Rheinberg Stricken ist auch gut für die Seele

Rheinberg · Wolle mit der Nadel zu verarbeiten liegt voll im Trend, wie ein VHS-Angebot in Rheinberg zeigt. Kursleiterin Manuela Atzor weiß, wie es geht. Gestrickt werden Jacken, Babydecken, Tücher und Pullunder.

 Andrea Lenz (li.) holt sich Tipps von der Kursleiterin Manuela Atzor (li.). In der Strickrunde geht es nicht nur um das Handwerk, sondern, wie man sieht, auch um viel Spaß.

Andrea Lenz (li.) holt sich Tipps von der Kursleiterin Manuela Atzor (li.). In der Strickrunde geht es nicht nur um das Handwerk, sondern, wie man sieht, auch um viel Spaß.

Foto: Armin Fischer

Der Donnerstagnachmittag ist bei diesen Frauen stets verplant: Sie treffen sich im Rheinberger Konvikt an der Lützenhofstraße und lassen die Nadeln klappern.

Beispielsweise Andrea Lenz, die passend zum Frühlingsbeginn sich eine Jacke in leuchtenden Farben strickt. "Ich lerne noch. Tipps bekomme ich von unserer Kursleiterin", erklärt die Anfängerin. Für Ute Wilcke ist es die Gesellschaft Gleichgesinnter, denn Stricken in Gemeinschaft macht ihr sehr viel Spaß, wie sie mit einem Lächeln bestätigt. "Ich kann mich austauschen", erklärt dazu auch Mareike Filzmoser. "Stricken ist besser als Yoga", beschreibt Alexandra Hofmann ihre Erfahrung. Stricken ist aktive Entspannung, Meditation und Therapie zugleich.

Auf die Strickarbeiten der Anfängerinnen wie Fortgeschrittenen hat Kursleiterin Manuela Atzor ein Auge. "Ich habe immer viel gestrickt und mir als Jugendliche sogar damit mein Taschengeld verdient", erzählt sie. Ihre Erfahrung und vor allem die schnelle Hilfe, wenn eine Masche gefallen ist, kommt im Strickkurs gut an. "So etwas finde ich im Internet nicht plausibel erklärt", heißt es von vielen Frauen aus der Strickrunde. Sie alle hoffen auf eine Fortführung des Kursangebots und eine Umsetzung von vielen Strickideen.

Federleichte Strickarbeiten sind bei den modernen Strickfrauen angesagt. "Einen reichen Schatz an Anleitungen bietet zudem die Bücherei", sagt Manuela Atzor, die dort ihren Arbeitsplatz hat. Dass aktuell das Maschenspiel boomt und immer wieder neue Trends hervorbringt, hat ganz unterschiedliche Gründe.

Sich durch Individualität und Handgefertigtes von der Masse abheben, etwas Hochwertiges für sich und andere herstellen, gehört mit zu den Beweggründen. Das Geschäft mit Handstrickgarnen in ihren immer wieder neuen Qualitäten mit Wolle, Seide, Leinen, Merino, Kamelhaar, Baumwolle oder Alpaka boomt, wie sicher auch die Handarbeitsmesse in Rheinberg Anfang Mai zeigen will.

Die Wollhersteller bieten gerade für die angesagten Stricktücher 25-Gramm-Wollknäule in sensationellen Lauflängen an. "Qualität zahlt sich aus", sagt die Kursleiterin mit Blick auf die Garne und das Zubehör. "Das fängt schon bei den Nadeln an." Günstiger ist Selbstgestricktes nicht, im Gegenteil. Auch wenn das Internet als vermeintlich praktische Einkaufsquelle zulegt, den direkten Kontakt mit dem Fachgeschäft will keine der Strickerinnen missen.

Längst präsentieren sich örtliche Fachgeschäfte mit ihrem Sortiment ebenfalls im Netz. Aber: "Ich muss die Wolle anfassen können. Vor allem kann ich sie im Fachgeschäft zurücklegen lassen und habe die Garantie, mit nur einer Farbpartie zu stricken", erklärt Alexandra Hofmann, die gerade ihren Mann eine XXL-Jacke, Marke "rustikaler Landhausstil", strickt.

Als sie mit dem Stricken anfing, wurde sie noch belächelt, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Aber als sie erste Mützen und Schals trug, kamen zaghaft die Nachfragen. "Die haben große Augen gemacht und mich gebeten, ihnen auch so etwas Schönes und Warmes zu stricken", erinnert sich die angehende Mutter zurück.

(sabi)
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