Sozialpolitik in Rheinberg Stadt sucht Nähe zu Leuten vor Ort

Rheinberg · Die Verwaltung plädiert für einen dezentralen Ansatz in der Sozialpolitik und bittet die Politik um Geduld bei der Analyse der unterschiedlichen Verhältnisse. Das Personal ist knapp.

 Die Lebensverhältnisse in der Reichelssiedlung sind sicher völlig anders als die in den gewachsenen Ortschaften.

Die Lebensverhältnisse in der Reichelssiedlung sind sicher völlig anders als die in den gewachsenen Ortschaften.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Als die Stadt Rheinberg vor knapp drei Jahren den Sozialplan für die Stadt neu gefasst hat, wurde im Ausschuss für Soziales, Familien und Senioren auch beschlossen, eine sogenannte Sozialraumanalyse zu erarbeiten. Da die Bewertung von Zusammenhängen innerhalb kommunaler Strukturen für sich stehen sollte, war eine umfassende Sozialplanung vorgesehen. Das sei aber ohne genügend Zeit und Personal nicht hinzubekommen, argumentierte die Verwaltung jetzt im Ausschuss.

Zeit und Personal – genau das fehle aktuell in der Sozialverwaltung an allen Ecken und Ende, berichtete die Beigeordnete Iris Itgenshorst: „Wir wollen die Sozialraumanalyse weiterentwickeln, müssen das aber mit wenig Personal tun.“ Es gebe allerdings bereits Kontakte zu Kirchengemeinden und Vereinen in Rheinberg – auch in den Ortsteilen. Itgenshorst bat um Geduld: „Das muss sich entwickeln.“

Zur Analyse gehöre auch, einen Akzent auf die Ortsteile zu legen. Dezentrale Arbeit sei gefragt. Vor Ort gelegene Räume sollten genutzt werden. Das Ziel sei es, so einen ortsnahen Kontakt zwischen Bürgern und Bürgerinnen sowie der Verwaltung zu verankern. So soll möglichst auch erfasst werden, welche konkreten Anliegen und Bedarfe vor Ort jeweils bestehen.

Schon seit 2020 erhebt die Verwaltung systematisch und regelmäßig Einwohnerdaten zur Altersstruktur und zur Nationalität, um beispielsweise herauszufiltern, wie sich das Leben in den Ortsteilen verändert. Daraus ließen sich dann etwa Datenreihen entwickeln, die bei der Planung neuer Baugebiete hilfreich sein könnten. Nach der Devise. Wenn ich weiß, wer im Ort wohnt, kann ich entsprechend darauf reagieren.

Ähnlich werde mit Daten aus dem Bestand der Agentur für Arbeit verfahren. Zudem soll der ganze Plan in den Prozess „Globale Nachhaltige Kommune“ (GNK) eingebettet werden. Seit dem vergangenen Jahr nimmt die Stadt Rheinberg am GNK-Prozess teil. Wenn Dorfentwicklungskonzepte wie derzeit für Borth aufgestellt werden, können die Sozialplaner auch daraus Honig saugen: Ergebnisse aus den Bürgerbeteiligungen dazu sollen einbezogen werden.

„Bekanntlich existieren in Rheinberg keine großen, zusammenhängenden Siedlungsstrukturen“, führt die Verwaltung aus: „Die Stadt in ihrer heutigen Form ist nicht historisch gewachsen, sondern besteht aus unterschiedlichen Siedlungsstrukturen und ist im Rahmen der Gebietsreform seit 1975 aus vier ehemals rechtlich selbständigen Städten und Gemeinden entstanden, es gibt folglich mehrere Ortskerne und eine auch über die Jahrzehnte andauernde starke Identifikation mit dem tatsächlichen Wohnort.“

Das Ziel einer strategischen integrierten Sozialplanung sei es, dies zu berücksichtigen. Es soll nicht wahllos nach dem Gießkannenprinzip, sondern am Bedarf orientiert gearbeitet werden. So könne man auch der in der Öffentlichkeit entstandenen Meinung und Kritik entgegenwirken, einzelne Stadtteile würden stärker berücksichtigt als andere.

Wichtig sei, auch Angebote wie eine trägerunabhängige Pflegeberatung (bereits seit dem Herbst 2021 im Quartiersbüro und seit Ende Januar auch bei der Rheinberger Tafel) einzubeziehen.

Die Verwaltung werde regelmäßig darüber berichten, wie es mit der Sozialraumanalyse weitergeht, versprach die Sozialdezernentin.

(up)
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