Verkehrssituation an Schulen Stadt will Elterntaxis ausbremsen

Rheinberg · Mit dem Auto bis fast in die Grundschule – das soll bald ein Ende haben. Im Schulausschuss wurden Lösungen gesucht.

 Auch an der St.-Peter-Grundschule geht es morgens und nachmittags mitunter zu wie im Wilden Westen. Das soll sich ändern.

Auch an der St.-Peter-Grundschule geht es morgens und nachmittags mitunter zu wie im Wilden Westen. Das soll sich ändern.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Gabi Krekeler, Leiterin der katholischen Grundschule St. Peter, hatte Ende vergangenen Jahres Alarm geschlagen. Die Situation an der Schule sei nur noch als chaotisch zu bezeichnen, sagte sie damals (wir berichteten). Morgens, wenn die Schüler gebracht werden, und nachmittags, wenn sie wieder abgeholt werden, spielten sich Tag für Tag Szenen ab, die an Wild West erinnerten. Nicht wenige Eltern fahren dann mit ihren Autos bis an die Schultür und verursachen Staus und Stress pur. Mit Argumenten sei man den Vätern und insbesondere Müttern nicht beizukommen. Es werde geschrien und geschimpft und die Schulkinder seien nicht mehr sicher.

Der Schulausschuss griff das Thema jetzt auf. Kein neues Thema, da waren sich alle einig. Seit vielen Jahren sorge das Verkehrsverhalten der Eltern besonders vor Grundschulen für unübersichtliche bis chaotische Zustände. Viele Eltern bringen ihre Kinder – auf ihrem Weg zur Arbeit – zur Schule und fahren dazu bis unmittelbar vor das Schulgrundstück. Oftmals missachteten sie Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie Park- und Halteverbote.

     Kinder der katholischen Grundschule St. Peter haben Plakate gemalt, um Eltern davon abzuhalten, mit ihren Autos bis fast in die Schule zu fahren.

Kinder der katholischen Grundschule St. Peter haben Plakate gemalt, um Eltern davon abzuhalten, mit ihren Autos bis fast in die Schule zu fahren.

Foto: Uwe Plien

In Rheinberg ist es besonders schlimm an den beiden Grundschulen an der Fossastraße (Gemeinschaftsgrundschule Rheinberg und Grundschule St. Peter) sowie der Grundschule am Deich in Wallach. Die Schulleiterinnen haben mit den Eltern gesprochen – mit allenfalls kurzfristigem Erfolg. Selbst die Anwesenheit der Polizei habe viele Eltern nicht daran gehindert, so weiterzumachen wie bisher. Die Polizei wird gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung in diesen Tagen die Situation vor den Grundschulen erneut beobachten – mit dem Ziel, Lösungen zu finden.

„Inzwischen hat sich die Lage bei uns ein wenig beruhigt“, schilderte Gabi Krekeler im Schulausschuss. Das Thema beschäftige die Schule aber weiterhin. Eltern hätten andere Eltern angesprochen und versucht, sie von ihrem Fehlverhalten abzubringen. Krekeler: „Das ist besser, als wenn wir Lehrer uns dort hinstellen.“ Kinder haben Bilder für Plakate gemalt, die jetzt aushängen und auf die Situation aufmerksam machen sollen. Und ein Projekt will die St.-Peter-Schule auch noch dazu durchführen. „Es ist wichtig, sichtbare Zeichen zu setzen“, so die Rektorin.

Das fand auch Pfarrerin Ulrike Thölke aus Wallach, die an der Grundschule in ihrem Wohnort auch schon versucht hat, auf die Eltern einzuwirken. Sie stellte fest, dass sie (meistens von Müttern) angeschnauzt werde. Ihre Erkenntnis: „Appelle alleine bringen nichts. Die Eltern haben gar kein Unrechtsbewusstsein.“ „Wir müssen das Problem in den Griff bekommen“, betonte Herbert Becker von der FDP. Er empfahl, strenger zu kontrollieren und bei Fehlverhalten zur Kasse zu bitten. „Das Portemonnaie ist manchmal ein guter Lehrmeister“, lautete seine Einschätzung.

Barbara Ettwig (Grüne) hatte in einer Fahrradzeitschrift gelesen, dass mancherorts Elternhaltestellen an Schulen eingerichtet werden – „Haltepunkte, an denen Eltern mit dem Auto anhalten und ihre Kinder aussteigen lassen können. Vielleicht kann man das in Rheinberg auch umsetzen“. Ausschussvorsitzender Dietmar Heyde (ebenfalls Grüne) ergänzte: „Vielleicht in Verbindung mit einer Walking-Bus-Initiative.“ Was bedeutet: Kinder sammeln sich und laufen in Gruppen-Formationen zur Schule, weil das sicherer ist.

Erich Weisser (CDU) glaubt, dass es keine generelle Lösung für das Problem gibt und empfahl: „Erstens: Die Eltern ansprechen. Zweitens: Die Verkehrssituation klären.“ Karin Winkel von der SPD hielt es für angebracht, Eltern und Kinder für das Thema zu sensibilisieren, aber Fehlverhalten auch zu bestrafen.

Helga Karl, Fachbereichsleiterin Schule, Sport und Kultur, sagte, wenn sich nach der Beobachtung durch Polizei und Ordnungsamt nichts ändere, müsse man die Schulwegsicherungskommission einschalten. Der Schulausschuss will das Thema jedenfalls im Auge behalten und nicht ad acta legen.

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