Rheinberger Schülerfirma Vegane Duftkerzen aus dem Schullabor
Rheinberg · 14 Oberstufenschülerinnen und -schüler des Rheinberger Amplonius-Gymnasiums haben ein Start-up gegründet und wollen mit Lichtern aus Soja-Wachs die Gesetze des Marktes erfahren. Das unternehmerische Risiko ist gering.
Noch haben sie das Abitur nicht in der Tasche, da beschäftigen sich 14 Schülerinnen und Schüler der Q 1 (Jahrgangsstufe 11) am Amplonius-Gymnasium mit den Gesetzen der sozialen Marktwirtschaft. Gemeinsam haben sie die Schülerfirma Jar Candle gegründet. Der Name steht fürs Produkt. Die Jugendlichen wollen den anhaltenden Kerzentrend aufgreifen und ihre eigene Duftkerzen-Kollektion im Glas auf den Markt bringen und Umsätze generieren.
Anders als viele andere Anbieter setzen sie dabei auf eine vegane und nachhaltige Variante – hergestellt mit Sojawachs und komplett frei von chemischen Duftstoffen. Unterstützt wird das auf ein Jahr lang angelegte Schul-Start-up-Projekt von den bundesweiten Junior-Programmen des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, das auch das Startkapital in Höhe von 900 Euro zur Verfügung gestellt hat – in Form von 90 Anteilsscheinen zu je zehn Euro. Diese gilt es für das Schul-Start-up nun zu veräußern. Beratend im Hintergrund wirkt Sowi-Lehrer Markus Gerhards, der das Projekt Schülerfirma am Amplonius-Gymnasium bereits zum dritten Mal betreut.
Der Unternehmenszug ist bereits angerollt: Wer die Verantwortung für die verschiedenen Aufgaben in der Schüler-Firma übernimmt, ist geklärt, die Zusammenarbeit mit den Lieferanten für die einzelnen Produkt-Komponenten wurde fixiert und die Rezeptur entwickelt. Die ersten Prototypen stehen inzwischen in den Regalen des „Labors“ im Konvikt.
Jetzt geht es darum, die Kerzen in die Serienproduktion gehen zu lassen. „Letzte Woche haben wir den ersten 25 Kilogramm-Sack Sojawachs geordert. Damit werden wir mindestens 100 Exemplare fertigen können“, schätzt Damjan Radosevic vom Jar-Candle-Marketing-Team. Der Zeitplan ist straff. Denn das nahe, naturgemäß verkaufsstarke Weihnachtsgeschäft wollen die jungen Unternehmer natürlich mitnehmen – mit einer Kerze in der Duftrichtung „heißer Apfelkuchen“. Weitere Kerzen zu saisonalen Anlässen sollen folgen.
Bis am Ende das Apfelkuchen-Aroma einer Jar Candle durch die Wohnzimmer zieht, haben die engagierten Klassenzimmer-Unternehmer noch alle Hände voll zu tun: Das Design, ein Label, muss entwickelt, der eigene Internetauftritt mit Shop-Funktion programmiert und die Marketing- und Kommunikationsstrategie festgelegt werden. „Zum Glück können wir in diesen Bereichen auf Unterstützung von Kontakten zurückgreifen, die jeder Mitarbeiter mit einbringt“, freut sich der Elftklässler. So sei ein hilfreiches Netzwerk entstanden.
Auch die verschiedenen Vertriebskanäle gilt es zu aktivieren. „Wir wollen uns auf jeden Fall nicht ausschließlich auf Privatkunden konzentrieren, sondern auch Unternehmen ansprechen“, erläutert Damjan Radosevic. Vor allem die Gastronomie hätten sie ins Auge gefasst.
Und dann ist da noch die kniffelige Sache mit der Preisfindung: Wo hoch sind die Herstellungskosten? Und wie teuer darf das Produkt eigentlich werden, damit es Abnehmer findet? Auch daran arbeitet das Team von Jar Candle mit Hochdruck. „Wir wollen ja nicht nur Gefälligkeitskäufe von Eltern, sondern möchten ein wettbewerbsfähiges Produkt vertreiben, das aufgrund seiner Qualität überzeugt“, so Marketing-Mann Damjan.
Für ihn seien die Erfahrungen, die er in der „Schülerfirma“ macht, hilfreich für die Zukunft. „Wir lernen, wie der Markt funktioniert – mit allen Konsequenzen, die sich aus Entscheidungen ergeben können“, so Damjan Radosevic.
Nur eines unterscheidet die Schülerfirma vom realen Start-up-Unternehmen: Es gibt kein unternehmerisches Risiko. Nach einem Jahr ist das Projekt vorbei.