Stadtentwicklung in Rheinberg Kirche soll ein Wohnhaus werden

Orsoy · Die Kirchengemeinde St. Peter Rheinberg will sich künftig die evangelische Kirche in Orsoy mit den Protestanten teilen und braucht deshalb ihr baufälliges Gotteshaus nicht mehr. Eine Investorengruppe hat Interesse an dem Baudenkmal.

 Es geht um die Zukunft der denkmalgeschützten katholischen Kirche St. Nikolaus in Orsoy. Gut möglich, dass darin in ein paar Jahren Menschen in luxuriösen Wohnungen leben. Platz für Autostellflächen gibt es gleich neben der Kirche.

Es geht um die Zukunft der denkmalgeschützten katholischen Kirche St. Nikolaus in Orsoy. Gut möglich, dass darin in ein paar Jahren Menschen in luxuriösen Wohnungen leben. Platz für Autostellflächen gibt es gleich neben der Kirche.

Foto: Norbert Prümen

Die Information, die Heiner Berg den Teilnehmern des Orsoyer CDU-Bürgerforums im Saal des Schwarzen Adlers auftischte, kam einer kleinen Sensation gleich. Es gebe eine Investorengruppe, die ernsthaftes Interesse daran habe, die Orsoyer St.-Nikolaus-Kirche zu kaufen und sie zu einer Wohnanlage umzubauen. Wie unsere Redaktion erfuhr, handelt es sich bei den Investoren um Rheinberger.

Berg, als ehrenamtliches Mitglied des Kirchenvorstands der katholischen Kirchengemeinde St. Peter Rheinberg für die Immobilien der Gemeinde zuständig, war von der CDU Orsoy eingeladen worden, über Entwicklungen in der Kirchengemeinde zu berichten. Die alte St.-Nikolaus-Kirche, so erzählte er den etwa 50 Zuhörern, sei ein schwieriger Fall. Das Gotteshaus, in den Jahren 1843 bis 1848/50 im neoklassizistischen Stil der Schinkelschule mit einem hohen, dreistöckigen Westturm erbaut, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und mit einem kleinen Turm wieder aufgebaut, ist baufällig. Laut Berg gebe es Berechnungen, die besagen: Mindestens eine Million Euro müsste investiert werden, um die Kirche zu sichern – genutzt werden könne sie dann noch lange nicht.

Das soll sie auch gar nicht. Jedenfalls für Gottesdienste. Denn die Katholische Kirchengemeinde St. Peter und die Evangelische Gemeinde Orsoy verfolgen längst andere, wegweisende Pläne im Sinne einer realistischen Ökumene. Sie haben sich darauf geeinigt, die vor Jahren umfangreich und für mehrere Millionen Euro sanierte Evangelische Kirche im Ortskern gemeinsam zu nutzen. Und nicht nur das: Die Kirchen-Partner bauen auch ein neues Gemeindehaus oder Pfarrheim. Die Protestanten stellen das Grundstück zur Verfügung (das Außengelände des ehemaligen evangelischen und jetzt städtischen Kindergartens zwischen dem Gebäude und der weißen Kirche), die Katholiken bezahlen den Neubau.

Die Kindergartenkinder können aber weiterhin draußen spielen, denn das angrenzende freie, zum Rhein hin gelegene Grundstück soll künftig als Außengelände genutzt werden. Die Planung für das „Haus der Gemeinden“ läuft. In Orsoy ist man sich längst einig, derzeit wird auf Bistums- beziehungsweise Landeskirchen-Ebene verhandelt.

Unterdessen blieb die Zukunft der denkmalgeschützten St.-Nikolaus-Kirche, deren wertvoller und aufwendig restaurierter Altar aus der Zeit um das Jahr 1500 längst in der evangelischen Kirche einen neuen Platz gefunden hat, unklar. Einfach stehen lassen oder sogar abreißen – unterschiedlichste Gedankenspiele machten in den vergangenen Monaten die Runde. Alles war möglich, nichts wurde gänzlich ausgeschlossen.

Dass sich nun Investoren meldeten und Interesse signalisierten, sei „ein großes Glück“, sagte Heiner Berg im Schwarzen Adler. Er sprach von zehn bis zwölf Wohnungen, die in der Kirche realisiert werden sollten. St. Peter gehörten auch Freiflächen an der Kirche, die man gerne auch als Stellplätze für Autos zur Verfügung stellen würde.

Wohnen in der Kirche – dieser Gedanke kam bei vielen Zuhörern im Adler-Saal gut an. „Das machen wir. Wir ziehen bald in unsere Kirche“, sagte eine Frau zu ihrer Tischnachbarin beim Bürgerforum.

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