Rheinberger Gymnasiasten in der Ratssitzung „Absolute Mehrheit der kahlen Köpfe“

Rheinberg · Schülerinnen und Schüler eines Sozialwissenschaftskurs des Amplonius-Gymnasiums besuchten die Rheinberger Ratssitzung in der Stadthalle. Wie sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Sitzung erlebt haben.

Rheinberg: Sozialwissenschaftskurs des Amplonius-Gymnasiums besuchte die Rheinberger Ratssitzung
8 Bilder

Schüler erleben lokale Politik hautnah

8 Bilder
Foto: Amplonius-Gymnasium/Amplonius-Gymnasiuim

Ein kompletter Kurs im Fach Sozialwissenschaften (Sowi) der Jahrgangsstufe zwölf (Q 2) des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums war zu Gast in der Rheinberger Ratssitzung. Sie waren mit ihrem Lehrer, Referendar Timo Bongards, in die Stadthalle gekommen. Ihm ging es vor allem um Aspekte wie politische Rhetorik und „Demokratie beginnt vor Ort“. Für viele der Schülerinnen und Schüler sei dies der erste Besuch eines politischen Plenarsaals gewesen, sagte Bongards. Bürgermeister Dietmar Heyde begrüßte den Kurs und freute sich über dessen Teilnahme an der Sitzung. Drei Schülerinnen und drei Schüler aus dem Sowi-Kurs haben ihre Erfahrungen in kleinen Beiträgen zusammengefasst.

Arian Zenk „Als wir mit unserem Sowi-Kurs beschlossen hatten, eine Ratsversammlung zu besuchen, wusste niemand so genau, was man zu erwarten hat. 500 Seiten Sitzungsunterlagen gaben darüber nach aufmerksamem Lesen jedoch genügend Aufschluss. Der Einlass lief sehr entspannt ab, und wir hatten einen guten Blick auf das Geschehen. Gefallen hat mir, dass jeder die Möglichkeit hatte, Zwischenfragen zu stellen, und dass diese zufriedenstellend beantwortet wurden. Das einzige Hindernis hierbei schien die Bedienung des Mikrofons zu sein. Um den weiteren Debatten richtig folgen zu können, musste man nebenher auf jeden Fall die Unterlagen lesen, da man sonst schnell den Überblick verlor, über welche Beschlüsse oder Anträge es eigentlich ging. Ein lustiger Beitrag machte viel Hoffnung für die Zukunft Rheinbergs als menschenfreie Innenstadt. Rückblickend war es sehr interessant, mal zu sehen, wie eine Ratsversammlung abläuft.“

Jacob Hellmis „Bezüglich der Ratssitzung fiel uns direkt erst einmal auf, wie komplex solche Vorgänge sind. Und dass sich Leute die Zeit dafür nehmen, ist auch beeindruckend. Jedoch ist die Ratssitzung keineswegs spannend gestaltet, sodass für Jugendliche das Ganze absolut abschreckend wirkt. Zudem schienen Fraktionsvertreter oft durch die Verklausulierung gar keinen Durchblick mehr zu haben. Auch zwischenmenschliche Spannungen wurden subtil ausgetragen. Trotzdem hatten wir unseren Spaß, zum Beispiel mit dem witzigen Beitrag von Die Partei.“

Marta Wernicke Erstaunt hat mich, dass man sich ziemlich willkommen gefühlt hat. Explizit angeworben hat uns leider keiner, aber wir wurden eingeladen, Fragen zu stellen, und als mit unserem Verlassen zeitgleich die Pause begann, fragten Politikerinnen und Politiker interessiert nach unserer Motivation. In Gedanken kam es dazu, dass ich mit abgestimmt habe. Beziehungsweise eher mit Stimmenthaltung. Denn ein wenig überfordert hat mich das Ganze doch schon. Was hingegen auffiel, war die Sicht auf eine absolute Mehrheit an kahlen Köpfen, vor allem von unserer Position aus, rechts vom Bürgermeister. Auch wenn man durch die Masse an Menschen nicht immer wusste, wer gerade sprach, musste man oft schmunzeln. Wer sich für Politik interessiert, dem empfehle ich daher, mindestens einmal im Leben dieses Abendprogramm – leider ohne Popcorn – wahrzunehmen.“

Jannis Kampermann „Die Ratssitzung war wichtig zu sehen, um zu verstehen, wie Kommunalpolitik funktioniert. Außerdem waren die Abgeordneten alle sehr nett, und es gab zu meiner Überraschung auch einige sehr junge Abgeordnete. Es ist auch sehr gut, dass man dem Rat Fragen stellen kann als ,normaler‘ Bürger, auch wenn die Fragen oft herabsetzend beantwortet wurden. Langweilig in der Sitzung waren vor allem die Vorträge der Parteien, die ihre Argumente oft wiederholt und sehr verschachtelt ausgedrückt haben. Durch das verschachtelte Reden haben selbst einige Ratsmitglieder irgendwann nicht mehr verstanden, wo sie waren. Würde man Argumente kurz und knapp darstellen, wäre die Ratssitzung um einiges interessanter gewesen.“

Asya Yesil „Die Rheinberger Ratssitzung verlief vielfältiger als gedacht. Die Diskussionen waren rasch im Gange und boten einiges zum Beobachten. Besonders unterhaltsam war es zu sehen, dass nicht unbedingt allen Teilnehmern der Sitzung die korrekte Handhabung eines Mikrofons bekannt war. Trotz mancher humorvoller Momente konnte man auch gelegentlich die Spannungen zwischen Ratsmitgliedern spüren und somit verschiedenste Meinungsbilder kennenlernen. Interessanterweise waren einige Mitglieder Personen, denen man schon oft im Alltag begegnet ist. Viele der Themen wurden von den Zuschauern, die Fragen stellten, eingebracht. Insgesamt hatte man den Eindruck, dass der Gesprächsbedarf in Rheinberg beträchtlich ist und die angesprochenen Themen teilweise eher vertagt anstatt direkt ausdiskutiert wurden.“

Luna Vervoort „Die Rheinberger Ratssitzung war allgemein recht lehrreich, da wir nun endlich auch mal etwas von unserer Lokalpolitik mitbekommen haben. Allerdings haben wir gemerkt, warum bei uns in der Stadt nichts so wirklich etwas vorangeht. Das meiste wurde vertagt, einige Politiker (diesmal ohne *innen) riefen praktisch ständig dazwischen und – vor allem bei der AfD-Fraktion – schien WhatsApp interessanter zu sein als die Debatte. Trotzdem muss man sagen, dass die Anliegen der Bürger und Bürgerinnen respektvoll aufgenommen und direkt behandelt wurden, was uns allen sehr gut gefallen und das Gefühl gegeben hat, auch als Bürger und Bürgerin ernst genommen zu werden.“

(up)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort