Rheinberg Tango verwandelt Schmerz in Energie - ein Konzert-Ereignis

Rheinberg · Dass die Kirche St. Peter bis auf den letzten Platz gefüllt und einige Zuhörer sogar stehen mussten, damit hatte Kirchenmusiker Christoph Bartusek nicht gerechnet. Er war überwältigt von diesem Zuspruch. Tango war das Thema, das im Rahmen der Rheinberger Abendmusik unter dem Motto "Die Musik tanzt - der Tanz in der Musik" mit zwei Werken den Ideenreichtum der Initiatoren und den Umsetzungswillen der Akteure bewies.

Astor Piazollas "Konzert für Bandoneon und Orchester" und die Tangomesse "Mistango - Misa à Buenos Aires" von Martin Palmeri ließen das Publikum eintauchen in ein Ereignis, das in der Region seinesgleichen sucht. Mit dem Projektchor, der sich seit Januar akribisch vorbereitet hatte, dem bewährten Symphonie-Orchester "Klangkraft" und den Solisten Britta Strege (Sopran) und Stephan Langenberg (Bandoneon) waren an die 100 Mitwirkende im Einsatz.

Das Konzert stimmte im "Allegro moderato" auf typische harmonische Merkmale und rhythmische Figuren ein. Stechende Streicherakzente in hoher Lage, Glissandi, virtuose Bandoneonläufe von Stephan Langenberg und das akkordische Spiel des Ensembles dominierten obsessiv den Rhythmus mit elegischen Passagen. "Die Kraft des Tangos liegt darin, dass er Schmerz in Energie verwandelt", so Eingeweihte. Dies war spürbar.

In der Tangomesse "Misa a Buenos Aires" erfuhren die Zuhörer suggestive Kraft und Eindringlichkeit. Der Chor erreichte außergewöhnliche Ausdruckskraft und Klangfülle. Schon das "Kyrie" hatte pulsierende Energie und entfaltete rhythmisierte Stimmkraft. Das "Gloria in excelsis" erreichte glühende Farbigkeit in fordernden Steigerungs- und Spannungsbögen. Wie geschaffen dafür erwies sich die sich füllig verströmende Stimme von Britta Strege. Im "Sanctus" herrschten innige Leuchtkraft und Empfindungsfülle. Stephan Langenberg sorgte am Bandoneon für Melancholie, Rhythmus, Pulsschlag des Tangos. Herz und Seele, Traurigkeit und Wehmut, aber auch Dramatik und Temperament verbindet Palmeri in seiner Messe mit klassisch-barocken Kompositionstechniken und raffinierter Harmonik. Lohn für die Musiker: lang anhaltender, begeisterter Beifall.

(RP)
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