Motorräder und andere Reliquien Ein Alpener lebt den DDR-Kult

Alpen · Tom Kühn sammelt leidenschaftlich gerne Relikte der früheren Ost-Republik. Besonders MZ-Motorräder haben es dem 22-Jährigen angetan.

 Der Alpener Tom Kühn – hier mit einer Vopo MZ – sammelt alte DDR-Maschinen und andere Kultobjekte.

Der Alpener Tom Kühn – hier mit einer Vopo MZ – sammelt alte DDR-Maschinen und andere Kultobjekte.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Tom Kühn ist genauso alt wie es sein Vater Jens war, als vor 30 Jahren die Mauer fiel, die BRD und DDR voneinander trennte. Und obwohl er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht geboren war, gibt es heute zwei Dinge, die den jungen Mann mit der ehemaligen DDR verbinden: Zum einen sind seine Eltern dort geboren und groß geworden. Zum anderen ist es die gelbe Schwalbe anno 1985, die sich Kühn im Alter von 15 Jahren gekauft hat.

Seine Eltern haben am 11. Dezember 1989 mit dem Trabbi „rübergemacht“, kamen über das Auffanglager in Unna-Massen nach Wesel und bezogen im März 1990 in Borth die erste eigene Wohnung. Vermieter war der damalige Ortsvorsteher Lenz. Mit der gelben Schwalbe, die 60 Stundenkilometer schnell war, waren seine Eltern damals in der DDR oft unterwegs. „Mit so einer bin ich mit meiner Frau oft von Sachsen nach Thüringen gefahren, über die Autobahn“, erzählt Vater Jens.

Er teilt zwar mit seinem Sohn die Leidenschaft für Mopeds und Motorräder aus der alten Heimat, ist selber aber heute mit einer deutlich größeren Maschine auf der Straße unterwegs: „Ein Harley Davidson natürlich“, sagt er und lacht. Seinem Sohn haben es dagegen die Zweiräder aus dem Osten angetan. Die gelbe Schwalbe, „das Moped des Ostens“, die hat er in seiner kleinen Werkstatt in einer Garage in Alpen selber zerlegt, restauriert, wieder zusammen gebaut. „Die könnte ich jetzt für 1500 bis 2000 Euro verkaufen“, sagt er. Aber das wird der 22-Jährige, der bei Kröger in Hamb zum Schlosser ausgebildet wurde und heute bei Kühne in Straelen die Anlagen wartet, vermutlich nicht tun. Denn die Schwalbe, die er in Westberlin gekauft hat, ist „Schuld“, dass er mit dem Sammeln von Zweirädern angefangen hat.

Vier MZ, die er in Magdeburg gekauft hat, stehen in seiner Garage, drei davon sind von der ehemaligen Volkspolizei (Vopo) – original, Jahrgänge 1982 bis 1986. „Die Typen, die die Dinger gefahren haben, die habe ich gehasst. Die Vopos, das waren richtig krumme Hunde“, sagt Vater Jens Kühn. Eine MZ hat er sich in Neubrandenburg geholt, „eine zivile Polizeimaschine, von einem Abschnittsbevollmächtigten“, Abkürzung ABV. „Quasi der Dorfpolizist“, erklärt Tom Kühn. MZ steht für „Motorradwerke Zschopau“. Ein Ort im Osten der Republik, wo diese Motorräder gebaut wurden und unter anderem über Neckermann verkauft wurden. Das Versandhaus hatte die MZ im Westen vertrieben.

Im Februar, da fährt Tom Krüger regelmäßig nach Riesa, zum Winter-Teilemarkt in der Sachsen-Arena. „Der größte Teilemarkt im Osten. Da kriegt man alle Originalteile für die Mopeds und Motorräder.“ Einen Trabbi, so wie sein Vater ihn fuhr, den hatte Sohn Tom auch schon einmal in der Sammlung. „Aber der hat zwei Reifen zu viel.“

Nur ein Fahrzeug in seiner Sammlung hat drei Reifen: Ein Dreirad aus Holz, so wie es sie früher in der DDR gab. Tom Kühn weiß, dass seine Freunde ihn manchmal belächeln und als etwas verrückt bezeichnen. Aber das ist ihm egal. Sein Traum: „Ein kleines Museum, in dem ich meine Zweiräder ausstellen kann.“ Zusammen mit den Helmen, den Fahnen und der Funktechnik der Volkspolizei. Und an der Wand würde das große Poster mit dem Konterfei von Erich Honecker hängen, ehemaliger Staatschef in der früheren Deutschen Demokratischen Republik.

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