wohnwagen erlebt. Mit "Vollbremsung und Lenker festhalten" sei es damals glimpflich abgegangen.

Der Gladbecker Thomas Fabek zeigte sich sehr zufrieden: "Das hat mir mehr Sicherheit gegeben und ist ein echter Blinkereffekt, mal aus dem täglichen Fahrtrott rauszukommen." So werde er auch Situationen wie zuletzt an einer Baustelle, "wo der Abstand zu gering war und ich bremsen musste", vielleicht auch besser bewältigen.

(RP)
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