Kirchen in Alpen Ein stilles Fest für die Liebe

Alpen · Rund 50 Menschen feierten in der Kirche St. Ulrich Alpen einen besonderen Gottesdienst zum Valentinstag. Die Lebenswege der Besucherinnen und Besucher sind verschieden, aber alle eint die Dankbarkeit für die Liebe.

 Karl und Christel Julius aus Alpen haben sich in Essen beim Studium kennengelernt und sind seit 57 Jahren verheiratet.

Karl und Christel Julius aus Alpen haben sich in Essen beim Studium kennengelernt und sind seit 57 Jahren verheiratet.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Für die einen ist der Valentinstag einfach nur ein willkommener Feiertag für den Blumenhandel, der die Taschen der Floristenbranche füllt. Für die anderen bedeutet er ein Innehalten, dankbares Bewusstmachen gegenseitiger Liebe, die entweder noch ganz frisch ist oder schon lange und immer noch anhält. Sie alle berufen sich am 14. Februar auf diesen heiligen Valentin, den es tatsächlich gegeben hat oder zumindest gegeben haben soll. Der Legende nach war er Bischof in Rom, der am 14. Februar 269 auf Anordnung des Kaisers enthauptet worden ist, weil er Paare, deren Liebe verboten war, nach christlichem Ritus getraut haben soll, obwohl Kaiser Claudius II. dies ausdrücklich untersagt hatte. Und er soll, so sagt es die Legende, den Liebenden Blumen geschenkt haben.

Blumen, nämlich gelbe und rote Rosen, lagen auch am Montagabend in einem Körbchen in der katholischen Pfarrkirche St. Ulrich in Alpen, als Pfarrer Dietmar Heshe mit knapp 50 Gläubigen einen besonderen Gottesdienst feierte. Der stand am Valentinsabend unter dem Leitgedanken „Zeit für die Liebe“.

Eingeladen dazu waren insbesondere Menschen, die frisch oder schon lange verliebt, jung oder alt, verheiratet oder partnerschaftlich verbunden, zu zweit oder allein sind und dankbar für die Liebe, die sie erfahren oder erfahren haben. Helga Brinkhoff aus Ginderich hatte den Gottesdienst vorbereitet, der musikalisch von Sängerinnen und Sängern der Kirchenchöre von St. Ulrich und St. Nikolaus Veen mitgestaltet wurde.

Auch Martina und Marko Kröll aus Xanten hatten sich auf den Weg nach Alpen gemacht. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar, seit drei Jahren verheiratet und hatten aus der Zeitung von dem Gottesdienst zum Valentinstag erfahren. Karin Jüngling war alleine aus Büderich gekommen, auch wenn sie gerne ihren Mann an ihrer Seite gehabt hätte, mit dem sie inzwischen seit 24 Jahren verheiratet ist. Aber der musste ausgerechnet am Valentinstag arbeiten. Kennengelernt haben sich die beiden übrigens genau vor 25 Jahren, am Valentinstag 1997. Eine schöne Geschichte.

Mehr als doppelt so lange schon gehen Christel und Karl Julius aus Alpen gemeinsam durchs Leben. Sie haben sich einst im Studium in Essen kennengelernt und vor 57 Jahren den Bund fürs Leben geschlossen haben. Auch Hedwig Meyer-Sommer und Willi Hess hatten sich bewusst die Zeit genommen, um den besonderen Gottesdienst in St. Ulrich mitzufeiern. Beide haben früh ihre Partner verloren und gehen inzwischen seit 16 Jahren gemeinsam durchs Leben.

In der Weltliteratur herrsche kein Mangel an Liebesliedern, so Pfarrer Heshe zu Beginn des Gottesdienstes. Aber eines der bekanntesten stehe in der Bibel, auch wenn das den ein oder anderen überraschen möge. Er meinte das Hohelied der Liebe aus dem Alten Testament – das Lied der Lieder über die Liebe eines Mädchens, krank vor Sehnsucht nach dem Geliebten; über einen jungen Mann, überwältigt von der Schönheit seiner Angebeteten. Sie erlebten die Liebe als ein großes Geheimnis, so Pfarrer Heshe.

Er lud die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes dazu ein, sich unter Einhaltung der Corona-Regeln zu den fünf Stationen zu begeben, die Helga Brinkhoff an verschiedenen Stellen in der Kirche aufgebaut hatte, um mit wenigen Mitteln die Gedanken zu lenken. Da stand ein Puzzle vor dem Beichtstuhl als Symbol dafür, dass alle Menschen Teil eines Ganzen sind, eingebettet in einer großen Gemeinschaft. An anderer Stelle fanden sich kleine Steine, die für die Schwere stehen und vor die Frage stellen: Was lastet gerade auf mir? Vor dem Altar lagen gelbe und rote Rosen in einem Körbchen, Symbole für die Liebe. Daneben Federn auf dem Boden, Ausdruck für die Leichtigkeit, die sich wohl jeder wünscht.

 Marco und Martina Kröll aus Xanten sind seit fünf Jahren ein Paar. Vom Valentins-Gottesdienst haben sie aus der Zeitung erfahren.

Marco und Martina Kröll aus Xanten sind seit fünf Jahren ein Paar. Vom Valentins-Gottesdienst haben sie aus der Zeitung erfahren.

Foto: Armin Fischer (arfi)
 Hedwig Meyer-Sommer und Willi Hess haben beide früh ihre Partner verloren und sind inzwischen seit 16 Jahren ein verliebtes Paar.

Hedwig Meyer-Sommer und Willi Hess haben beide früh ihre Partner verloren und sind inzwischen seit 16 Jahren ein verliebtes Paar.

Foto: Armin Fischer (arfi)
 Karin Jüngling ist seit 24 Jahren verheiratet. Ihren Mann, der am Montag arbeiten musste, hat sie an einem Valentinstag kennengelernt.

Karin Jüngling ist seit 24 Jahren verheiratet. Ihren Mann, der am Montag arbeiten musste, hat sie an einem Valentinstag kennengelernt.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Letzte Station war ein Korb, gefüllt mit kleinen Schokoladen-Täfelchen. Rund herum auf dem Boden kleine Zettel mit launigen Sprüchen wie „Ich esse Schokolade nur an Tagen, die mit ,g“ enden. Man möge sich gerne an der Schokolade bedienen, hatte Pfarrer Heshe aufgefordert, könne auch Zettelchen und Teile der Elemente an den anderen Stationen mit nach Hause nehmen. Als Erinnerung an einen besonderen Gottesdienst am Valentinstag, zu dem „Schmetterlinge im Bauch ebenso mitgebracht werden durften und auch Sorgen und Nöte ihren Platz hatten“, wie es Helga Brinkhoff in der Einladung formuliert hatte.

(jas)
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