Corona Zum ersten Mal seit Wochen bei der Mutter im Pflegeheim

Rheinberg · Auch im Rheinberger Pflegezentrum Am Wiesenhof waren am Muttertag Besuche von Angehörigen erlaubt. Allerdings unter strengen Auflagen. So konnte auch Guido Rott seine 86-jährige Mutter besuchen.

 Marianne Rott und ihr Sohn Guido können sich unterhalten. Sie sehen sich erstmals seit Wochen. Mit dabei: Zentrumsleiterin Beate Bollen.

Marianne Rott und ihr Sohn Guido können sich unterhalten. Sie sehen sich erstmals seit Wochen. Mit dabei: Zentrumsleiterin Beate Bollen.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

An Tisch Nummer drei draußen auf der Terrasse des Pflegezentrums Am Wiesenhof sitzt Guido Rott. Ihm gegenüber hinter einer Trennscheibe aus Acrylglas: Seine Mutter Marianne. Die 86-Jährige sitzt im Rollstuhl, ist erst vor fünf Wochen eingezogen – und genau so lange haben sich Mutter und Sohn (62) nicht gesehen, konnten allenfalls via Skype miteinander kommunizieren. Marianne Rott ist pflegebedürftig, hatte seit Februar wochenlang mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus gelegen, war zehn Tage im künstlichen Koma. Sie hat die Krankheit überlebt, ist natürlich auch auf Corona getestet worden.Ergebnis: negativ. Guido Rott, selbstständiger Gartenbaumeister, sah keine andere Möglichkeit: Sein Vater ist vor eineinhalb Jahren gestorben, „ich musste ein Heim für meine Mutter suchen“. Er hatte Glück: Im Wiesenhof war kurzfristig ein Platz in einem Doppelzimmer frei geworden. „Ich musste meine Mutter quasi am Eingang abgeben“, erzählt der 62-Jährige, der in seinem Gartenbaubetrieb in Neukirchen-Vluyn Heidekraut in Töpfen zieht. Die Mutter kam einige Tage in Quarantäne, die Corona-Tests waren alle negativ.

Marianne Rott klagt nicht. Die 86-Jährige fühlt sich wohl im Wiesenhof. „Nein, ich habe keine Angst vor dem Virus“, erzählt sie. „Ich habe die Bombenangriffe in Rostock überlebt. Ich habe es immer gut getroffen, habe immer Glück gehabt im Leben“. Der Sohn hat ihr zum Muttertag eine Orchidee mitgebracht, 30 Minuten haben die beiden Zeit miteinander zu reden, dann ist die Besuchszeit beendet. Tisch, Stühle und Acrylglas müssen desinfiziert werden, bevor die nächsten Angehörigen und Bewohner an einem der sechs Tische draußen am Wiesenhof Platz nehmen. „Ich komme jetzt öfter“, verspricht Guido Rott seiner Mutter, bevor er wieder heim fährt.

121 Menschen leben in dem Pflegezentrum in Rheinberg, Leiterin ist seit drei Jahren Beate Bollen. Zuständig für den Pflegedienst im Wiesenhof ist Katharina Goertz. „70 Prozent sind Fachkräfte, wir haben einen guten Personalstamm“, bekräftigen beide. 60 Prozent der Bewohner sind dement, die älteste ist 106 Jahre alt „und topfit. Sie ist jeden Tag mit dem Rollator unterwegs“. Die jüngste Bewohnerin ist Mitte 50. Schon Ende Dezember hat Beate Bollen Masken, Desinfektionsmittel, Schutzkittel bestellt. „Es war immer wieder in den Nachrichten zu hören, dass da was im Anmarsch ist. Ich hatte da so ein komisches Gefühl“. Die Verordnungen der Politik – dazu gehörte auch, eine Isolierstation einzurichten – unverzüglich umzusetzen, das habe das Personal schon auf eine harte Probe gestellt. „Aber wir haben es gemeinsam gestemmt“. Den Bewohnern mache das Virus keine Angst. Ihr Motto: „Ich hab’ mein Alter, ich habe mein Leben gelebt.“

Besuchstermine können am Empfang im Wiesenhof unter Telefon 02843 9220 vereinbart werden

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