Rheinberg Take Three & Two: Wenn Poesie Flügel bekommt

Budberg · Manchmal muss man neue Wege gehen, um das Außergewöhnliche zu entdecken. Eigentlich liegen das Jazz-Trio Take 3 und das Liedermacher-, Poeten-, und Autorenduo Uwe und Christine Brosch mit ihren Darbietungen meilenweit auseinander.

 Hans Lammert, Jörg Bienemann, Uwe Brosch und Charly Opriel beim Konzert. Nicht im Bild: Sängerin und Flötistin Chrstine Brosch.

Hans Lammert, Jörg Bienemann, Uwe Brosch und Charly Opriel beim Konzert. Nicht im Bild: Sängerin und Flötistin Chrstine Brosch.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Dennoch entstand der Wunsch, mal etwas gemeinsam zu machen. „Die Idee war, uns gegenseitig zu begleiten. Aber das verzahnte sich irgendwann so ineinander, dass wir uns an ein gemeinsames Programm wagten. Inzwischen lernen wir voneinander“, erklärt Keyboarder Hans Lammert.

Am vergangenen Samstag durften sich die Besucher im Budberger Bürgerhaus am Sportplatz von dem Ergebnis überraschen lassen. Gleich zum Auftakt überzeugte Hans Lammert mit der fantastischen Eigenkomposition „Dora“. Uwe Brosch übernahm danach mit einer Einleitung, die wie ein Appetitanreger wirkte: „Ein gutes Gespräch ist wie tanzen, nur wechselt die Führung von Wort zu Wort. Darf ich also bitten?“ Wenn Brosch über die Kraft der Worte poetisierte, offen, ungeschminkt, aber auch mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken, machte er dem Programmtitel „Die Schwere leicht gespielt“ alle Ehre.

Aber auch Freunde der leichten, bildhaften Poesie kamen auf ihre Kosten. Etwa bei der Geschichte von Jonathan, dem Wolkenschieber. Ein hoffnungsloser Träumer, mit dem Brosch alle in seinen Bann zieht. Im Einklang mit seinen Worten gleiten die Bilder wie besagte Wolken durchs Bewusstsein. Fast unbemerkt verstummt Uwe Brosch und Hans Lammert verwandelt die Worte in Töne, lässt die Fantasie der Zuhörer darin langsam und gefühlvoll ausgleiten.

Spätestens hier wurde deutlich, dass aus einer Idee ein kongeniales Projekt geworden ist, in dem ein Rad ins andere greift. Sei es das verträumt wirkende Flötenspiel, mit der Christine Brosch gekonnt die Zeilen verknüpfte, das hintergründige und die Dramaturgie steigende Grollen von Charly Opriels Kontrabass oder der dezente, nie überbordende Klangteppich von Drummer Jörg Bienemann. Neben eigenen Werken rezitierte Brosch Michael Endes Geschichte „Kleiner Spuk“.

Auf einem dunklen Speicher beginnt ein altes Grammophon zu spielen und Menschen steigen aus einem Fotoalbum. Sie kennen sich nicht und tanzen Walzer miteinander. Nach dem Tanz steigen sie in ihr Album zurück, die Worte verstummen und noch während die Gedanken um sie kreisen übernimmt Lammert unaufdringlich und dimmt mit seiner Musik ganz langsam das Licht im Kopfkino der Besucher.

Das Zusammenspiel des Jazz-Trios mit dem Dichter-Duo bescherte dem Budberger Publikum ein facettenreiches Programm. So folgte auf die Take 3-Latin-Ballade „Cowboy“, ebenfalls eine Eigenkomposition von Hans Lammert, die berührende Geschichte vom kleinen Kind, das im Traum lächelt. „Lass mich bei dir sitzen. Dein Traum der ist so leicht, dass er für uns beide reicht.“ Nach der absolut gelungenen Kulturveranstaltung blieb eigentlich nur eine Frage offen: Warum sind Take 3 & Two nicht schon viel früher auf diese geniale Idee gekommen?

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