Schockanruf in Alpen Falsche Polizistin bringt Witwe um ihre Ersparnisse

Alpen/Rheinberg · Es ist eine perfide Masche: Die Anruferin ist mit ihrer schockierenden Nachricht so überzeugend, dass auch die Warnung eines Bankangestellten vor möglichen Betrügern nichts hilft. Ein besonders tragischer Fall ereignete sich in Alpen.

 Nach einem besonders heimtückischen Fall in Alpen warnt die Polizei eindringlich vor skrupellosen Telefonbetrügern.

Nach einem besonders heimtückischen Fall in Alpen warnt die Polizei eindringlich vor skrupellosen Telefonbetrügern.

Foto: dpa-tmn/Karolin Krämer

Skrupellose Betrüger haben am Dienstag eine 79-jährige Frau aus Alpen nach einem Schockanruf um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Kurz nach 14 Uhr klingelte das Telefon der alten Frau, die erst kürzlich ihren Mann verloren hatte. Es meldete sich eine ihr unbekannte Person. Die Anruferin stellte sich als Polizistin vor, die ihr die traurige Nachricht überbringen müsse, dass ihre Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe. Eine üble Masche. Der Anruf sei so perfide inszeniert worden, dass die Alpenerin emotional wehrlos in die Sache verstrickt worden sei, berichtet eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde in Wesel.

Im Hintergrund sei eine verzweifelt weinende Frauen zu hören gewesen. Die 79-Jährige sei überzeugt gewesen, ihre Tochter erkannt zu haben. Die vermeintliche Polizistin habe in der Folge mit eiskalt berechnender, aber überzeugender Empathie das Vertrauen ihrer unter Schock stehenden Gesprächspartnerin erschlichen und damit beruhigt, dass sie durch eine Kaution die drohende Untersuchungshaft ihrer Tochter abwenden könne.

Die falsche Polizistin habe zunächst einen hohen fünfstelligen Betrag genannt. Als die Witwe versichert habe, dass sie so viel Geld nicht mehr habe, sei die verlangte Summe deutlich reduziert worden, war aber immer noch nennenswert fünfstellig. Die alte Dame willigte ein. Nur Oberhausen, wo die Übergabe zunächst stattfinden sollte, war ihr für eine Autofahrt zu weit. Nach mehreren Telefonaten mit der „überzeugend einfühlsamen Polizistin“ stimmte sie einer Überweisung des Betrages von der Kasse des Amtsgerichts in Rheinberg aus zu.

Dann ging die Alpenerin zu ihrer Bank, vermutlich der Sparkasse. Die Volksbank übergibt ihren Kunden Bargeld nur in Tüten mit eindringlichem Warnhinweis vor Telefonbetrügern. Dennoch, so berichtet die Polizeisprecherin, habe der Bankangestellte auf einen möglichen Betrug hingewiesen. Doch die besorgte Mutter sei von der Glaubwürdigkeit der falschen Polizistin überzeugt gewesen und habe auf die Auszahlung ihres gesparten Geldes bestanden.

Anschließend fuhr sie mit dem Auto nach Rheinberg. Aus Richtung Amtsgericht sei sie von einem Mann angehalten worden, der ihr deutlich gemacht habe, dass es mit der Gerichtskasse nichts werde. Ihre Tochter sei mit Corona infiziert und sie sicher auch positiv. Auf einem Parkstreifen an der Rheinstraße in Höhe eines Discounters habe die Alpenerin schließlich dem Fremden das Geld ausgehändigt.

Den Mann beschrieb sie hinterher so: 25 bis 30 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß, südländisches Aussehen, kurze dunkle Haare. Er war bekleidet mit einem dunkelgrauen Pulli und dunkelgrauer Hose. Erst am Abend meldeten sich der 79-Jährigen Zweifel. Gegen 18.30 Uhr rief sie die Polizei an und erfuhr, dass sie Opfer eines Betruges geworden war. Am Dienstag, so die Sprecherin, habe es zwei weitere Versuche von Telefonbetrug in Alpen gegeben. Die sind fehlgeschlagen. Es wurde Anzeige erstattet.

 Die Polizei weist eindringlich darauf hin, dass sie niemals schlechte Nachrichten am Telefon übermittelt. Sie verlange auch niemals Geld, um jemanden „auszulösen“. Wer solche Anrufe erhalte, sollte sofort auflegen, sich auf keinen Fall in ein Gespräch verwickeln lassen.

Zeugen, die die Geldübergabe in Rheinberg möglicherweise beobachtet haben, werden gebeten, sich mit der Polizei in Xanten, Tel. 02801 71420, in Verbindung zu setzen.

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