Karneval vor 90 Jahren Der Kamel-Junge, der fast erfroren wäre
Rheinberg · Es war Otto „Ött“ Viswat, der als Elfjähriger beim Rosenmontagszug 1929 im Bauch des Wüstentieres saß.
Anja Rupprecht hatte für die RP eine wunderschöne Geschichte über den Rosenmontagszug 1929 recherchiert und geschrieben (wir berichteten). Damals, vor genau 90 Jahren, war es bitterkalt in der Stadt, 20 Grad minus. Trotzdem säumten zahlreiche Rheinberger die Straßen und freuten sich über den damals einzigen Karnevalszug am gesamten unteren Niederrhein. Die Attraktion war ein riesiges Kamel.
Dass es Kopf und Schwanz bewegen konnte, war zwei Jungen zu verdanken, die während des ganzen Zuges im Innern des künstlichen Wüstentieres saßen und die Körperteile fleißig in Schwung brachten. „Bei einem der beiden Jungen handelte es sich um Otto Viswat, genannt Ött“, berichtete nun Norbert Ricking. Der 87-jährige Rheinberger hat gute Erinnerungen an seinen längst verstorbenen Nachbarn. „Ött Viswat hat die Geschichte oft erzählt“, so Ricking.
„Er ist im September 1917 geboren, war am Rosenmontag1929 elf Jahre alt.“ Die beiden Jungen hätten sich nach dem Zug eigentlich eine Tüte Bonbons oder ein kleines Taschengeld verdient gehabt. Stattdessen ging die Geschichte – zumindest für Otto Viswat – nicht so gut aus. Norbert Ricking: „Die Männer schoben das Kamel nach dem Zug an die Seite und gingen zum Feiern in eine Kneipe. Ött hatten sie vergessen. Er blieb im Kamel und wäre fast erfroren. Zum Glück hat er irgendwann so laut gegen die Wände getrommelt, dass ihn jemand gehört und befreit hat.“
Ein glückliches Ende. Auch Ött konnte später über die Geschichte lachen. Der Kamel-Junge, seit vielen Jahren verstorben, sei Zeit seines Lebens ein eiserner Junggeselle gewesen, habe lange als Gärtner bei Underberg gearbeitet. „Nöpp“ Ricking erinnert sich noch daran, dass er rund um Rheinbergs Ortskern Pappeln gepflanzt hat.
