Theater in der Rheinberger Stadthalle Bis der Wahnsinn leise lacht

Turbulente und temporeiche Komödie „Eine Stunde Ruhe“ begeistert das Publikum in der Rheinberger Stadthalle.

 Die Schauspieler gönnten sich „Eine Stunde Ruhe“ und ließen das Publikum in der Stadthalle daran teilhaben.

Die Schauspieler gönnten sich „Eine Stunde Ruhe“ und ließen das Publikum in der Stadthalle daran teilhaben.

Foto: Veranstalter

Jeder kennt sie: Die Tage, in deren Verlauf die Erkenntnis reift, besser im Bett geblieben zu sein. Einen dieser Tage erlebt Michel (Timothy Peach) in der Komödie „Eine Stunde Ruhe“, die am Montag als Produktion der Konzertdirektion Landgraf in der Rheinberger Stadthalle aufgeführt wurde.

Dabei fängt alles äußerst erfolgversprechend an: Jazz-Liebhaber Michel ergattert auf einem Flohmarkt die Erstpressung einer längst vergriffenen Platte seines Idols Niel Youart. Voller Euphorie rennt er mit dem Beutestück im ausgestreckten Arm durch den Mittelgang auf die Bühne. Eine Stunde bleibt ihm, bis sein Freund Pierre ihn besuchen und seine Frau Nathalie (Nicole Tiggeler) dringend mit ihm reden will. Eine Stunde Ruhe für den Musikgenuss, mehr verlangt Michel nicht.

Doch dann nimmt das Chaos seinen unaufhaltsamen Lauf. Zuerst möchte seine Frau mit ihm über ihren Problemsohn Sébastian (Johannes Lukas) reden, der weder arbeitet noch studiert. Stattdessen revoltiert er als Globalisierungsgegner unter seinem Kampfnamen „Fucking Lion“ in der Bewegung „Künstlerisch aktivistische Gesellschaftskritik“ gegen Globalisierung und das Großkapital.

Aber eigentlich liegt Nathalie etwas anderes auf dem Herzen. Sie will ihrem Gatten beichten, dass Sébastian das Produkt einer flüchtigen Affäre mit seinem besten Freund Pierre ist. Der wiederum ist der Ehemann ihrer besten Freundin Elsa (Saskia Valencia), mit der Michel wiederum ein Verhältnis hat. Das alleine würde als Stoff für eine turbulente Komödie schon völlig reichen.

Doch Autor Florian Zeller dreht weiter an der Chaos-Schraube. Immer wenn man denkt, schlimmer könnte es für den gestressten Michel nicht mehr kommen, legt der Franzose noch einen drauf. Zum Beispiel mit dem durchgeknallten portugiesischen Klempner Léo (Raphael Grosch), der die Wasserleitung im Haus reparieren soll, dabei jedoch die Abwasserleitung durchbohrt.

Das hat zur Folge, dass das Dreckwasser die Wohnung von Prof. Dr. Dr. Pavel (Reinhard Froboess) flutet, der daraufhin natürlich im völlig falschen Moment die Bühne betritt und zudem auch noch ganz viel Zeit mitgebracht hat. Zeitgleich taucht Elsa auf, von dem Wunsch getrieben, ihr Gewissen zu entlasten, in dem sie Nathalie alles beichtet. Während der immer cholerischer werdende Michel eifrig darum bemüht ist, sein Leben vor dem totalen Zusammenbruch zu bewahren, verwandelt Klempner Léo das Haus in ein Trümmerfeld.

All diese Verstrickungen werden von dem glänzend aufgelegten Ensemble wunderbar herübergebracht. Am Ende dieser Katastrophen-Komödie liegt kein Stein mehr auf dem anderen und sämtliche Beziehungen dürfen getrost mit der Vorsilbe „Ex“ versehen werden. Mit dem turbulenten und temporeichen Stück voller spritziger Dialoge ist dem Kulturbüro der Stadt Rheinberg ein Volltreffer gelungen, der das Publikum begeisterte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort