VHS-Kunst im Rheinberger Stadthaus Sehnsucht nach einer besseren Zukunft

Rheinberg · Im Rheinberger Stadthaus wurde die VHS-Ausstellung „Neuzeitblüten“ eröffnet. Zwölf Kursteilnehmende zeigen 26 Keramiken und mehr als 60 Bilder. Der Titel ist von der Teilnahme an der Landesgartenschau inspiriert.

 Die Malerin Eva Schlötels (li.) mit einem Akt und Sabine Schröder, die einige Keramikarbeiten zeigt, sind zwei der zwölf teilnehmenden Künstler.

Die Malerin Eva Schlötels (li.) mit einem Akt und Sabine Schröder, die einige Keramikarbeiten zeigt, sind zwei der zwölf teilnehmenden Künstler.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Das Foyer des Stadthauses ist neben seinem eigentlichen Zweck längst zu einem kleinen Kunstmuseum mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen geworden. Den Auftakt gestalten in diesem Jahr die Teilnehmer der von Edith Beck-Kowolik geleiteten Mal- und Keramik-Kurse der Volkshochschule. Inspiriert von der Teilnahme an der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort entschied man sich für den Ausstellungstitel „Neuzeitblüten“, zumal sich dieser nach Ansicht der Dozentin auch sehr gut als Hoffnungsmacher eignet: „Wir wollen in diesen Zeiten positiv in die Zukunft blicken. Wir alle sehnen uns doch einen Neustart herbei, nachdem wieder alles erblüht.“

Insgesamt 26 Keramiken und über 60 Bilder haben die zwölf Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen zu der Ausstellung beigesteuert. Dabei fällt die enorme Bandbreite ins Auge: Blühende Zitronen, auf denen sich das Licht der Frühlingssonne spiegelt, daneben fotorealistische Portrait-Zeichnungen, stilvolle Akte oder der getöpferte Weihnachtsmann mit übergroßer Mütze bilden eine abwechslungsreiche und durchaus sehenswerte Ausstellung.

Jens Korfkamp freute sich über den Mut der Kursteilnehmer, ihre Werke in einem öffentlichen Rahmen zu präsentieren. In seiner Eröffnungsansprache betonte der VHS-Leiter, dass die Nachfrage nach solchen Kursen in der Pandemie-Zeit gestiegen sei, sich aber gleichzeitig die Rahmenbedingungen der Bildungseinrichtung verschlechtert haben: „Die meisten kommen zu uns, um einen Ausgleich zu haben, wollen den Alltag für kurze Zeit vergessen. Aber das geht nicht unter 2G-Bedingungen und mit Mund-Nasen-Schutz.“

Eva Schlötels kennt den Unterschied. Die Budbergerin belegt seit 2005 immer wieder mal einen Malkurs der VHS. Ihre Aktzeichnungen oder der mit Acrylfarben in Szene gesetzte Hirsch sind das Ergebnis eines stetigen Lernprozesses, der auch nach 16 Jahren nicht ins Stocken geraten ist. „In den Kursen hole ich mir immer wieder Anregungen zu neuen Techniken und bekomme Tipps, wie ich mich verbessern kann“, erklärt Eva Schlötels. Dass Malkurse nur etwas für talentierte Menschen sind, lässt Jens Korfkamp nicht gelten: „Malen und Zeichnen ist harte Arbeit. Als allererstes muss man sehen lernen. Das Gesehene dann mit der Hand umzusetzen, das ist die Kunst.“ Dabei sei eine gewisse Frustrationstoleranz wichtiger als allzu viel Ehrgeiz, sagt Korfkamp: „Entscheidend ist es, nicht gleich etwas wahnsinnig Tolles machen zu wollen, sondern sich langsam zu entwickeln.“ Keramik-Fan Sabine Schröder weiß aus eigener Erfahrung, was damit gemeint ist. Ihrer als Weihnachtsmann getarnten Keksdose fehlte nur noch die passende Mütze, bevor das Werk in den Brennofen geschoben werden konnte. Die ist dann jedoch in sich zusammengefallen. Ein Umstand, den die Bahnbeamtin aus Duisburg-Baerl als Wink annahm: „Ton entwickelt ein Eigenleben. Ich habe das so gelassen und muss sagen: Es gefällt mir.“ Eine Einstellung, die Edith Beck-Kowolik ihren Schülern vorgibt: „Man sollte Kunst nicht erzwingen, sondern auch mal etwas dem Zufall überlassen. Wenn etwas schiefgeht, kann man das auch als Chance sehen.“

(up)
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