Konzert in Rheinberg Mitch Ryder zurück auf der Bühne

Vierbaum · Wenn für einen Sänger die Aussicht besteht, nie wieder singen zu können, dann ist das für den Künstler schon eine existenzielle Sache. So erging es im vergangenen Jahr Mitch Ryder, der sich am Stimmband operieren ließ und auf seinen geplanten Auftritt im Schwarzen Adler verzichten musste.

 Mitch Ryder (Archivbild).

Mitch Ryder (Archivbild).

Foto: Holger John

„Here I am“ konnte die noch 73-jährige Ikone des Rhythm und Blues dem Publikum im Adler an diesem Donnerstagabend verkünden. Der Satz „It feels good to be back in stage“ fiel nicht nur einmal – und die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken. Diese Erleichterung, gepaart mit der großen Lust, wieder auf der Bühne Musik zu machen, übertrug sich auf die Engerling Blues Band – mit den beiden starken Gitarristen Heiner Witte und „Pitti“ Piatkowski, Manne Pockrandt (Bass), dem neuen Drummer Tobias Ridder und Wolfram „Boddi“ Bodag (Piano, Mundharmonika, Gesang). Entsprechend erdig, „aus der Zeit gefallen“ und doch modern geriet das knapp zweistündige Konzert – mit dem starken Rock ’n’ Roller „Tough kid“ zum Einstieg oder dem wirklich spannenden „War“ mit sehr griffigen und rhythmustreibenden Gitarren. Dabei wirkte Mitch Ryders Stimme, als sei sie frisch geölt und neu justiert worden. Etwas heller und klarer in der Artikulation, gepaart mit seiner reibeisenhaft-knarzigen, druckvollen „Röhre“ präsentierte sich der Sänger wie runderneuert.

Besonders hörbar wurde das bei Songs wie dem Jimmy-Cliff-Klassiker „Many rivers to cross“, dem Blues „Freezin’ in hell“ oder dem erdigen-rollenden „Subterranean Homesick Blues“ mit Honky-Tonk-Piano und starkem Harmonikaspiel. Atmosphärische Akustik-Balladen, das country-blues- und zugleich heavy-rock-angehauchte „It ain’t easy“ oder der melodische Poprocker „Everybody looses“ unterstrichen die musikalische Vielfalt des Abends.

Dazu kamen noch alte „Rockpalast“-Klassiker wie „Ain’t nobody white (Can Sing the blues)“, das gospelhafte „If you need the pain“ oder die sehr knackig-trockene Soulversion von James Browns „Living in America“. Mit dem sehr griffigen „A long hard road“ und der Midtempo-Nummer „Moon dog house“ endete der offizielle Part des Konzerts. Als Zugabe bot der Bassist im Solo eine Reminiszenz an Leonard Cohens „Hallelujah“ und die Band das wunderbar ausgedehnte „Soul Kitchen“, wo Ryder seine neue Klangpräsenz nochmal unter Beweis stellte.

„Ich hatte Spaß. Ich glaube, ich habe es gut gemacht“, sagte Ryder zum Abschied. Der Applaus verriet ihm, dass das der Fall war.

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