Saisonabschluss der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg Vom Bildhaften in der Musik

Rheinberg · Mit dem Konzert „Türkenschlacht oder Wie der Coffee nach Europa kam“ ließ das Kammerorchester Les Essences die Spielzeit 2021/2022 der Musikalischen Gesellschaft Rheinberg in der Stadthalle am Sonntagabend ausklingen.

 Das Kammerorchester Les Essences spielte in Rheinberg unter der Leitung von Önder Baloglu (links).

Das Kammerorchester Les Essences spielte in Rheinberg unter der Leitung von Önder Baloglu (links).

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Zum Ende der Konzertsaison 2021/2022 hatte die Musikalische Gesellschaft zum Konzert mit dem Kammerorchester Les Essences in die Stadthalle eingeladen. Knapp 100 Zuhörer genossen den Abend. „Wir sehen, dass der Besuch unserer Reihe in der mittlerweile zweieinhalb Jahre andauernden Corona-Pandemie wieder nach oben geht“, sagte der Vorsitzende des Klassik-Vereins, Arnim Baretzky.

Der Titel des Konzertes „Türkenschlacht oder Wie der Coffee nach Europa kam“ war angesichts des Russland-Ukraine-Krieges nicht gerade pietätvoll gewählt. Doch der Inhalt des Programms dagegen konnte uneingeschränkt überzeugen – umso mehr, als dass das junge internationale Kammerorchester unter der Leitung von Önder Baloglu eine vorzügliche musikalische Darbietung der fünf ganz unterschiedlichen Kompositionen gab. Die Begeisterung auf beiden Seiten – auf der Bühne wie im Zuschauersaal – war dabei so groß, dass auf eine Pause, wenn auch eher aus Zufall, verzichtet wurde und Konzertierende und Publikum somit mit einer Zugabe äußerst spannende eineinhalb Stunden miteinander verbrachten.

„Im Schatten des kriegerischen 17. Jahrhunderts blühte eine ausdrucksstarke Musikkultur. Das Ergebnis war ein ungemein bildhafter, sprechender und humorvoller Instrumentalstil, der sich besonders deutlich in Meisterwerken wie der Sonata ,Die Türkenschlacht bei Wien 1683‘ von Andreas Anton Schmelzer (1653-1701), der ,Turcaria‘ von Johann Joseph Fux (1660-1741) und der ,Battalia‘ von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) zu Wort meldete.“ So jedenfalls kündigte das Abendprogramm vom Sonntag das Konzert im Überblick an. Alle drei Werke haben die Zweite Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1683 zum Gegenstand ihrer musikalischen Auseinandersetzung.

 Das komplette Ensemble auf der Stadthallenbühne.

Das komplette Ensemble auf der Stadthallenbühne.

Foto: MGR

Doch auch das Violinkonzert A-Dur, KV 219 aus dem Jahre 1775 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), auch Türkisches Konzert genannt, hat in seinem Dreisatz-Spiel zumindest ein als drastischer türkischer Marsch angelegtes Finale in seinem Schluss-Rondo. Bei jenem musikalischen Vortrag war ein 19-köpfiges Ensemble, bestehend aus 14 Streichern, vier Bläsern und einem Cembalospieler, auf der Bühne. Ähnlich groß besetzt waren mit zehn Musikern (neun Streicher plus Cembalo) auch die „Battalia“ und das zweite Mozart-Stück des Abends „Adagio und Fuge c-moll für Streicher, KV 546“ mit 14 Musikern. Demgegenüber waren die Besetzungen bei der „Türkenschlacht“ mit Violine, Cello und Cembalo sowie bei „Turcaria“ mit zwei Violinen, einem Cello und dem Cembalo weitaus kleiner.

Besonders beeindruckend war die Schmelzer-Komposition der „Türkenschlacht“ anzuhören. Sehr bildhaft und atmosphärisch verwandelte das Trio – an der Spitze der Geiger Önder Baloglu, der seit der Spielzeit 2013/2014 bei den Duisburger Philharmonikern als Dritter Kapellmeister unter Vertrag steht – dabei die Partitur in die Erzählungen: Aufmarsch der Türken, Belagerung von Wien, Erstürmung Wiens durch die Türken, Sammlung des christlichen Widerstands, Sieg der Christen über die Türken bis zu ihrer Vertreibung.

(O.R.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort