Rheinberg Klavierkabarett: Freude schöner Weihnachtstrubel

VIERBAUM · Tatsächlich gibt es in der Kabarettszene noch etwas Neues zu entdecken: das Klavierkabarett. Armin Fischer ist der befrackte Mann am Klavier, der sein Publikum geschickt durch die Klassik, an den alten Meistern wie Bach, Beethoven, Chopin und Liszt vorbeiführt, und eine Stippvisite in der amerikanischen Liederwelt macht.

Rheinberg: Pianist und Sänger Armin Fischer begeisterte als Klavierkabarettist kurz vor dem Fest.
Foto: Bahman J. Börger

Weihnachten macht es möglich. Santa Claus trifft beswingt in einer Westernstadt auf Knecht Ruprecht. Auch der Mann aus dem westfälischen Lippstadt ist auf das bevorstehende Fest wie den Auftritt bestens vorbereitet. Er ist informiert über Rheinberg, seine Geschichte und seine Menschen. Wissenswertes googlete er und stieß dabei immer wieder auf seinen Namensvetter, wie er dem Publikum verriet – den RP-Fotografen Armin Fischer. „Der muss wohl gut sein“, so seine Vermutung; den würde er gerne mal kennenlernen.

In Vierbaum verwandelte der Kabarett-Fischer die Bühne im Schwarzen Adler in eine Weihnachtsstube mit Weihnachtsbaum. Ein nach dem Prinzip der Reislampe gebauter Tannenbaum „to go“ samt Schmuck und Lichterglanz stellt er auf, den Gabentisch hat er mit urigen Geschenken bestückt. Ihm, dem Pianisten, werden stets Geschenke passend zum Instrument gemacht, witzelt er. Socken mit Tastenmotiv zeigt er dem Publikum, wie auch Schal, Regenschirm oder Hosenträger. Er entrollt eine Art übergroße musikalische Matte mit Klaviertasten und hüpft einfach das ein oder andere Weihnachtslied. Sein Motto des Abends lautet „Freude schöner Weihnachtstrubel“. Vieles entzaubert er, „ist aber auch ganz praktisch“, so sein Kommentar.

Dabei träumt er von dem Christkind, das ihn auf eine Reise zu Bach mitnimmt. Von wegen getragener Klavierabend mit einem ausgebildeten Pianisten und Popsänger, der auf das Fest einstimmt. Fischer seziert respektvoll weihnachtliches Liedgut, beeindruckt mit musikalischer Vielfalt, spielt einhändig Klavier. Parallel dazu betätigt er die Melodica, ein Blas- und Tasteninstrument, und erntet dafür spontanen Applaus. Er moniert den Lichterkettenwahn, die deutschen Weihnachtslieder, denen die klangliche Weichheit fehle. Die deutsche Sprache sei eben zu schroff, zu wenig entspannt, anders die amerikanische Variante. Er mixt einfach neu, holt die Botschaften heraus, wenn er Traditionelles mit dem Toten-Hosen-Song „An Tagen wie diesen“ zusammenführt. Er spricht vom Expertenextrakt, wenn er verschiedene Klassiker auf ein Minimum reduziert. Fischer plaudert, räumt mit Klischees auf, erzählt von seinen Engagements und den Menschen. Besonders von denjenigen, die dem Weihnachtstrubel durch eine Schiffsreise entkommen wollen. Als Barpianist serviert er an Bord Musikalisches. Auch bei 40 Grad in südlichen Gefilden bleibe der Sinn für Weihnachten.

Dabei fühle er sich wie jener legendäre Sam in Rick‘s Bar im Film Casablanca mit dem Evergreen „As Time goes by“. Mehr noch: Auch ein Mehrpersonenstück serviert das Multitalent als One-Man-Show. Höhepunkt zum Schluss ist das spontane Wunschkonzert. Genannte Stücke aus dem Publikum wie Beethovens Neunte, Let it be und dem Radetzky-Marsch arrangiert er aus dem Stegreif imposant neu.

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