Rheinberg Polizistin soll Geheimnisse ans Rotlichtmilieu verraten haben

Rheinberg/Kamp-Lintfort · Eine Polizeibeamtin aus Rheinberg muss sich seit Donnerstag wegen Geheimnisverrats vor dem Rheinberger Amtsgericht verantworten. Auch ihr mutmaßlicher Auftraggeber ist angeklagt. Die 39-Jährige soll während ihrer Tätigkeit in der Polizeiwache Kamp-Lintfort Informationen ausgedruckt haben, um diese weiterzugeben.

Verletzung von Dienstgeheimnissen in insgesamt acht Fällen wirft die Staatsanwaltschaft der 39-Jährigen vor. Damit habe sie öffentlichen Interessen geschadet und eine effektive Kriminalitätsbekämpfung gefährdet. Die Beamtin habe unter ihrer individuellen Kennung Überprüfungen im polizeilichen Informationssystem durchgeführt, die nicht gerechtfertigt waren. Ihr Wissen über Haftbefehle und vorangegangene Ermittlungen oder mögliche Telefonüberwachungen sei damit an Unberechtigte gelangt.

So habe sie beispielsweise für den Mitangeklagten und dessen Lebensgefährtin, die Beziehungen zum Rotlicht-Milieu haben soll, Personen überprüft. Dem Mitangeklagten, der Geschäftsführer einer Firma war, habe sie auch mitgeteilt, ob es ein Zwangsverwaltungsverfahren einer Immobilie gegen eine bestimmte Person gebe. Dieser Ausdruck sei auf dem Schreibtisch des 61-Jährigen sichergestellt worden. Der wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Polizeibeamtin dagegen ließ von ihrer Verteidigerin eine lange Einlassung verlesen und beantwortete danach Fragen.

Ihre Mandantin habe niemals Ausdrucke an Personen außerhalb der Dienststelle weitergegeben, sagte ihre Anwältin. Dann gab sie zahlreiche Erklärungen ab, wie es zu der unbefugten Informationsweitergabe kommen konnte. Der Schwerpunkt lag darauf, dass sich jeder unter der Kennung der Angeklagten am Computer hätte zu schaffen machen können. Obwohl verboten, sei es an der Tagesordnung gewesen, sich nicht für jeden Toilettengang und für jede Essenspause abzumelden. Das bedeute, dass in dieser Zeit jeder Kollege unter dem Namen der Angeklagten recherchieren und die Ergebnisse ausdrucken konnte. Es sei sogar vorgekommen, dass sie vergaß, sich nach der Schicht abzumelden.

Möglicherweise habe sie aber auch bei eigenen Recherchen zu viele Fragen gestellt. Die Beamtin sei mit Ermittlungen im Rotlicht-Milieu betraut gewesen und habe sich gewundert, dass manche Gebiete nicht abgefragt wurden. Hier habe sie dann auf eigene Faust recherchiert.

Warum nicht mehr benötigte Ausdrucke nicht einfach vernichtet wurden, konnte die 39-Jährige auch erklären: um die Umwelt zu schonen. Anstatt die Daten wie vorgesehen in einem speziellen Container zu entsorgen, habe man aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zuerst noch die Rückseite beschriftet.

Da könne es theoretisch möglich sein, dass die Unterlagen in fremde Hände gelangten. Dass später auch in ihrer Wohnung dienstliche Unterlagen gefunden wurden erklärte sie damit, dass sie diese wegen der Renovierung der Kamp-Lintforter Wache mitnahm. Sie habe verhindern wollen, dass diese in unbefugte Hände geraten. Das lange Verfahren habe persönliche Konsequenzen mit sich gebracht, ließ sich die Angeklagte weiter ein. Ihre Beziehung sei daran gescheitert, auch dürfe sie nicht mehr bei Wettkämpfen mit Waffen teilnehmen. Als Polizeibeamtin wird sie inzwischen wieder eingesetzt, allerdings in einer anderen Wache.

Auf die Spur der Kommissarin kam man, weil bei einer Razzia das Ergebnis einer Abfrage mit ihrer Kennung gefunden wurde.

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