Schutzmaßnahmen im Logistikzentrum So will Amazon Corona draußen lassen

Rheinberg · Im Logistikzentrum von Amazon am Standort Rheinberg arbeiten rund 1800 Menschen. Wegen der Corona-Pandemie hat das Unternehmen einige Schutzmaßnahmen getroffen. Ein Besuch vor Ort.

 Sollte die Thermal-Kamera eine erhöhte Körpertemperatur bei einem Mitarbeiter anzeigen, wird manuell nachgemessen. Andrea Mierwald zeigt wie.

Sollte die Thermal-Kamera eine erhöhte Körpertemperatur bei einem Mitarbeiter anzeigen, wird manuell nachgemessen. Andrea Mierwald zeigt wie.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Einige Kollegen nennen die beiden Amazon-Mitarbeiter „Corona Police“. Andrea und Manfred Mierwald stehen im Eingangsbereich im Logistikzentrum unweit der automatischen Messanlage für die Körpertemperatur. Jeder, der reinkommt, wird von der Thermal-Kamera erfasst. Ist die Temperatur nicht erhöht, erscheint gegenüber beim Wachmann auf dem Bildschirm ein grünes Licht. Einlass gewährt. Am Amazon-Standort Rheinberg wird einiges getan, damit das Coronavirus draußen bleibt. „Bis jetzt sind wir von der Pandemie verschont geblieben“, sagt Markus Neumayer, Chef von derzeit rund 1800 Angestellten aus über 60 Nationen.

Im Eingangsbereich, in der Hauptkantine, in den riesigen Hallen sieht’s aus wie auf einem Verkehrsübungsplatz. Auf dem Boden sind gelbe Leitlinien und blaue Fußabdrücke geklebt. Überall gilt die Einbahnstraßenregelung. Die Wege für die Angestellten sind länger geworden. „Das ist bei uns schon das neue Normal“, meint Pressesprecher Thorsten Schwindhammer. Neumayer spricht von der „neuen Wirklichkeit“. Amazon habe bereits Anfang Februar mit ersten Schutzmaßnahmen reagiert.

Mittlerweile wurden die Schichtzeiten angepasst, Pausenzeiten entzerrt, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz angeordnet. In der Kantine finden wegen der Abstandsregel statt der 400 nur noch knapp 90 Mitarbeiter Platz. Etliche Zelte wurden angeschafft, unter anderem von der Firma Evers aus Rheinberg, um Ausweichflächen zu schaffen. Auch die Mitarbeiter im Produktionsbereich mussten sich umstellen. Es gibt veränderte Bewegungszeiten, um den Infektionsradius zu reduzieren.

Bisher gab’s zwei Corona-Verdachtsfälle. Die Tests waren negativ. Und wenn doch jemand an Covid-19 erkranken sollte? „Sobald sich ein Mitarbeiter unwohl fühlt, soll er zu Hause bleiben, den Arzt aufsuchen und sich testen lassen. Der Arbeitsplatz wird besonders sorgsam desinfiziert, und jeder Kollege aus dem näheren Umkreis soll ebenfalls dem Arbeitsplatz fern bleiben, bis das Testergebnis vorliegt“, sagt Neumayer.

Die internen Vorgaben und Handlungsempfehlungen sind überall in den Gebäuden zu finden. Bei Amazon in Rheinberg beträgt der Mindestabstand zwei Meter. Das kann dazu führen, dass sich mitunter die Auslieferzeit einzelner Produkte minimal verzögert. Es wurde mit weiteren Vakuumliften nachgerüstet. Die mechanische Unterstützung mit 64 Saugnäpfen hebt einen schweren Karton alleine an, den vor Corona zwei Mitarbeiter, eng nebeneinander laufend, getragen haben. Neumayer: „Man setzt sich in diesen Wochen wieder anders mit Prozessen auseinander.“ So gibt’s bis auf Weiteres vor Schichtbeginn keine Gruppenmeetings mehr.

 Einbahnstraßenregelung: Auf dem Boden sind gelbe Leitlinien für die Amazon-Mitarbeiter aufgeklebt worden.

Einbahnstraßenregelung: Auf dem Boden sind gelbe Leitlinien für die Amazon-Mitarbeiter aufgeklebt worden.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Der finanzielle Aufwand sei groß, damit sich niemand ansteckt. Allein für 200 der 360 Verpackungsstationen wurden bereits Acrylglas-Trennschreiben angeschafft. Bislang haben die Mitarbeiter 3600 Liter Desinfektionsmittel verbraucht, 81 Hygienespender hängen jetzt an den Wänden, für die Angestellten liegen 70.000 Masken bereit. Schwindhammer: „Die Situation ist herausfordernd für alle – aber durch die gute Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat konnten wir schnell reagieren und die Mitarbeiter mitnehmen.“

Markus Neumayer geht davon aus, dass die Abstandsvorgaben und weitere Hygienevorschriften auch noch im wichtigen Weihnachtsgeschäft gelten. „Als Logistiker muss man auf alles vorbereitet sein, um nicht überrascht zu werden.“ Derweil werden Andrea und Manfred Mierwald im Eingangsbereich des Logistikzentrums nicht müde, mit einem freundlichen Lächeln auf den Mindestabstand hinzuweisen.

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