Rheinberg "Wenn Henkel draufsteht, ist Solvay drin"

Rheinberg · Der Rheinberger Sodaproduzent öffnete seine Tore bei der "Langen Nacht der Industrie". Die Teilnehmer zeigten sich bei der abendlichen Besichtigungstour durch das Chemiewerk überwältigt von riesigen Kalköfen und Sodakolonnen.

 Produktions-Ingenieur Manuel Gaston (li.) führt diese Gruppe. Besucher Majo Meyer testet die Soda-Proben.

Produktions-Ingenieur Manuel Gaston (li.) führt diese Gruppe. Besucher Majo Meyer testet die Soda-Proben.

Foto: Olaf Ostermann

"Für saubere Wäsche ist Solvay zuständig, nicht Henkel." Mit dieser locken Bemerkung begrüßte Dr. Bernd Riedmüller am frühen Abend 50 Besucher, die in die Kantine des Rheinberger Solvay-Werkes gekommen waren. "Waschmittel bestehen zum überwiegenden Teil aus Soda, das wir herstellen", erläuterte der Leiter der Solvay-Bereiche Umwelt und Sicherheit weiter. "Wenn Persil draufsteht, ist Solvay drin." Die Besucher schmunzelten und freuten sich auf die Besichtigung des Rheinberger Soda-Produzenten.

Sie gehörten zu denen, die sich rechtzeitig einen Platz bei der "Langen Nacht der Industrie" gesichert hatten. Denn diese Plätze sind nach wenigen Tagen vergeben, wie immer seit 2011, als diese Nacht zum ersten Mal angeboten wurde, um die "old economy", die "alte Industrie" gegenüber der Informationstechnologie ins richtige Licht zu rücken. "Im letzten Jahr wollte ich schon dabei sein", erzählte eine Hamminkelnerin. "Ich habe nicht sofort gebucht. Als ich mich anmelden wollte, waren schon alle Plätze belegt. Diesmal habe ich mich sofort angemeldet."

Landesweit gab es 3000 Plätze, auf die sich Interessenten übers Internet anmelden konnten. Über 6000 Personen hatten sich beworben, wobei viele Interessierte gar keine Bewerbung mehr losgeschickt haben, weil die Wartelisten für die kostenlosen Touren entsprechend lang waren. Diesmal gab es landesweit 53 Touren, die oftmals kombiniert waren. So besichtigen die Personen, die einen Blick in die Sodaproduktion in Rheinberg warfen, außerdem das Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof in Kamp-Lintfort, um beide Einblicke zu einer "Langen Nacht der Industrie" werden zu lassen.

Zum einen kamen sie aus dem rechtsrheinischen Teil des Kreises Wesel, Oberhausen und dem Duisburger Norden, zum anderen aus Rheinberg und den umliegenden Kommunen. Insgesamt waren es 100. Sie trafen sich am Bahnhof in Wesel. Dort stiegen sie in Busse, um zur Sodaproduktion nach Rheinberg und zur Müllverbrennung nach Kamp-Lintfort gefahren zu werden, um nach der ersten Besichtigung gegen 20 Uhr zum zweiten Standort zu wechseln.

Die jeweils 50 Personen wurden in drei Gruppen aufgeteilt, denen zwei bis drei Solvay-Mitarbeiter die Produktion zeigten. "Soda, also Natriumcarbonat, ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil von Waschmitteln, sondern auch von Glas", berichtete Bernd Riedmüller bei der Einführung, in der er auch Sicherheitshinweise für die Besucher gab. "Natriumbicarbonat ist in Backpulver, Tiernahrung und Brausetabletten enthalten."

Die Besucher zogen dann in drei Gruppen über das Werksgelände an der Rheinberger Straße. Sie schauten sich die Leitwarte an, wo Mitarbeiter die Prozesse überwachen. Sie standen staunend vor den riesigen Kolonnen, wo sich Kalkmilch und ammoniakalische Kochsalzlösung in Soda verwandeln.

Oder sie schauten zu, wie ein Mitarbeiter bei einem Eisenbahnwaggon die Klappen entriegelte, um 50 Tonnen Kohlen in einen Bunker rauschen zu lassen. Dabei hatten die Solvay-Mitarbeiter diese Station der Besichtigung mit mobilen Scheinwerfern taghell beleuchtet.

Die Besucher waren von den riesigen Kalköfen überwältigt, die 25 Jahre durchgehend heiß sein müssen, da schon beim ersten Abkühlen Risse entstehen würden. "Wenn nicht genügend Kohle und Kalk da ist, schwitzen wir", schmunzelte Bernd Riedmüller. "Deshalb haben wir für drei Wochen Vorrat." Die Besucher stellten viele Fragen, beispielsweise die, was mit der Asche passiert, die beim Verbrennen der Kohle im Kraftwerk anfällt. "Sie geht in die Baustoffindustrie", erläuterte Gruppenführer Sebastian Linder.

Außerdem stiegen die Besucher auf die imposante Plattform des Kraftwerkes, die 70 Meter hoch ist, um Rheinberg und Umgebung bei Nacht zu sehen, beispielsweise bis zum Thyssenstahlwerk in Duisburg, das auch bei der "Langen Nacht der Industrie" dabei war.

(got)
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