Rheinberg Ryan McGarvey: Texas-Style im Adler-Schwitzkasten

Rheinberg · Der junge Blues-Rock-Gitarrist aus New Mexiko spielte auch bei seiner vierten Europa-Tour das Publikum schwindelig.

Schon kurz nach seinem Auftritt im Schwarzen Adler postete Ryan McGarvey beim Online-Dienst Instagram ein Selfie aus dem Umkleideraum des Vierbaumer Blues-Clubs. Mit einem erstaunlichen Publikum hätten er, sein Drummer Logan Miles Nix und sein Bassist Sam Miller es da zu tun gehabt, notierte der junge Gitarrist aus New Mexico in den USA am späten Abend unter dem Bandfoto im Internet. Tatsächlich: Trotz der schwülen Sommerhitze war der Adler rappelvoll, und es war wie nach einem Aufguss in einer finnischen Sauna. Doch die Fans des Gitarristen und Sängers ertrugen Schweißperlen auf der Stirn und klebrige T-Shirts, weil sie im Gegenzug den Sound und die Songs zu hören bekamen, die sie hören wollten. Teilweise sangen die Zuhörer die kompletten Songs mit.

Zum vierten Mal gastierte der 28-jährige McGarvey an der Baerler Straße. "Ich bin zum vierten Mal in Europa auf Tour und habe jedes Mal hier gespielt", knödelte er in breitem Südstaaten-Slang ins Mikrofon und bescheinigte der Vierbaumer Kulturinitiative damit seine Hochachtung. Ob es auf dem Kontinent noch eine andere Adresse im Blues-Geschäft gibt, die diesen Jung-Star schon viermal auf der Bühne hatte? Wohl kaum.

So viel ist sicher: Wer Ryan McGarvey live erlebt hat, hat einen der ganz großen neuen Blues-Rock-Helden gesehen. Er spielt die Stratocaster mit einer schwer fassbaren Leichtigkeit, die Riffs, Licks und Soli ergießen sich wie von selbst aus seinen Fingern auf das schmale Griffbrett. Gerne setzt er den Vibrato-Arm seiner Fender-E-Gitarre ein und mutet den Stahlsaiten seines Instruments viel zu. Auch die Tremolo-Technik beherrscht er aus dem Effeff.

Fester Bestandteil im McGarvey-Live-Programm ist sein schnelles Instrumental-Stück "Texas Special". Das hat er seinen großen texanischen Gitarristen-Vorbildern Freddie King und Stevie Ray Vaughan gewidmet und macht sehr deutlich, dass er als Junge aus dem Nachbarstaat diese Tradition fortsetzen möchte. So klingen dann auch seine Songs: Manche als schnelle Shuffles angelegt, bei anderen hängen dicke Bleigewichte an der Gitarre. Immer geben markante Riffs die Richtung vor. Eine Rezeptur, die aufgeht, zumal der inzwischen hoch dekorierte Musiker auch mit einer röhrenden Stimme ausgestattet ist.

So erlebte das Publikum im Adler-Schwitzkasten eine echte Live-Band, die sich nach zweieinhalb Stunden mit dem Zusatz verabschiedete: "Bis zum nächsten Mal!" Hoffen wir also, dass Ryan McGarvey bald zum fünften Mal nach Europa und dann auch wieder nach Rheinberg kommt.

(RP)
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