Bürgermonitor Zwei gefällte Tannen sorgen für Aufregung

Die evangelische Kirchengemeinde Rheinberg hat vor dem Adventsmarkt zwei große Tannen fällen lassen. Das halten Nachbarn in Zeiten des Klimawandels für Naturfrevel. Das Ordnungsamt sagt, es habe die Fällungen nicht gefordert.

 Von den hohen Tannen an der Kirche in Rheinberg sind nur die zersägten Baumstämme übriggebieben.

Von den hohen Tannen an der Kirche in Rheinberg sind nur die zersägten Baumstämme übriggebieben.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Kurz vor dem Spektakel-Adventsmarkt am dritten Adbentswochenende gibt es Aufregung um zwei gefällte Bäume. Die evangelische Kirchengemeinde Rheinberg hat am vergangenen Freitag zwei große Tannen auf dem Kirchhof fällen lassen. „Diese Tannen waren meiner Ansicht nach kerngesund, eine war zehn bis zwölf Meter hoch“, sagt Klaus Neumann, der mit seiner Frau gleich nebenan in der alten Underbergremise wohnt. „In der großen Tanne lebten viele Vögel, sogar eine Eule war dort ansässig.“

Alle reden vom Klimawandel und vom Waldsterben, daher sei es für ihn nicht nachvollziehbar, einen gesunden Baum zu opfern. Neumann: „Vernichtung von Natur hat auch was mit Schöpfung zu tun. Da sollte gerade eine Kirchengemeinde drüber nachdenken. Außerdem hätten wir ja auch einen vollkommen leeren Marktplatz, falls der Weihnachtsmarkt ausweichen müsste.“ Die Frage, ob denn auf dem Kirchhof ein neuer Baum gepflanzt werde, sei ihm nicht beantwortet worden. Neumann: „Ich bin stinksauer.“

Pfarrer Udo Otten bestätigte, dass die beiden Tannen im Auftrag der Kirchengemeinde gefällt worden seien. Auf Nachfrage sagte er: „Die Stadt hat uns sehr deutlich auf unsere Verkehrssicherungspflicht hingewiesen. Das heißt zwar nicht, dass die Tannen gefällt werden müssen, aber es heißt, dass wir die Verantwortung haben, wenn etwas passiert. Wenn zum Beispiel beim Spektakel-Markt mit tausenden Besuchern etwas passiert, sind wir die Dummen. Und wenn wir die Bäume fällen lassen, damit nichts passiert, sind wir auch die Dummen.“

Niemand sei auf Kirchenseite begeistert gewesen, so Otten – „aber was sollen wir denn machen“. Eine Fällgenehmigung habe die Gemeinde nicht vorlegen müssen. Der Pfarrer erinnert an die alte Kastanie hinter der Kirche, die vor einigen Jahren schweren Herzens gefällt werden musste: „Da hatten wir den Fall, dass schon dicke Äste aus dem kranken Baum gefallen sind.“

Für die Stadt Rheinberg legte Jonny Strey, Fachbereichsleiter Sicherheit und Ordnung, Wert auf die Feststellung: „Wir haben nicht von der Kirchengemeinde gefordert, dass die Tannen aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen, damit der Adventsmarkt stattfinden kann.“

Corinna Gribl ist Vorsitzende des Vereins Spektakel Rheinberg, der den Adventsmarkt am 14. und 15. Dezember an der evangelischen Kirche veranstaltet. Sie sagte am Dienstag: „Die Tannen waren krank, die mussten aus Sicherheitsgründen weg. Die Stadt saß uns deswegen schon im Nacken.“ Alternativ hätte man ein Gutachten über den Zustand der beiden Tannen in Auftrag geben können. Gribl: „Aber dafür haben weder die Kirchengemeinde, noch wir als Verein das Geld. Es tut uns in der Seele weh, dass die Bäume gefällt werden mussten, allein schon von der Optik her. Aber für mögliche Folgen hätten wir die Konsequenzen tragen müssen.“

Pastor Udo Otten wies ergänzend darauf hin, dass es vor dem Spektakel-Markt vor einem Jahr eine Begehung des Rheinberger Ordnungsamtes gegeben habe. Schon damals sei auf die Verkehrssicherungspflicht und mögliche Gefahren durch die großen Tannen hingewiesen worden.

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