Zeelink-Projekt Das soll die Gasleitung sicher machen

Niederrhein · Hubschrauber werden die Zeelink-Gaspipeline abfliegen, Detektoren nach Methan-Spuren in der Luft schnüffeln, gelbe Pfähle markieren einen Schutzstreifen durch das Land. Das Unternehmen Open Grid erklärt die Sicherheitsstandards.

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Stählernes Monstrum unterquert den Rhein

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Foto: Fischer, Armin (arfi)

Während die Gegner der Zeelink-Pipeline gegen das Projekt kämpfen und Klagen anhängig sind, ziehen die Bauarbeiten für die Erdgas-Fernleitung einen beeindruckenden Streifen durch die Landschaft. Auch später wird man immer sehen, wo die Leitung verläuft. Die Kritiker halten sie für eine Gefahr. Auf Anfrage erläutert das Betreiberunternehmen Open Grid seine Sicherheitsvorkehrungen, Prüf-Intervalle und Methoden.

Die Leitung selbst Die Rohre, durch die das Gas gepumpt wird, bestehen aus mindestens 1,68 Zentimeter dickem Stahl, ummantelt mit einer 3,5 Millimeter dicken Kunststoffhülle. Jede Schweißverbindung zwischen Elementen wird durch Ultraschall und Röntgen überprüft, erläutert Open-Grid-Sprecher Andreas Lehmann. „So wie der Arzt beim Ultraschall oder beim Röntgen Anomalien erkennt, sieht dies auch ein externer Prüfer und Sachverständiger bei der Schweißnaht.“ Vor der Inbetriebnahme gibt es eine Druckprüfung: Das Rohr wird bis zu einem Druck von 200 Bar mit Wasser gefüllt. Das sei in etwa das Doppelte „des maximal vorgesehenen Betriebsdrucks“.

Schutzstreifen Oberhalb der Pipeline gilt ein Streifen Land von insgesamt zehn Metern Breite – jeweils fünf Meter zu beiden Seiten der Leitung – als Schutzstreifen. „Der Verlauf der Leitung in der Erde ist an der Oberfläche mit gelben Schilderpfählen deutlich markiert“, sagt Lehmann. Grundsätzlich darf in diesem Bereich nichts getan oder errichtet werden, was die Sicherheit der Gasleitung gefährden könnte. „Unzulässig sind unter anderem: bauliche Anlagen, tief wurzelnde Pflanzen, Dauerstellplätze, Lagerung von Silagen oder schwer bewegliche Materialien“, zählt Lehmann auf. Weil die Leitungen aber tief genug im Erdreich lägen – in der Regel bedeckt mit 1,20 Metern Erde – sei eine „normale landwirtschaftliche Nutzung auch im Bereich des Schutzstreifens gewährleistet“.

Strom gegen Korrosion Über die Gasleitung wird im Erdboden ein schwacher Strom geleitet. Das wirkt Korrosion entgegen. „Der beaufschlagte Schutzstrom ist für die Umwelt unschädlich“, betont Lehmann. Und es werde laufend überwacht, dass das System ordnungsgemäß funktioniert.

Roboter im Rohr Mit Messtechnik ausgestattete Geräte, Molche genannt, werden durch sogenannte Molchschleusen in die Leitung gebracht. Sie durchfahren das Rohr im laufenden Betrieb mit dem Gasfluss und kontrollieren seinen Zustand. „Diese Verfahren ermöglichen eine genaue Beurteilung der Wanddicke, der Rohrgeometrie, der Lage und bestimmter äußerer Lasten“, erklärt Open Grid. Das Ganze geschieht einmal nach der Inbetriebnahme, danach alle 15 bis 25 Jahre.

Hubschrauberflüge Der Bereich, in dem die Gasleitung liegt, wird äußerlich auf Sicht kontrolliert – durch Begehen, Befahren oder Überfliegen. „Dies erfolgt in der Regel alle vier Wochen durch eine Sichtbefliegung mittels Hubschrauber“, führt Open Grid aus. „Ziel ist es dabei, Baumaßnahmen und besondere Vorkommnisse im Trassenbereich der Gasleitung zu erkennen.“

Schnüffeln nach Gas Bestimmte Punkte an der Leitung, etwa Verteilstellen, werden gesondert auf ihre Dichtheit geprüft, zum Beispiel mit Gasdetektoren. Open Grid Europe kontrolliert die Leitung darüber hinaus alle fünf Jahre auf der gesamten Länge mit einem speziellen Verfahren aus der Luft. Dabei kommt ein Hubschrauber zum Einsatz, der mit einem Infrarot-Lasersystem ausgestattet ist. Er fliegt die Leitung ab und kann dabei laut Open Grid aus einer Flughöhe zwischen 80 und 140 Metern kleinste Erdgasspuren punktgenau aus der Luft aufspüren. Der gesamte Leitungsverlauf werde „großflächig und lückenlos vom Laser erfasst und damit eine zuverlässige Dichtheitsüberprüfung der Erdgasleitung sichergestellt“, beschreibt Open Grid.

Sperr- und Messstellen Gasdruck-, Regel- und Messanlagen – so genannte GDRM-Anlagen – regeln den Druck in der Leitung und messen an „Abzweigungen“ die Übergabemengen an jene Verbraucher oder Verteilnetze, die von der großen Fernleitung gespeist werden. „In Fernleitungen wird Erdgas unter hohem Druck transportiert. Dieser Druck ist für private wie auch industrielle Endverbraucher in der Regel zu hoch“, erläutert Open Grid dazu. Für die gesamte, 216 Kilometer lange Zeelink-Leitung sind vier solcher GDRM-Anlagen geplant. Sensoren erfassen dort die Daten und übertragen sie an eine Steuerungszentrale. Alle zehn bis 18 Kilometer werden außerdem Strecken-Absperrarmaturen installiert.

 Die Rohrleitungen bestehen aus Stahl, ummantelt mit Kunststoff, gesichert mit Strom, jede Schweißnaht wird geprüft.

Die Rohrleitungen bestehen aus Stahl, ummantelt mit Kunststoff, gesichert mit Strom, jede Schweißnaht wird geprüft.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Überwachung Eine zentrale Stelle in Essen ist zuständig für die ständige Überwachung und Steuerung der Vorgänge im Leitungsnetz. Dort werden die GDRM-Anlagen und ihre Messwerte überwacht und angesteuert. Auch die „Verdichterstationen“, die über die gesamte Leitung verteilt sind und den Gastransport anschieben, werden von Essen aus überwacht. Das gesamte Netz stehe so rund um die Uhr unter der Kontrolle durch die Mitarbeiter. „Ein Druckabfall etwa würden die sofort sehen“, betont Andreas Lehmann von Open Grid.

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