Veener Dorfgespräche 2021 Es raucht wieder in der Denkfabrik Dorf

Alpen-Veen · Nach einem Jahr Pandemie-Pause gehen die „Veener Dorfgespräche“ in ihre dritte Runde. Eingeladen ist die ganze Region. Neu sind vier Workshops über Chancen des Landlebens. Da geht’s auch um Klimaschutz und Klimaanpassung.

 Ein Dorf zwischen Kirchturm und Windrad: Veen lädt den Niederrhein wieder zum Symposium über das Landleben ein.

Ein Dorf zwischen Kirchturm und Windrad: Veen lädt den Niederrhein wieder zum Symposium über das Landleben ein.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Ein Dorf wie Veen hält was auf Tradition. Und wenn etwas drei Mal in aller Regelmäßigkeit veranstaltet worden ist, gehört es zum bewahrenswerten Bestand. So ist das nun auch mit den „Veener Dorfgesprächen“. Die gehen nach einem coronabedingten Aussetzer am Samstag, 6. November, in ihre dritte Runde. Wie gehabt, doch trotzdem anders. Denn es wird beim „Niederrheinischen Symposium für dörfliches Leben“ zwar wie bisher am Abend ein munteres, prominent besetztes Talk-Podium geben mit Exponenten des Dörflichen, mit „Landeiern“ im besten Sinne. Doch vorher wird tagsüber gearbeitet – in vier thematisch unterschiedlichen Workshops, wie’s auch auf dem Lande heutzutage neudeutsch heißt.

Dabei besinnen sich die Macherinnen und Macher auf den Ursprung ihrer Idee. „Wir sind mal angetreten, um Akteure aus den Dörfern des Niederrheins zusammenzubringen“, sagt Ortsvorsteher Michael van Beek. Er ist überzeugt: „In jedem Dorf gibt es gute Sachen, von denen es lohnt, sich das mal anzugucken, um davon zu lernen.“ Es gehe um Nachhaltigkeit, darum vom Großtreffen der überzeugten Dörfler „etwas mitzunehmen“, so van Beek: „Da hat’s uns in der Vergangenheit ein wenig gefehlt.“ Ziel sei es, das inzwischen am Niederrhein eng gesponnene Netzwerk zu nutzen, um noch intensiver als bisher miteinander ins Gespräch zu kommen, sagt der Ortsvorsteher zur Stoßrichtung, um das Konzept fortzuentwickeln.

Zudem haben Profis und Studis von der Fachhochschule Rhein-Waal (HRW) bei den Veener Machern angeklopft, die das, was da in der Denkfabrik Krähendorf auf den Weg gekommen ist, richtig gut finden. Studierende des interdisziplinären HRW-Projektes Community Consulting haben sich angeboten, die Workshops zu konzipieren, zu begleiten und die Ergebnisse auf dem „Markt der Möglichkeiten“ zu präsentieren und sie wissenschaftlich auszuwerten.

Vier Themen sollen nach dem Start um 12 Uhr auf dem Schulhof in Veen beackert werden. Es geht um Nachhaltigkeit ländlicher Entwicklung. Dabei sollen erfolgreich praktizierte Projekte aus verschiedenen Dörfern kritisch beleuchtet und mögliche nächste Schritte überlegt werden.

Birgit Mosler, Geschäftsführerin von Rhewarech, das unter anderem das Klimaschutzmanagement in Xanten berät, moderiert den Workshop, in dem es um Klimaschutz und Klimaanpassung im Dorf gehen soll. Luuk Masselink, Klimaschutzmanager im Alpener Rathaus, stellt die energetische Sanierung der Sekundarschule vor.

Migration ist tatsächlich auch ein dörfliches Thema, nur anders. Es meint hier meist eben den Zuzug von Menschen von der Stadt aufs Land. Da geht’s um Fragen generationenübergreifender Einbindung in die dörfliche Gemeinschaft. Moderatorin Barbara Arntz von Interreg VA-Projekt Volunteers 2.0 kennt sich mit der Begleitung von bürgerschaftlichem Engagement durch Kommunen aus. Mit dabei ist auch Alpens Nachbarschaftskoordinatorin Sonja Böhm.

Klar: Wenn’s ums Dorf geht, geht’s immer auch um Landwirtschaft. Allein Veen zählt noch mehr als 20 Vollerwerbshöfe. Im Workshop sollen Verständnis und Unverständnis den Bauern gegenüber erörtert werden, die Wahrnehmung von Landwirtschaft und ihrer oft schwierigen Balance im Spannungsfeld von sorgsamem Umgang mit der Ressource Umwelt, Zwängen landwirtschaftlicher Produktion sowie gesetzlichen Auflagen. Veens Ortslandwirt Johannes Paaßen steht als Mann der Praxis Rede und Antwort.

Eine Gruppe diskutiert Möglichkeiten des „modernen Dorfes“ in digitalen Zeiten. Eine Frage: „Was bedeutet digitales Dorf-Management?“ Die Palette der Möglichkeiten reicht von der Mitfahrgelegenheit bis zur Tele-Medizin. Basis aber ist und bleibt die Netzinfrastruktur. Moderiert wird der Workshop von Lara Mosler, in Grieth aufgewachsen und Studentin der Medienwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum. Einer ihrer Studienschwerpunkte ist der Umgang mit neuen Medien und ihr Einfluss auf die Kommunikation. Von wegen „nix los im Dorf“.

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