Brauchtum in Rheinberg Beim Frühschoppen herzhaft lachen

Rheinberg · Das neue Programm des „Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek“ sorgte für einen unterhaltsamen Morgen. Auch der neue Veranstaltungsort, der Kamper Hof, trug zum Gelingen bei. Diesmal konnten 200 Besucher teilnehmen.

 Was ist dito? Winni Nickenig (l.) und seine Ehefrau Christel van den Boom (r.) mit Dienstmagd Kathi Spolders.

Was ist dito? Winni Nickenig (l.) und seine Ehefrau Christel van den Boom (r.) mit Dienstmagd Kathi Spolders.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Zu den beliebten plattdeutschen Abenden des „Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek“ in der alten Kellnerei konnte nicht jeder kommen. Zum einen fasst der Raum im Obergeschoss nur 100 Besucher, zum anderen ist der Zugang nicht barrierefrei. Der Verein hat darauf reagiert und erstmals einen plattdeutschen Frühschoppen im Kamper Hof angeboten. „Das war eine gute Entscheidung, wir konnten dadurch die Zahl der Besucher auf 200 verdoppeln und endlich auch ältere Menschen mit einer Gehbehinderung begrüßen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Rolf Kuhlmann.

Hinter dem Motto „Lott se ma proote“ steckte ein Programm aus Sketchen, Gedichten und Lesungen. Traditionell durfte das Publikum die auch in diesem Jahr wieder selbst gedichteten Lieder zu bekannten Melodien mitsingen. Käthi Spolders und Hans-Gerd Hackfurth testeten mit dem Sketch „De Krentekacker“ gleich mal die Lachmuskeln der Besucher. Als Rentner muss man sich um alles und jeden kümmern, meint Hackfurth und misst den Abstand parkender Autos bis zur Kreuzung nach oder steht in aller Frühe auf, um zu überprüfen, ob der Bote die Zeitung pünktlich liefert. Seinen Nachbarn habe er bereits sechsmal ermahnt, den Bürgersteig zu kehren. „Da schreibt der mir zurück, ich soll vor meiner eigenen Türe kehren“, so Hackfurth. Käthi Spolders fällt vor lauter Verzweiflung auf die Knie und betet, dass „Hacki“ nie ihr Haus betritt.

 Die Besucher konnten beim Frühschoppen im Kamper Hofherzhaft lachen.

Die Besucher konnten beim Frühschoppen im Kamper Hofherzhaft lachen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Urgestein Winfried Nickenig berichtete von einem Ehepaar, dass selbst gesammelte Pilze verspeiste. Den Rest bekam die Katze, die kurz darauf erbärmlich jaulte. „Die beiden sind dann mit dem Taxi ins Krankenhaus gefahren und haben sich vorsorglich den Magen auspumpen lassen. Als sie wieder zurückkamen, hatte die Katze fünf Junge gekriegt“, so Nickenig.

Nicht alle Vokabeln des täglichen Sprachgebrauchs finden sich in der plattdeutschen Mundart wieder. Mit peinlichen Folgen, wie Christel van den Boom, Winfried Nickenig, Käthi Spolders und Wolfgang Meschnig in dem Sketch „Di Räknong“ deutlich machten. Die Rede ist von seltsamen Posten auf der Monatsrechnung des Kaufhauses Röger. „Ein Paket dito, drei Rollen dito und sogar ein Liter dito. Ich habe von dem noch nie einen Liter dito bekommen“, regt sich Christel van den Boom auf. Nach der Aufklärung durch Kaufmann Wolfgang Meschnig geht zumindest Nickenig ein Licht auf: „Man, was habe ich mich geschämt. Ich bin so ein Kamel und du bist ein dito.“

Bernd Evers machte sich in dem Stück „Brucke wej dat?“ Gedanken über den ausufernden Konsumdruck: „Wenn man sich die vielen Werbeblätter durchliest, weiß man, was für einen alten Kram man zu Hause hat. Unser Klodeckel senkt sich nicht soft herab und das Laub müssen wir selber kehren anstatt es dem Nachbarn in den Garten zu blasen.“

Anekdoten wie diese kamen beim Publikum gut an, was sich immer wieder am herzlichen Szenenapplaus zeigte. Viele Gäste nutzten gleich die Gelegenheit, die frisch gedruckte Rheinberger Plattdeutschlektüre „Dagwieser 2019“ mitzunehmen.

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