Rheinberg Super Mario macht Stadtbücherei bekannt

Rheinberg · Ein offensichtlich faszinierendes Gemeinschaftserlebnis: Der "Wii-Spielabend" lockte 30 Kinder in die Einrichtung an der Lützenhofstraße. Sie hält inzwischen 100 Spiele für die Konsole zur Ausleihe bereit.

 Spannung pur: Die Kinder sind fasziniert vom "Zocken" mit der Spielekonsole. "Bufdi" Julian Woelbs (hinten) hatte die Konsolen für den inzwischen vierten "Wii-Spieleabend" vorbereitet.

Spannung pur: Die Kinder sind fasziniert vom "Zocken" mit der Spielekonsole. "Bufdi" Julian Woelbs (hinten) hatte die Konsolen für den inzwischen vierten "Wii-Spieleabend" vorbereitet.

Foto: Olaf Ostermann

Das Stöbern in den Bücherregalen der Rheinberger Stadtbücherei gehört zu den Erlebnissen, über das ältere Menschen gerne sprechen, wenn sie sich an ihre Kindheit und Jugend zurückerinnern. Wenn am Nachmittag um 15 Uhr die Tür geöffnet wurde, standen oft schon Dutzende von Fahrrädern in den Ständern vor der Eingangstreppe.

Die Jugendbücher der Engländerin Enid Blyton wie "Fünf Freunde" oder "Hanni und Nanni" waren ein ebenso begehrtes Lesefutter wie die berühmten "Drei Fragezeichen" von Altmeister Alfred Hitchcock, und wer sich den neuesten Asterix-Band als Erster abstempeln lassen durfte, war der König auf dem Schulhof.

Die Zeiten haben sich längst geändert. Um heute in den Pausen mitreden zu können, sind Kenntnisse der angesagten Konsolenspiele und Apps Grundvoraussetzung. Die Digitalisierung prägt das Freizeitverhalten der jüngsten Generation, und die Literatur spielt darin allenfalls eine Nebenrolle, erst Recht, wenn sie sich in gedruckter Form behaupten will.

Ein Trend, der vor allem Büchereien das Leben schwermacht. Mit zahlreichen Aktionen bemühen sich die Mitarbeiter der Rheinberger Stadtbücherei deshalb seit Jahren darum, vor allem junges Publikum in dem Haus an der Lützenhofstraße begrüßen zu dürfen.

Dass die Entwicklung auch bei dieser Programmplanung eine große Rolle spielt, erklärt Bibliothekarin Sabine Janßen: "Vorlesungen zum Beispiel machen wir kaum noch, damit bekommt man keine Kinder mehr hinter dem Ofen vorgezogen." Seit vier Jahren geht man deshalb einen anderen Weg. Janßen: "Wir holen die Kinder da ab, wo sie sind, nämlich beim Spiel."

Und das funktioniert: Zum mittlerweile vierten "Wii-Spieleabend" kamen 30 Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, um an der Spielekonsole zu "zocken", wie sie sagen. "Super Mario" statt Jugendschmöker - Mitarbeiterin Elisabeth Horsky wundert der Erfolg nicht: "Wir haben fast 100 Spiele für die Konsole in der Ausleihe, und die werden stark nachgefragt. Da lag es auf der Hand, den Spielespaß hier im Haus anzubieten." Drei Konsolen stehen dafür bereit, an denen jeweils vier Spieler gleichzeitig teilnehmen können. Julian Woelbs, der seinen Bundesfreiwilligendienst in der Rheinberger Bücherei leistet, hatte die Konsolen vorbereitet. Gespielt werden durfte in den zwei Stunden am Abend fast alles, was im Regal steht. "Ballerspiele bieten wir heute Abend nicht an", schränkte Elisabeth Horsky ein. Kaum hat sie die Spielerunde freigegeben, herrschte dichtes Gedränge an den Leinwänden, auf die per Beamer das Spielgeschehen übertragen wurde. Heiß begehrt war "Mario Kart", bei dem die Spieler mit ulkigen Rennwagen durch Kuhweiden und Pilzschluchten rasen. Der erste Gewinner des Abends war der zehnjährige Marcel. Sein Erfolgsgeheimnis: "Ich habe zu Hause ordentlich trainiert." Weiter hinten versammelten sich derweil die Fußball-Fans. Mit ihren Controllern schlüpften sie in die Trikots von Messi und Ronaldo, denn auf der Leinwand lief der Kracher Barcelona gegen Real Madrid.

Sabine Janßen ist davon überzeugt, dass ihr Haus langfristig von dieser Faszination profitiert: "Viele wissen gar nicht, dass es die Bücherei gibt, aber wenn sie einmal hier waren, kommen sie wieder und bringen Freunde mit oder leihen sich auch mal ein Buch aus." Die Bücherei als Gemeinschaftserlebnis, eine Tendenz, die auch Elisabeth Horsky festgestellt hat: "Wir werden immer mehr zu einem Ort der Begegnung, und das ist gut so."

(erko)
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