Ausstellung im Schwarzen Adler in Rheinberg Küchenbilder machen Appetit auf Kunst

Rheinberg · Artischocken, Tomaten, Fische, Auberginen und eine Prinzessin auf der Erbse: Die Vierbaumerin Lou Geldermann malt fast alles, was man kochen, braten oder backen kann. Ihre Werke sind ab Samstag im Schwarzen Adler zu sehen.

 Der „Sputnik“ – ein Kohlrabi – hängt. Lou Geldermann (r.) stellt im Schwarzen Adler aus, Ingrid Lohmann-Küppers (l.) und Ulrike Bröcking helfen beim Aufhängen der Bilder.

Der „Sputnik“ – ein Kohlrabi – hängt. Lou Geldermann (r.) stellt im Schwarzen Adler aus, Ingrid Lohmann-Küppers (l.) und Ulrike Bröcking helfen beim Aufhängen der Bilder.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Niederrheiner sind Küchenmenschen, sagt man. Lou Geldermann ist auf jeden Fall ein Küchenmensch: Mit Freunden zwischen Spüle, Herd und Kühlschrank ein Käffken trinken, ein bisschen quatschen – das macht sie gerne. Denn sie hat eigentlich immer was zu erzählen, weil sie irgendwie immer was erlebt hat.

Lou Geldermann ist Baerlerin, lebt aber seit einer gefühlten Ewigkeit in Vierbaum, nur einen Katzensprung vom Schwarzen Adler entfernt. Eigentlich komisch, dass sie sich dort erst jetzt zum ersten Mal von ihrer kreativen Seite zeigt. In jener Kneipe, in der sie schon vor 40 Jahren eine Zeitlang gearbeitet hat und wo sie gerne mal mit ihrem Mann Klaus ein Bierchen trinken oder was essen geht. Nun zeigt sie dort 39 ihrer Bilder. Küchenbilder.

Die Küche ist für die 67-jährige Sozialarbeiterin in Rente ein besonderer Ort. Weil sie gern kocht und weil sie sich mit Kräutern auskennt. Hin und wieder bietet sie für die Volkshochschule Kräuterspaziergänge an, dann pflückt sie Bärlauch, Salbei, Minze, Kresse, Beifuß oder Brennnessel, Spitzwegerich, Schlüsselblume oder Sonnenkraut und erklärt, wofür diese Gewächse gut sind.

Im Adler legt sie ganz verschiedene Dinge auf den Teller, in die Schüssel, auf den Tisch. „Tomaten“ hat sie ein Bild genannt, bei dem sie sich an „Rotes Interieur Stillleben“ von Henri Matisse angelehnt hat. Den französischen Maler mag sie sehr. Auch Auberginen hängen an der Wand, ebenso Artischocken oder Austern, dann sind es fruchtige Erdbeeren in einem weißen Gefäß. Es geht kreuz und quer durch die weite Welt der kulinarischen Genüsse. „Drei Fische an Algen“ heißt ein Bild, „Forelle blau“ ein anderes. Und ein Kohlrabi sieht aus wie ein im Orbit kreisender Meteorit. „Sputnik“ heißt das Bild.

„So habe ich es nicht genannt“, sagt Lou Geldermann, die eigentlich Ludgera heißt und regelmäßig Malkurse bei Franziskus Wendels in Daun in der Eifel belegt. Eingedenk einer schönen, von Paul Klee gepflegten Tradition, werden dort Bildertaufen vorgenommen. Geldermann: „Paul Klee hat Menschen seine Bilder gezeigt und wollte von ihnen wissen, was sie darin sehen und wie sie sie nennen würden.“ Bei ihr erkannte jemand in ihrem Kohlrabi einen Sputnik.

Besonders schön sind sehr reduzierte Bilder, das findet die Malerin auch selbst. Eines heißt „Prinzessin auf der Erbse“: heller Hintergrund, weißer Teller, eine einzige kleine grüne Erbse liegt darauf.

„Einfache Formen nehmen, reduzieren und abstrahieren – das ist das, was ich machen möchte“, sagt die Hobby-Malerin. Schon als Kind hat sie gemalt, seit 2005 greift sie regelmäßig zu Pinsel und Staffelei. Inzwischen im eigenen Atelier in ihrem Haus. Sie begann mit Aquarell, wechselte später zu Acryl. Ihre Bilder hängen auch in ihrer eigenen Küche.

Ein bisschen nervös sei sie schon, wenn sie an Samstag denke, gesteht die Vierbaumerin. Dann wird ihre Ausstellung im Schwarzen Adler eröffnet. Es ist ihre erste, die sie allein gestaltet. Einmal hat sie ihre Bilder in ihrem Büro bei der Arbeit aufgehängt, einmal hat sie an einer VHS-Gemeinschaftsausstellung teilgenommen. Aber allein – das ist ganz neu. Deshalb freut sie sich auch darauf. Ingrid Lohmann-Küppers, die sich zusammen mit Ulrike Bröcking um die Ausstellungen im Schwarzen Adler kümmert, wird die Gäste begrüßen. Nach der Eröffnung wird der ganze Adler zur Küchenzeile. Da kann man eigentlich nur noch „guten Appetit“ wünschen.

(up)
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