Rheinberg Sushi oder Currywurst-Carpacchio?

Rheinberg · Mit dem Auftritt des Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensembles endete offiziell die Kabarettsaison im Rheinberger Stadthaus. Erneut langte das Erfolgstrio, Christian Ehring, Heiko Seidel und Maike Kühl, hin, als die Mittelschicht als Leistungsträger der Gesellschaft auf dem Seziertisch lag. Sozusagen perfekte Zutaten für einen Kom(m)ödchen-Kracher.

Wie reagiert der gehobene Mittelstand auf die schwächelnde Börse, die schleppende Konjunktur und auf den daraus resultierenden sozialen Abstieg? Ein neues Lebensgefühl, die Angst, wurde auf Rheinbergs Bühne fleißig kultiviert. Dem gehobenen Mittelstand geht es an den Kragen. Wie, das zeigen die verschiedenen Szenen, belustigend und sarkastisch zugleich, im Wohnzimmer von Christian. Acht Figuren stehen auf der Bühne und erzählen ihre oft melancholischen Erlebnisse, eine Mischung aus Sitcom und politischem Kabarett. Maike Kühl und Heiko Seidel schlüpfen in immer andere Rollen und Charaktere, während sich der Komiker Christian Sorgen um seine existenzielle Zukunft macht. Er hat eine Morddrohung wegen seines Kabarettprogramms bekommen. Die Risikoanalystin Sarah sucht einen neuen Job, befürchtet, wegen ihres Alters nicht mehr ins Anforderungsprofil zu passen. Der millionenschwere wie unsympathische Unternehmensberater Elmar äußert sich über sein größtes Problem: Bei seinem Porsche hat er auf den Beifahrer-Airbag verzichtet. Und Sushi, die hippen wie trendigen japanischen Reisröllchen, mag er auch nicht mehr. Die "Prol-Makrele", dekadentes Symbol für die gehobene Mittelschicht nicht nur in Düsseldorf, ist out. Für Elmar und Konsorten gibt es eher Currywurst-Carpaccio.

Auch den sächselnden Sandro, Manager von Christian, spielt Heiko Seidel wie Hajo, den erfolglosen Mediziner. Sein Markenzeichen ist ein Fahrradhelm, den er im Haus trägt, schließlich ereignen sich dort die meisten Unfälle. Er sorgt sich mit Birte, einer überforderten Klinikärztin, um die optimale Förderung seiner, natürlich hochbegabten, Kinder. Die Zwillinge, Quintus (Heiko Seidel) und Melusine (Maike Kühl) zischen währenddessen bei Christian ein Bierchen und mokieren sich über ihre Eltern. Kurzum: Alle machen Christian das Leben zur Hölle.

Aktuelle politische Politik nahm das Ensemble aufs Korn und lieferte die musikalische Antwort auf den Islamismus: "Komm, wir gründen einen Karnevals-Verein in Teheran". Die Grundidee von "Sushi - Ein Requiem" greift auf die "Couch. Ein Heimatabend" zurück. Wer die "Couch" nicht auf der Rheinberger Bühne gesehen hat, findet schnell ins Geschehen, arrangiert sich mit dem fliegenden Wechsel von Maike Kühl und Heiko Seidel. Die Autoren Dietmar Jacobs, bekannt aus "Stromberg", Christian Ehring sowie Regisseur Hans Holzbecher schrieben das Buch. Insgesamt ein ansprechender Kabarett-Abend mit vielen humoristischen Spitzen.

(sabi)
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