Rheinberg Sommerhitze sorgt für leeren Rummel

Kaum Besucher verzeichnete die Kirmes am Rande des Stadtschützenfestes in Rheinberg. Vielen war es schlicht zu heiß. Dafür war der Andrang am Festzelt gewohnt gut. Die Absage des Feuerwerks stieß auf Verständnis.

Kaum Besucher kamen zur Kirmes am Rande des Stadtschützenfests in Rheinberg, viele Fahrgeschäfte blieben weitestgehend verwaist.

Kaum Besucher kamen zur Kirmes am Rande des Stadtschützenfests in Rheinberg, viele Fahrgeschäfte blieben weitestgehend verwaist.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Bei sommerlicher Hitze mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke schlenderten am gestrigen Nachmittag nur wenige Menschen über den Rheinberger Kirmesplatz. Paul Müller, dessen Fliegerkarussell in der prallen Sonne steht, nimmt es mit Humor: „Die Flieger mit den schwarzen Kunststoff-Sitzschalen werden gemieden, ich müsste da eigentlich ständig Eiswürfel reinlegen.“ In unmittelbarer Nähe zum Festzelt hat der Schausteller seine Schießbude aufgestellt und das aus gutem Grund: „Schießbuden laufen nur noch durch die Schützen. Zu einer Vorortkirmes ohne Schützenfest nehme ich die gar nicht erst mit.“

Dass die klassische Losbude, einst fester Bestandteil jeder Kirmes, ausgestorben ist, macht Müller am Kaufverhalten der Menschen fest: „Vieles von dem, was es dort zu gewinnen gibt, kaufen die Menschen heute in Ein-Euro-Shops. Selbst die wenigen verbliebenen Losbudenbetreiber kaufen dort ein.“ Nicht tot zu kriegen und immer noch fester Bestandteil auf den meisten Rummelplätzen ist der Autoscooter. „Diese Mischung aus guter Musik und gemütlichem Cruisen ist einfach unschlagbar. Außerdem lernt man hier nette Menschen kennen und es ist schattig“, sagt Jessica Ommen, die mit ihrer Freundin im Scooter unterwegs ist.

Sollten die beiden sich dazu entscheiden, in getrennten Fahrzeugen zu fahren, würde Betreiberin Astrid Müller sich besonders freuen: „Der Scooter ist immer noch eine Kontaktbörse für Jugendliche, daran hat sich in all den Jahrzehnten nichts geändert. Sobald ein hübsches Mädchen alleine seine Runden dreht, stehen die Jungen an der Kasse Schlange.“ Angesichts des Jahrhundertsommers würde aber auch das nichts mehr nutzen. Müller: „In den letzten sechs Wochen mussten wir Umsatzeinbußen von über 50 Prozent hinnehmen. Besonders ärgerlich ist es, dass wir um 23 Uhr den Betrieb einstellen müssen, obwohl bei dieser Hitze viele erst am Abend kommen.“

 Liam Bracklow (l.) war einer der jüngsten Fahnenschwenker beim Stadtschützenfest in Rheinberg und war mit sichtlich Spaß bei der Sache.

Liam Bracklow (l.) war einer der jüngsten Fahnenschwenker beim Stadtschützenfest in Rheinberg und war mit sichtlich Spaß bei der Sache.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Während der Andrang vor Buden und Fahrgeräten sich in Grenzen hielt, war die Außenterrasse des Festzeltes gut besucht. Grund dafür war die gute Aussicht auf das diesjährige Stadtpokalschießen, an dem insgesamt zehn Titelträger aus Rheinberg und den umliegenden Ortschaften teilnahmen. Der amtierende Titelträger Stefan Dickmann sah dem Treiben mit gemischten Gefühlen entgegen: „Ein bisschen Wehmut ist dabei, es hat mich schon sehr stolz gemacht, Rheinberger Stadtkönig zu sein. Außerdem konnte ich ein wenig über den Tellerrand sehen, habe mitbekommen, wie woanders gefeiert wird.“ Rein theoretisch könnte Dickmann an diesem Tag seine Königswürde verteidigen. Der Präsident der Rheinberger Bürgerschützen winkt aber sofort ab: „Das macht man einfach nicht. So schön die Zeit gewesen ist, es war eine einmalige Geschichte.“

Ein viel diskutiertes Thema war in der vergangenen Woche die Absage des traditionellen Kirmesfeuerwerks aufgrund der extremen Trockenheit und der damit verbundenen Brandgefahr. Dickmann hat sich am Samstag bei den Besuchern umgehört, sein Fazit: „Der überwiegende Teil zeigte vollstes Verständnis für die Entscheidung, schließlich grenzt der Kirmesplatz an ein Naturschutzgebiet. Und weniger Besucher sind deshalb nicht gekommen.“

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