Rheinberg Stadt kündigt Awo wegen Abriss der Seniorenbegegnungsstätte

Rheinberg · Die Awo, die in der Kontroverse um ihre Baupläne rund um den Pulverturm beharrlich geschwiegen hat, hat sich gestern zu Wort gemeldet. Grund dafür ist ein Schreiben aus dem Stadthaus. Darin kündigt die Stadt den Mietvertrag für die Räume im ersten Stock der ehemaligen Seniorenbegegnungsstätte an der Gelderstraße. Hier hatte der Betreuungsverein der Awo seit 31 Jahren seinen Sitz. Von hier aus werden zurzeit 600 Menschen im ganzen Kreis Wesel betreut.

Die Kündigung sei "vollkommen überraschend" auf seinem Schreibtisch gelandet, sagte gestern Awo-Geschäftsführer Bernd Scheid. Er sei irritiert über die Art und Weise der Kündigung: "Kein Vertreter der Stadtverwaltung hat mit uns im Vorfeld das Gespräch gesucht, um gemeinsam eine Lösung zu finden." Die Kündigung sei auch deshalb für ihn so überraschend, weil der Awo in der Vergangenheit immer signalisiert worden sei, dass ein Abriss nicht zur Debatte stehe.

Dem widersprach auf RP-Anfrage der Technische Beigeordnete Dieter Paus. In einem Gespräch sei einem Awo-Mitarbeiter sehr wohl die Absicht erklärt worden, das Haus nun abreißen zu wollen, wie es "im Haushaltssicherungskonzept festgeschrieben" sei. Nachdem die untere Etage, zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt, nun frei sei, wolle man den Bagger anrücken lassen, so Paus.

Eine Sanierung der hochbetagten Immobilie rechne sich ebenso wenig wie der weitere Betrieb. Zudem gebe es den Plan, im Umfeld einen Kreisverkehr zu errichten. Das Grundstück spiele auch bei Überlegungen zur Stadtentwicklung eine Rolle. Letztlich verfolge die Stadt wie beim Haus Püttmann auch mit dem Abriss hier das Ziel, "den historischen Wallgraben wieder erlebbar zu machen", so der Beigeordnete.

Scheid dagegen sagt, dass ihm stets vermittelt worden sei, dass in der klammen Stadt "für den geplanten Kreisverkehr ohnehin kein Geld vorhanden" sei. Der Betreuungsverein übernimmt Vormundschaften, Pflegschaften bei Minderjährigen und bei der Betreuung Erwachsener. Die Awo werde sich jetzt nach neuen Räumen umschauen, um die Arbeit reibungslos fortzusetzen, erklärt der Geschäftsführer. Ob das in Rheinberg geschieht, lässt er offen.

(RP)
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