Kammermusik Exzellenter Bariton und grandioser Pianist

RHEINBERG · Marco Vassalli und Stephan Lutermann gestalteten einen romantischen Liederabend in der Stadthalle.

 Der Bariton Marco Vassali gastierte auf Einladung der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg in der Stadthalle.

Der Bariton Marco Vassali gastierte auf Einladung der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg in der Stadthalle.

Foto: Joerg Schwalfenberg

Zu einem romantischen Liederabend hatte die Musikalische Gesellschaft Rheinberg in die Stadthalle eingeladen. Marco Vassalli (Bariton) und Stephan Lutermann (Klavier), zwei überaus versierte Kammermusiker, ließen das Rheinberger Publikum eintauchen in bekannte und ergreifende Liederzyklen mit einer heimlichen Frühlingssehnsucht.

Robert Schumanns „Dichterliebe op. 48“ ist seine umfangreichste und gewichtigste Vertonung eines Textes von Heinrich Heine und zählt mit zum bedeutendsten Liedgut der Romantik überhaupt. Marco Vassalli verstand es großartig, den Wechsel zwischen leiser Wehmut, Jubel, Poesie und bitterem Groll der „Dichterliebe“ lyrisch zu gestalten.

 Der Pianist Stephan Lutermann

Der Pianist Stephan Lutermann

Foto: Joerg Schwalfenberg

Allein schon sein bewusster Umgang mit der Sprache war beeindruckend. Seine große Disziplin in der Stimmführung ergab einen makellos offenen, nie angestrengten Ton. Diese Kunst der Liedgestaltung fügte der Sänger in einen überraschend natürlichen, ungekünstelten Ausdruck und Tonfall.

Stephan Lutermann als Begleiter am Klavier sorgte mit einem unglaublich dichten Spiel für gleichbleibende Spannung. Er ließ die Musik so plastisch erklingen, dass man die durch kleinste dynamische Wechsel herausgearbeiteten Phrasen geradezu mit Händen greifen konnte. Ohne übertriebene Akzente arbeitete er in der Klavierstimme jede Dissonanz so heraus, dass sie dem Hörer schmerzlich bewusst wurde. Durch Beethovens Sinfonien und Klavierkonzerte und deren Erfolg sind seine Liedkompositionen fast vollkommen in Vergessenheit geraten.

Bei den Liedern „An die ferne Geliebte“, weiß man bis heute nicht, wem dort gehuldigt wird. Marco Vassalli verlieh den Liedern schlichte Eleganz, gekoppelt mit großer Genauigkeit. Ihm gelang es, die Einfachheit der Lieder zu verstärken und dadurch zu etwas Besonderem zu machen. Unüberhörbar erklang in den Liedern von Franz Schubert der Frühling, den der Komponist bewundernswert mit bildlichen Klängen zum Leben erweckte. Poetisch und innig stellte Vassalli „Das Fischermädchen“ vor, bei dem jede Strophe ein neuer Versuch ist, die Geliebte davon zu überzeugen, sich den Liebesgefühlen hinzugeben.

Richard Strauss’ Lieder „Ruhe meine Seele“ und „Heimliche Aufforderung“ forderten Intellekt und Gefühl, Innigkeit und Drama. Der Bariton schaffte es hier, allein mit der Beseeltheit seines Gesangs eine anrührende Stimmung zu zeichnen. Mit sentimental ausdrucksstarken Liedern des italienischen Komponisten Francesco Paoli Tosti endete in der Rheinberger Stadthalle ein unterhaltsames und gleichzeitig faszinierendes Kammerkonzert mit einem exzellenten Bariton und einem hochqualifizierten Pianisten.

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