Wildes Holz im Schwarzen Adler Wenn die Blockflöte zur Rockflöte wird

Rheinberg-Vierbaum · Das Essener Trio Wildes Holz bewies im Schwarzen Adler mit Songs von Madonna, Coldplay und Eigenkreationen, wie cool Flöten klingen können.

 Das Trio Wildes Holz spielte zweimal im Schwarzen Adler.

Das Trio Wildes Holz spielte zweimal im Schwarzen Adler.

Foto: Band

„Höhen und Tiefen“ heißt das aktuelle Programm, mit dem das Essener Trio Wildes Holz am Donnerstag zu Gast im Schwarzen Adler war. Der Titel kommt nicht von ungefähr, denn im vergangenen Jahr haben sie einen geplanten Auftritt in Vierbaum absagen müssen, weil ihr Gitarrist Anto Karaula plötzlich verstarb. Um ein Haar hätte der Gig erneut abgesagt werden müssen, denn dem Kontrabassisten Markus Conrads mussten kurzfristig Nierensteine entfernt werden. Zum Glück hat man Freunde und so erwies sich Jule Balandat als ausgezeichnete „Aushilfe an der Sperrholzhütte“.

Wenn ein Trio mit Blockflöten, Kontrabass und Gitarre die Bühne betritt, könnte leicht der Eindruck entstehen, es stünde ein Kammerkonzert auf dem Plan. Aber Wildes Holz macht schnell deutlich, woher der Name stammt, und dass sich mit einer Blockflöte mehr anstellen lässt, als die Oma an Weihnachten zu beglücken. Das Credo der Holzliebhaber lautet nicht umsonst: „Menuett und Madonna trennt nur ein Saitensprung, und eine Blockflöte kann problemlos eine E-Gitarre ersetzen.“

Was dabei entstehen kann, zeigte Tobias Reisige an der Loopstation. Deutschlands einziger diplomierter Jazz-Blockflötist spielte damit eine Flöte nach der anderen ein und ließ sie in einer Endlosschleife laufen. Das Endergebnis war eine Blockflöten-Version des Coldplay-Hits „Viva la Vida“ und ein starker Applaus der rund 100 Besucher.

Daneben überzeugte das Trio auch mit zahlreichen Eigenkompositionen, beispielsweise dem groovigen Conrads-Titel „Dip“ oder dem Opener „Moretti Swing“ mit seiner ganz speziellen Entstehungsgeschichte. „Wir waren früher viel in Italien unterwegs und haben dort Straßenmusik gemacht. Da ist dieser Titel entstanden, den wir nach dem Bier benannt haben, das wir hinterher getrunken haben“, erläuterte Thomas Reisige.

Selbstgemachtes und Comedy gehören zu Wildes Holz wie der Kontrabass und die Blockflöten. Mit dem gebürtigen Algerier Djamel Laroussi hat die Band einen Gitarristen bekommen, der beides beherrscht. „Ich habe einen algerischen Schlager geschrieben, der hört sich so ein bisschen an wie ein Muezzin. Soll ich Euch das antun?“, fragte er in Publikum. Selbstverständlich sollte er. Und so entwickelte sich „Rocher Long“ zu einem kongenialen Dialog zwischen Gitarre und Blockflöte, dessen Untertöne an die Wellen erinnerten, die an den Felsen der algerischen Küste zerbrechen. Dass getreu dem Bandmotto oft nur ein Saitensprung zwischen den höchst unterschiedlichen Titeln auf der Setlist existiert, zeigte sich beim darauffolgenden „Something Stupid“. Von einem kräftigen Seufzer aus dem Publikum eingeleitet, entwickelte sich das Duett der heftig schmachtenden Jule Balandat und Djamel Laroussi zu einer herrlichen Persiflage.

Ob Jazz, Klassik oder Popmusik: Wildes Holz braucht keinen eigenen Stil, das Trio begeistert durch seine Vielfalt.

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