Rheinberg Silberner Meisterbrief für die Lerngruppe

RHEINBERG · Vor 25 Jahren taten sich neun Männer zusammen, um gemeinsam für ihre Prüfung zum Meister im Fach Elektrotechnik zu lernen. Sie waren erfolgreich. Aus Berufskollegen sind gute Freunde geworden.

 Acht der neun Kollegen nahmen jetzt ihre Silbernen Meisterbriefe entgegen. Ein Mitglied der Lerngruppe ist leider schon verstorben.

Acht der neun Kollegen nahmen jetzt ihre Silbernen Meisterbriefe entgegen. Ein Mitglied der Lerngruppe ist leider schon verstorben.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Ob es ohne die Lerngruppe mit dem Meisterbrief Elektrotechnik überhaupt geklappt hätte? Das kann Rüdiger Schymura aus Orsoy natürlich nicht beantworten. Eines steht für den Orsoyer jedenfalls fest: Es wäre wohl für alle ungleich schwerer gewesen, die Prüfung zu bestehen. Das ist jetzt 25 Jahre her. Nun haben die neun Mitglieder jener Lerngruppe von einst im Landhaus Steinhoff an der Bischof-Roß-Straße in Budberg ihren Silbernen Meisterbrief erhalten und sich gemeinsam an drei Jahre Paukerei erinnert.

Im Jahr 1990 trafen sich Franz Baumanns, Rainer Berns, Günter Bouss, Theo Croonenbroeck, Andreas Gossens, Volkmar Pella (verstorben), Dirk Winkelmann, Dietmar Zehres und Rüdiger Schymura an der Meisterschule Geldern. Alle kamen sich aus unterschiedlichen Städten und Gemeinden der Kreise Kleve und Wesel und hatten ein gemeinsames Ziel: Neben ihrer Arbeit wollten sie den Meistertitel Elektrotechnik in der Abendschule erwerben. „Wer den Meister in ‚Teilzeit‘ machen wollte, hatte dazu in unserer Region nur in Geldern die Gelegenheit“, berichtet der Orsoyer. Eine weitere Meisterschule sei in Düsseldorf gewesen, doch dort wurde im Vollzeitmodus gelernt.

Tagsüber arbeiten, abends pauken – ein dickes Brett, das die neun Herren bohren wollten. Das wurde allen sehr schnell klar. Denn bei vielen der anfangs etwa 30 Schüler in der Klasse schwand rasch die Motivation. Der Job, zweimal in der Woche Unterricht, das ungeheure Lernpensum – angesichts der Belastung und der zunehmend fehlenden Freizeit hat so mancher die Segel gestrichen. „Schon nach kurzer Zeit sprangen immer mehr ab“, erinnert sich der 59-Jährige, der die Idee hatte, eine Lerngemeinschaft ins Leben zu rufen, um den Unterrichtsstoff aufzuarbeiten.

Drei Jahre lang trafen sich die Meisterschüler einmal – vor der Prüfung sogar zweimal – wöchentlich zum gemeinsamen Büffeln im evangelischen Jugendheim Orsoy. „Eine gute Sache war das, denn jeder konnte seine Stärken einbringen und den anderen so helfen“, findet Schymura rückblickend.

An den Abenden im Jugendheim wurden Wissenslücken geschlossen und Defizite aufgearbeitet; vielmehr aber war die Lerngemeinschaft der Kitt in Sachen Motivation, der alle zusammenhielt. Der Rückhalt in der Gruppe war immens wichtig. „Nicht umsonst kamen die Kollegen auch aus dem Kreis Kleve nach Orsoy“, erinnert sich Rüdiger Schymura.

So wie bei ihm hat in dieser Zeit auch an den anderen Meisterschülern bisweilen das schlechte Gewissen genagt, da die Familie oftmals zu kurz kam. „Doch unsere Frauen haben uns immer in der Sache bestärkt“, freut er sich. Somit verwundert es nicht, dass die bestandene Meisterprüfung 1993 nicht das Ende der Gemeinschaft bedeutete: Alle verstanden sich so gut, dass aus der Lerngruppe ein Freundeskreis entstanden ist. Seit 25 Jahren trifft sich die eingeschworene Gemeinschaft seither einmal im Jahr. Mit dabei sind dann auch die Ehefrauen, die den Meisterschülern damals immer den Rücken gestärkt und frei gehalten haben.

Erfreulich: Auch die Damen sind alle miteinander befreundet. Kontakt halten heute alle über die eigene „Meisterschüler“-Whatsapp-Gruppe.

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