Rheinberg Kammermusikfest im Schloss Ossenberg

Rheinberg · Die kompromisslose Leidenschaft zur Kammermusik liegt bei den Konzerten des Kammermusikfests Kloster Kamp förmlich in der Luft. Das merkte man auch bei der Matinée am Wochenende auf Schloss Ossenberg.

 Timothy Braun, Andrew Harley und Christopher Franzius (v.l.) begeisterten bei der Matinée des Kammermusikfest Kloster Kamp auf Schloss Ossenberg.

Timothy Braun, Andrew Harley und Christopher Franzius (v.l.) begeisterten bei der Matinée des Kammermusikfest Kloster Kamp auf Schloss Ossenberg.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Der letzte Tag des 15. Kammermusikfestes Kloster Kamp begann am Sonntag mit einer Matinée im Schloss Ossenberg. Der künstlerische Leiter und Cellist Alexander Hülshoff kündigte dem zahlreich erschienenen Publikum ein „sommerliches, fröhliches und energiegeladenes Programm“ an.

Zehn der insgesamt 16 äußerst renommierten Musiker des Festivals waren für diese Matinée im Einsatz. So erlebte das Publikum bei jedem Stück ein neues Ensemble. Zu Beginn spielten Timothy Braun (Violine), Christopher Franzius (Violoncello) und Andrew Harley (Klavier) das Klaviertrio Nr. 1 B-Dur, op.21 von Antonín Dvorák. Dieses Trio des großen tschechischen Meisters wird nicht sehr häufig aufgeführt, obwohl es sich durchaus nicht hinter Dvoráks beliebteren Kompositionen verstecken muss.

Spielerische Elemente erinnern daran, dass Dvorák, der aus armen Verhältnissen kam, seine erste Anstellung als Geiger in einer Tanzkapelle hatte. Er brachte beim Komponieren volkstümliche Elemente in die Kunstform ein und wurde dadurch zum tschechischen Nationalkomponisten. Braun, Franzius und Harley interpretierten das Trio spielerisch, im zweiten Satz mit samtigem Klang und einer sich steigernden Intensität, bald tänzerisch und witzig im dritten Satz und kraftvoll zum Schluss. Das begeisterte Publikum dankte es ihnen mit großem Jubel.

Es folgte die Serenade für Streichtrio C-Dur, op.10 des ungarischen Komponisten Ernst von Dohnányi. Als „Dinosaurier der Romantik im 20. Jahrhundert“ bezeichnete Hülshoff den Komponisten. Dohnányi lebte bis 1960, komponierte aber in spätromantischem Stil, anders als seine Landsmänner und Zeitgenossen Béla Bartók und Zoltán Kodály. Diese hatten, ähnlich wie Dvorak zu seiner Zeit, volkstümliche Elemente aufgegriffen und in ihre modernere Musik eingebracht. Gregory Ahss (Violine), Ulrich Eichenauer (Viola) und Robert Cohen (Violoncello) spielten die Serenade äußerst humorvoll und spritzig, sparten nicht damit – trotz der hochsommerlichen Temperaturen – sich selbst und dem Publikum einzuheizen.

In der Pause hatten alle dann die Gelegenheit, bei einem Getränk das wunderschöne Ambiente des Schlossgeländes zu genießen. Danach folgte das Quartett für Klavier und Streichtrio a-Moll, op.1 von Josef Suk. Suk war Kompositionsschüler und Schwiegersohn von Dvorak und schrieb dieses Werk als Examensarbeit. In jugendlichem, kraftvollen Duktus wurden die Zuhörer erneut in tschechische Klangwelten entführt. Roland Krüger (Klavier), Giora Schmidt (Violine), Alfredo Zamarra (Viola) und Katharina Apel (Violoncello) spielten von der ersten Note an mitreißend, zartfühlend im Adagio und energiegeladen im letzten Satz, Allegro con fuoco. Die kompromisslose Leidenschaft zur Kammermusik lag hier förmlich in der Luft.

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