Rheinberg Schon 1409 war der Dienstag Markttag

Rheinberg · Heute stehen die Händler erstmals nachmittags auf dem Großen Markt. Das wäre früher undenkbar gewesen. in Rheinberg - verkauft wurde in der langen Marktgeschichte bisher grundsätzlich nur an Vormittagen.

 Während der Innenstadtsanierung fand der Wochenmarkt in Rheinberg auch mal auf dem Holz- bzw. Fischmarkt statt. Die Öffnung in diese Richtung wünschen sich die Markthändler öfter.

Während der Innenstadtsanierung fand der Wochenmarkt in Rheinberg auch mal auf dem Holz- bzw. Fischmarkt statt. Die Öffnung in diese Richtung wünschen sich die Markthändler öfter.

Foto: Rainer Kaußen (Archiv)

Heute findet der Rheinberger Wochenmarkt auf dem Großen Markt erstmals nachmittags statt: von 14 bis 18 Uhr (die RP berichtete). Die Stadt Rheinberg, das Stadtmarketing und die Markthändler wollen den Markt so etwa auch für Berufstätige attraktiver machen. Der Rheinberger Heimatforscher und Stadtführer Werner Kehrmann hat dies zum Anlass genommen, für die RP-Leser Geschichtchen um den Wochenmarkt in Rheinberg, die Marktrechte und die Pflichten der Bürger sowie die Rechte und Pflichten der Händler zu recherchieren:

"Der Rheinberger Wochenmarkt hat ja jetzt einen Vormittags- und einen Nachmittagstermin. Schauen wir doch mal, wie es im Rahmen eines kleinen Einblicks, früher war. Denn Markt war in der alten Zeit ja nicht gleich Markt. Vier Jahrmärkte, vier Viehmärkte, zwei Schweinemärkte, ein Pferdemarkt, das alles natürlich zu unterschiedlichen Zeiten.

Einen Wochenmarkt für die Versorgung der Bürger mit dem Lebensnotwendigen in Rheinberg gibt es auch nicht erst seit gestern. Gärten und Felder im Umfeld sowie an der Innenseite der Wälle waren genug vorhanden. Hunger leiden mussten die Rheinberger nicht, vor allen Dingen wurde Fleisch verzehrt. Trotz dieser guten Selbstversorgung benötigte die Stadt einen Wochenmarkt. Mit den Markterlösen wurden die Verteidigungsanlagen weiter verstärkt. Die Markthändler wurden regelrecht per Befehl zum Rheinberger Markt befohlen. Der Bürgermeister sprach vom ,Marktzwangrecht', das er zu verteidigen hatte, per ,Kirchengeschrei' mit ,Hornblasen' wurde die Öffentlichkeit informiert. Gültig für die Rheinberger sowie die Händler aus Menzelen, Alpen und Kamp-Lintfort, also die ,Eingesessenen' des kurkölnischen Amtes Rheinberg. Wenn die nicht wollten, gab es Ärger. Die Waren mussten ausgerufen werden, dann durfte man verkaufen.

Für alles hielt die Stadt die Hand auf. Verkauften die Händler keine Waren - egal. Steuern (Akzise) an die Stadt Rheinberg mussten sie dennoch zahlen, und zwar an den Markttagen alles immer doppelt.

Die ersten Urkunden nennen die Zahl 1293. Genaueres erscheint dann erst wieder 1409, da wird ein Wochenmarkt am Dienstag gemeldet, der 1546 noch einmal bestätigt wird. Im Klartext heißt das: Marktrecht war ein Privileg im Zusammenhang mit der Stadtrechtsverleihung. Jedem neuen Kölner Erzbischof, der sich in Rheinberg sehen ließ, wurden die Privilegien unter die Nase gehalten, und das war einzig und allein Aufgabe des Bürgermeisters.

Nach Bestätigung der Privilegien erfolgte eine ,Huldigung'. Hier waren die Rheinberger eisern. ,Huldigung' gab es nur mit Privilegserneuerung oder einem anderen neuen Privileg. 1641 werden zwei Markttage genannt, Dienstag und Freitag, die aber durften nur bis zum Mittag andauern.

Es sollte sich ja niemand einfallen lassen, an einem der Markttage auch noch nachmittags seine Waren verkaufen zu wollen. Und schon gar nicht außerhalb des Marktes an irgendeiner Rheinberger Haustür. Oder, noch schlimmer, vor den Stadttoren seine Waren feilbieten. Da liegt der Zwang, grundsätzlich ohne Wenn und Aber, nur auf dem Großen Markt zu Rheinberg einen Warenverkauf. Wer meckerte, dessen Waren wurden konfisziert. Wurde über die Preise gemeckert, schickte die Stadt einen schnellen Boten zu den umliegenden Märkten (Wesel zum Beispiel) zwecks Preisüberprüfung und Angleichung. Der Bürgermeister wollte ja auch wiedergewählt werden, folglich gingen die konfiszierten Waren an die Rheinberger Armen.

Ja, in Berka war viel los, die ,Marktgeschichte' ist noch erheblich umfangreicher, da spielt viel mit rein, natürlich auch das Bier."

(RP)
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