Alpen Sprachmelodie wichtiger als Grammatik

Alpen · Fortbildung für Leiter von Deutschkursen für Flüchtlinge in Alpen. Fachfrau macht Mut zur Lücke. Lektion: Humor hilft.

 Dozentin Klara Menzel-Schmeer (2. v. r.) aus Duisburg gab Sprachkursleitern hilfreiche Tipps für ihre Arbeit mit Flüchtlingen.

Dozentin Klara Menzel-Schmeer (2. v. r.) aus Duisburg gab Sprachkursleitern hilfreiche Tipps für ihre Arbeit mit Flüchtlingen.

Foto: Olaf Ostermann

"Willkommen in Deutschland! Und jetzt?" lautet der Titel einer Broschüre, herausgegeben vom neuen evangelischen Forum des Kirchenkreises Moers. Darin enthalten ist eine Vielzahl von Kursen, die es ehrenamtlichen und beruflichen Helfern erleichtern sollen, die Integration von Flüchtlingen zu unterstützen. An erster Stelle steht das Erlernen der deutschen Sprache. In einem dreiteiligen Qualifizierungskurs im evangelischen Familienzentrum Alpen erhielten 18 Sprachkursleiter von Alphabetisierungsfachfrau Klara Menzel-Schmeer wertvolle Tipps und Anregungen.

Beim Unterricht mit Flüchtlingen sei eines besonders wichtig, betonte die Pädagogin zu Beginn: "Diese Menschen sind oft verängstigt. Sie wissen nicht, was sie erwartet oder kommen aus Ländern, in denen es Prügelstrafe gibt. Vermitteln Sie ihr Wissen deshalb immer mit Humor." Sie machte Mut zur Lücke: "Lassen Sie ruhig mal was schiefgehen."

Zunächst möchte die Fachfrau von den Teilnehmern wissen, was sie erwarten, welche Motivation sie antreibt oder wie sich ihre tägliche Arbeit gestaltet. "Ich bin manchmal hilflos und merke, wie schwer Deutsch doch ist", sagt Monika Krause. Die Kursleiterin nickt, sie kennt die Probleme aus ihrer Arbeit in der Weiterbildung. "Deutsch hat viele Schwierigkeiten, die wir nicht kennen, weil wir die Sprache selbstverständlich sprechen", erklärt Menzel Schmeer. Besonders große Hürden sind die Artikel. Für sie gibt es keine Regeln, sie müssen immer mitgelernt werden. Menzel-Schmeer beruhigt die Teilnehmer: "Man kann einen Menschen auch verstehen, wenn er das Sonne sagt." Problematisch, so berichteten Sprachlehrer aus ihrer Erfahrung, sei die Arbeit mit Analphabeten, die weder deutsch noch englisch sprechen. "Alphabetisierung in einer fremden Sprache ist die Königsdisziplin des Lehrerberufes", so Klara Menzel-Schmeer. Am leichtesten falle es Schülern, die schon eine Fremdsprache erlernt haben, weil sie mit grammatischen Grundregeln vertraut seien.

Damit sich die Kursteilnehmer ein Bild davon machen konnten, wie der erste Unterricht auf Flüchtlinge wirkt, hat die ausgebildete Lehrerin einen Probeunterricht in Russisch abgehalten. Da waren auch Lerntexte in kyrillischer Schrift keine große Hilfe. Dennoch gelang es allen nach wenigen Minuten, sich auf Russisch vorzustellen.

Lektion des Abends: Grammatik hat zunächst sekundären Stellenwert. Wichtiger sei es, die Menschen zum Sprechen zu animieren. "Dabei kommt es vor allem auf die Intonation an. Die Satzmelodie ist gerade am Anfang sehr wichtig", so das Anliegen Klara Menzel-Schmeer.

(RP)
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